STEINHUDE (sowi). "Eine bessere Wahl als mich zum Freyfischer zu machen, hätten Sie nicht treffen können", sagte Umweltminister Hans-Heinrich Sander am Freitagabend beim traditionellen Fischermahl in Schweer Harms Fischerhus und ließ sich vom Vorsitzenden des Fischervereins, Willi Hodann, die Freyfischerkette umhängen. Gestärkt nach einem leckeren Zanderessen sei er nun als Freyfischer in der Pflicht, sich mit allen seinen Möglichkeiten für Lösungen der Probleme einzusetzen, mit denen sowohl die Fischer als auch Wassersportler zu kämpfen haben. Seit Jahren stehen die riesigen Kormoranschwärme als Fischräuber in der Diskussion, ebenso das Befahrensverbot durch die Steinhuder Meer Verordnung, die Verschlammung des Meeres und der niedrige Wasserstand. Bereits vor drei Jahren hatte Sander als Gastredner am Fischermahl teilgenommen und sich sehr überrascht über die vorgebrachten Klagen gezeigt. Seinerzeit hatte er betont, dass ihm seine Mitarbeiter stets versichert haben, dass mit den Anliegern am Steinhuder Meer Einvernehmen bestehe. Der damals amtierende Freyfischer, Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt, hatte dem Minister schließlich den Rat gegeben, mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen - er tue es auch manchmal. "Es werden Beschlüsse auf einer Ebene getroffen, ohne dass die notwendigen Gespräche stattfinden." Sander hatte seinerzeit mit den Worten "Wenn es keine Fische mehr im Meer gibt, gibt es hier auch keine Fischer. Vieles hat sich verändert, nicht immer zum Besten - deshalb müssen wir darüber reden, damit es besser wird."
Doch geändert hat sich bisher nichts - im Gegenteil. Besonders das Ansinnen der Fischer auf eine Reduzierung der Kormorane wurden zurückgewiesen sowie eine Lockerung der Steinhuder Meer Verordnung garnicht mehr in die Diskussion genommen. Das soll sich jetzt ändern und man wird am Schluss der zweijährigen aktiven Amtszeit von Umweltminister Sander eine Bilanz ziehen.
In seinem Grußwort sagte Ortsbürgermeister Engelmann, dass das Fischermahl zu einem ganz wichtigen Gesprächsforum geworden ist. Die Probleme seien vielfältiger geworden und es bestehe ein komplexes Gefüge aus Natur- und wirtschaftlichen Interessen. "Wir wünschen uns Veränderungen, was an einigen Stellen auch gelungen ist, aber nicht überall", sagte Engelmann.
Die bisherige amtierende Freyfischerin Caren Marks trennte sich nur ungern von der Kette, dem äußeren Symbol des Titels. Sie habe diese Auszeichnung als große Ehre empfunden und mit viel Leidenschaft die kritischen Themen besprochen. Sie wünschte ihrem Nachfolger, dass er die Belange der Steinhuder weiter nach vorne bingt.
An dieser Stelle sagte der neue Freyfischer Sander, dass der guten Worte nun Taten folgen müssen. Früher gab es keine Meerverordnung, kein Nachtfahrverbot, keine unsinnigen Bestimmungen, die gegen die Menschen gerichtet sind. Es sei ihm unverständlich, dass den Menschen am Meer die Gesetze, die sie sich selbst gegeben haben und nach denen die Abläufe funktionierten, genommen wurden. "Die Menschen hier sind bereit, etwas für das Steinhuder Meer zu tun - warum lässt man sie nicht?" stellte der Minister als Frage in den Raum. "Ich werde nicht locker lassen, bis wir die Dinge geregelt haben, die zu regeln sind und ich werde mich nicht für Angelegenheiten verbiegen lassen, die den Menschen hier zum Nachteil sind", versicherte Sander. Auch dem Thema Kormorane will er sich widmen: "In den 70-er Jahren gab es im ganzen Bundesgebiet sieben Brutpaare, jetzt sind es unzählige. Dieser damals gefährdete Vogel gefährdet heute den Fischbestand." Er könne die Naturschützer nicht verstehen, die vehement die Unanstastbarkeit des Kormorans fordern, denn Naturschutz endet nicht oberhalb der Wasserfläche. "Und wenn sich das Verwaltungsgericht in seinem Urteil an das Niedersächsische Grundgesetz orientiert und damit nicht den Erfordernissen entspricht, dann müssen wir das Gesetz ändern", so Sander. Im übrigen könnten die Städte Neustadt und Wunstorf die Lage viel besser beurteilen, als die Politik und Verwaltung in Hannover. Und alsdann müsse auch das Problem der Verschlammung angegangen werden. Minister Sander will während seiner zweijährigen Amtszeit eine Lösung finden, wie 1,7 Millionen Kubikmeter Schlamm aus dem Meer entnommen und verwertet werden können. Foto: sowi