RINTELN (ste). Die Bürgerinitiative gegen die Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie im Bereich Westendorf und Deckbergen forderte jetzt in einem Schreiben an die Stadt dazu auf, bei der anstehenden avifaunistischen Untersuchung des geplanten Gebietes die Untersuchung offen zu legen und dabei insbesondere Wert auf eine Vielzahl von Einzelfaktoren zu legen.
Unter anderem sollen auch Fledermäuse, deren Wochenstuben, Nahrungshabitate und Flugkorridore mit in die Untersuchung eingebunden werden.Darüber hinaus wollte Antje Rinne als einer der Motoren der Windkraftgegner wissen, welche Großvögel erfasst werden, wie es mit Rast- und Zugvögel aussieht und deren Leitkorridore und ob bei der Untersuchung auch die räumliche Nähe zu den großen Wasserflächen in Deckbergen/Kleinenwieden, der Weser mit Auskiesung im Weserbogen Hohenrode und zu den Kiesteiche Neelhof/Engern berücksichtigt werde.
Ihr ging es weiter um die Brutkolonien von Kormoran im Bereich Kiesteiche Engern, um Graureiher und deren Bruthabitat, Aktionsräume und Schlafplätze der durch Windenergieanlagen besonders gefährdeten Großvögel Rotmilan, Schwarzmilan, Mäusebussard und Uhu.
Bearbeitet wird das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten von der "ABIA" (Arbeitsgemeinschaft Biotop und Artenschutz) aus Neustadt am Rübenberge. Von April bis Juli werden die dort tätigen Fachleute im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften, so Rintelns Erster Stadtrat Jörg Schröder, die Untersuchung durchführen.
Bereits um 2002 herum hatte der Diplom-Biologe Thomas Brandt, wissenschaftlicher Leiter der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer, ein Gutachten über die schützenswerten Flora-Fauna-Habitate im damals geplanten Vorranggebiet nördlich der Eisenbahnlinie gefertigt.
"Und wenn jemand im Rinteln und Umgebung die dort ansässigen Vögel sogar mit Vornamen kennt, dann ist das Brandt", so Schröder. Brandts damaliges Urteil hält er auf telefonische Nachfrage auch heute noch aufrecht: "Die Arten, die die Bürgerinitiative nennt, darunter der Rotmilan, sind schlichtweg nicht da!" Aus naturschutzfachlicher Sicht sieht der Diplom-Biologe im Falle der Ausweisung eines Vorranggebietes für Windkraftanlagen nur einen denkbaren Standort in Rinteln: "Und der liegt im Planungsgebiet bei Westendorf und Deckbergen!"
Für Antje Rinne und die Bürgerinitiative hat Brandt, der seine Diplom-Arbeit über Schleiereulen geschrieben hat und dabei viel im Bereich Westendorf und Deckbergen in der Feldmark unterwegs war, wenig Verständnis: "Aus egoistischen Motiven heraus naturschutzrelevante Sachverhalte erfinden, das macht den Naturschutz unglaubwürdig!" Er ist sich sicher: "Auch beim neuerlichen Gutachten des hochgeschätzten Büros ABIA wird sich nichts Neues ergeben!"
Dazu seien schon vor Jahren zu viele Hecken gerodet und alte Bäume gefällt worden. Und Brand geht noch weiter: "Als es um die Frage einer Vorrangfläche im Bereich Ellerburg ging, die aus naturschutzfachlicher Sicht wegen der Artenvielfalt indiskutabel war, sagte mir Frau Rinne in einem Fahrstuhlgespräch, dass für sie die Menschen vor den Tieren kommen und forderte: Windräder an die Ellerburg!" Brandt sieht hier einen eklatanten Gegensatz zur heutigen Haltung von Antje Rinne.
Und in Bezug auf die vielzitierten Mausohr-Fledermäuse, deren Kolonie Brandt einst in der Steinberger entdeckte, stellte er klar: "Mausohr-Fledermäuse jagen in Wäldern und an Waldrändern; wo die in dem fraglichen Gebiet seien sollen, erschließt sich mir nicht."
Das Gutachten, das Brandt einst für den nördlichen Teil der Bahnlinie fertigte, wird jetzt durch das ABIA-Gutachten ausgedehnt auf die Flächen südlich der Bahnlinie.
"Unter Einbeziehung vorhandener Unterlagen!", wie Jörg Schröder mitteilte! Das Ergebnis, so scheint es, ist allerding voraussehbar.
Foto: ste/privat