1. Katholiken finden neue Kraft durch Beten und Singen

    Profanierung der katholischen Kirche St.-Johannes-Evangelista / Gebäude steht zum Verkauf

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    BAD EILSEN (hb/m). Mit Traurigkeit im Herzen sind noch einmal etwa 80 Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde St. Marien am Samstagnachmittag in die Kirche St. Johannes in Bad Eilsen gekommen, um zum letzten Mal dort an einer Heiligen Messe teilzunehmen. Im Anschluss an den letzten Profanierungs-Gottesdienst hat Generalvikar Dr. Werner Schreer aus dem Bistum Hildesheim den Altar abgeräumt und die Reliquien mit ins Archiv nach Hildesheim genommen. Das Gebäude steht zum Verkauf und soll wahrscheinlich zukünftig für wohnliche Zwecke genutzt werden.

    Generalvikar Dr. Werner Schreer (li.) faltet das Altarbuch ein, und Pfarrer Bogdan Dabrowski löscht das Ewige Licht aus.

    Etwa 80 Gläubige haben am Profanierungsgottesdienst in der St.-Johannes-Kirche teilgenommen.

    "Unsere Kirche wird es nicht mehr geben, nachdem es bereits in den letzten zwei Jahren schon keine Gottesdienste mehr gegeben hat", sagte Johannes Kersting für den Pfarrgemeinderat. Das Schließen einer Kirche sei ein trauriger Schritt. Viele hätten mitgemacht, so Kersting in einem Rückblick, Hand angelegt und mitgewirkt, gespendet und fast 50 Jahre lang die Kirche in Ordnung gehalten und gepflegt.

    Nachdem 1962 mehr als 1000 sonntägliche Kirchenbesucher in der St. Mariengemeinde Bückeburg gezählt wurden, sei im damaligen Kirchenvorstand die Notwendigkeit gesehen worden, eine weitere Kirche im Raum Steinbergen/Bad Eilsen zu bauen. Mit Blick auf die Kurgäste sei die Entscheidung für Bad Eilsen gefallen. Für 330.000 Mark, geplant waren Baukosten in Höhe von 250.000 Mark, ist die Kirche an der Ringstraße gebaut worden. Aus Ersparnisgründen wurde auf einen Turm und auf das geplante Pfarrhaus verzichtet.

    Am 10. März 1963 hat die Kirchweihe stattgefunden. Als Patron wurde zur Erinnerung an das zu Baubeginn von Papst Johannes XXIII einberufene II. Vatikanische Konzil der Name "St. Johannes Evangelista" gewählt. Im Sommer 1972 baute das Bischöfliche Generalvikariat Hildesheim hinter der Kirche ein Fertigteilhaus als Wohnung für einen pensionierten Geistlichen. "Für eine beträchtliche Anzahl von Katholiken der Gemeinde St. Marien Bückeburg war dieses Gotteshaus der Mittelpunkt ihres kirchlichen Lebens, hier fanden sie Kraft durch Beten und Singen", so Kersting.

    "Die Zeiten sind schwieriger geworden, das wirkt sich bis in die Kirche aus", sagte Dr. Werner Schreer. "Wir werden bundesweit weniger, das liegt nicht nur an den Austritten, es werden nur noch halb so viele Kinder wie vor 40 Jahren geboren", erläuterte der Generalvikar die Entscheidung des Bischofs Norbert Trelle. Der Anteil der Steuerzahler und der Gottesdienstbesucher sei eben geringer geworden. Schreer ist zuversichtlich, dass sich wieder Menschen finden werden, die sich öffnen für die Botschaft des Evangeliums. Es sei sein Wunsch, so Schreer, nicht den Blick in die Zukunft zu verlieren.

    "Wir teilen die Trauer, unser Kommen ist ein Stück Mitgefühl", sagte Reiner Rinne. Der Pastor der evangelischen Kirchengemeinde Bad Eilsen hatte ebenso wie der Luhdener Pastor Lutz Gräber am Gottesdienst teilgenommen. "Wir kennen das, wenn weniger Besucher zum Gottesdienst kommen und weniger Geld da ist", räumte Rinne ein. Es sei selbstverständlich, dass die Katholiken die Christuskirche und das Gemeindehaus nutzen können, wenn sie gebraucht werden. Im Anschluss an den Profanierungs-Gottesdienst standen die Gemeindemitglieder bei Stiftsbrot noch lange an den Stehtischen zusammen und diskutierten die Schließung der Kirche.

    Foto: hb/m

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