LAUENAU (al). Der "Lauenauer Runde" ist die wohl bemerkenswerteste Wintersportstätte der Region zu verdanken. Seit 2004 öffnet für rund drei Monate die Eishalle im örtlichen Gewerbepark. Auf inzwischen 900 Quadratmetern können sich Schlittschuhläufer tummeln und Eisstockschützen messen. Bei den ersten Überlegungen vor jetzt sechs Jahren war nicht absehbar, was sich aus den anfangs nur kühnen Gedankenspielen entwickeln könnte.
Im Frühling 2004 wurde über den Standort für den nächsten Weihnachtsmarkt diskutiert. Schon im Vorjahr hatte er auf dem Marktplatz stattfinden müssen, weil es im Bereich von Lange Straße und Kirchstraße zuletzt immer wieder Kritik von Anwohnern gegeben hatte. Nun bot sich eine der ausgedienten Casala-Fabrikhallen an, die sich inzwischen im Besitz des Fleckens befanden. Dort könnten sich die Stände rund um eine kleine Winterlandschaft reihen, die aus einem zugefrorenen Teich und einer passenden Kulisse mit Tannenbäumen und (Watte-)Schnee bestehen würde.
Doch die vage Idee nahm rasch überdimensionale Formen an. Nur wenige Wochen später wurde aus dem "Teich"-Vorhaben ein Kunsteisbahn-Projekt. Das Klima- und Kältetechnik-Unternehmen Anderten aus Messenkamp fand sich als Partner; Unterstützung kam durch die Bürgermeister Heinz Laufmöller und Uwe Heilmann. Heyno Garbe und Eckhard Anderten besuchten vergleichbare Eisbahnen und –hallen und bereiteten eine Entscheidung vor. Die Kältetechnik sollte eine mobile Anlage für eine Schlittschuhfläche von 450 Quadratmetern liefern.
Da die Kosten für Anmietung sowie die Investitionen für Schlittschuhe, Dekoration, Beleuchtung, Werbung und viele andere Aufwendungen die finanziellen Gegebenheiten der "Runde" weit überschritten, wurde der gemeinnützige Verein "Eishalle Lauenau" geschaffen. Sponsoren stellten Darlehen bereit. Die Agentur für Arbeit zeigte sich dem Vorhaben ebenfalls aufgeschlossen: Sie bewilligte Ein-Euro-Kräfte für Kassendienst und Schlittschuhverleih, für Kontrolle und Aufsicht. Das Bauteam der "Runde" hatte alle Hände voll zu tun.
Eine besondere Unterstützung aber wurde von den Lauenauer und Feggendorfer Vereinen erbeten. Sie sollten mit freiwilligen Helfern dazu beitragen, die Eintrittsgelder so gering wie möglich zu halten. Verleger Norbert Bruhne schuf einen Pinguin als Logo, das fortan auf diese besondere Wintersportstätte aufmerksam machte. Sogar über den Rundfunk konnte die "Runde" auf die Eishalle aufmerksam machen.
Am 26. November 2004 erfolgte die Eröffnung mit einer Eisrevue. Die "Skating Girls" der ESC Wedemark bezauberten die mehr als 500 Zuschauer mit ihrem Können auf Kufen. Lob kam von der lokalen Prominenz. Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier würdigte "die geballte Kraft von Heyno Garbe" – und verlieh ihm den Titel "Lauenauer Eisprinz". Sparkassendirektor Günter Klußmeyer, dessen Institut sich erheblich an den Kosten beteiligt hatte, erinnerte an vorangegangene Projekte: "So viele Aktivitäten wie in Lauenau gibt es im ganzen Landkreis kein zweites Mal." Bevor die ersten Schlittschuhläufer die Fläche stürmten, durfte Ehrenvorsitzende Frieda Fritsch als erste Lauenauerin das Eis ausprobieren – auf einem mit Kufen versehenen Polstersessel.
Rund um die gefrorene Fläche fand wenige Wochen später der Weihnachtsmarkt statt. Der Wedemärker Trainer Jo Baker bot nach Vermittlung durch die "Runde" Eislaufunterricht an. Bald bildete sich eine Gruppe von Mädchen und Jungen, die seither selbst den jährlichen Saisonbeginn und das jeweilige "Eisverbrennen" zum Abschluss gestalten. Im ersten Lauenauer "Eiswinter", der 66 Tage dauerte, wurden mehr als 25.000 Besucher gezählt.
Im zweiten Jahr waren es bereits 94 Betriebstage mit 30.000 Besuchern. Allein am Eröffnungsabend wurden 1200 Zuschauer gezählt. Die Eisfläche betrug jetzt 600 Quadratmeter und verbesserte sich dank der gebraucht erworbene Pflegemaschine "Zamboni". Mehr Annehmlichkeiten gab es auch für die Besucher: Ein Bistro entstand, von dessen Obergeschoss ein freier Blick auf das fröhliche Treiben in der Halle ermöglicht wurde. Dank verschiedener Maßnahmen verlor die Halle zunehmend ihren Fabrikcharakter. Immer mehr nutzten Familien die Halle für Kindergeburtstage; Betriebe trafen sich zu Weihnachtsfeiern oder gemeinsamen Feierabend-Ausflügen. Auf Einladung von "NDR 1 – Radio Niedersachsen" berichteten Heyno Garbe, Klaus Kühl und Günter Krzon in der Sendung "Plattenkiste" über das Projekt.
In Rekordjahren kamen bislang mehr als 35.000 Besucher. Die jüngste Saison schloss mit 31.000 registrierten Personen ab. Sie war geprägt von einer neuen Herausforderung: Da das Jobcenter keine Ein-Euro-Kräfte mehr bewilligt hatte, wurde der Eishallenverein selbst zum Arbeitgeber. Die Eintrittspreise konnten dennoch gehalten werden; nicht zuletzt wegen der unvermindert anhaltenden Einsatzbereitschaft zahlreicher Helfer. Foto: al