LANDKREIS (ih). Das ist er. Fürst Ernst. Roter Bart und stolzer Blick. Mit einem Segelboot wird er wiederkommen. Zurück in sein Land, das Schaumburger Land. Er ist der letzte bedeutende Monarch für die gesamte Region. Bevor die Menschen zu Hessen und Fürstenkindern wurden. Das ist fast 400 Jahre her. Viel länger aber waren die Menschen in der Region in einem Reich zuhause. 1110 wurde die Schaumburg das erste Mal urkundlich erwähnt. Ein guter Grund also, 900 Jahre Hügel und Wälder, Wiesen und Felder zu feiern. Die Organisation des Festes hat die Schaumburger Landschaft. Dabei gilt: Alle sollen mitmachen können.
Im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt erklärten Sigmund Graf Adelmann, Geschäftsführer der Schaumburger Landschaft, und Ralf Mahnert vom Landkreis Schaumburg die Idee und berichteten von den Planungen des Programms. Der Renaissance-Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg kommt wieder. Soweit, so gut. Er sei ein Mann des Rechts gewesen, so Adelmann. Neben der Polizeiordnung hat er die Kirchenordnung aufgesetzt, die bis heute in Teilen Bestand hat. Für seine Zeit sehr modern. Aus der heutigen Perspektive aber habe der Menschenfreund Schattenseiten gehabt. Er sei sehr eitel gewesen, so Adelmann. Seine hohe Stirn versuchte er über eine lange Lockenpracht im hinteren Kopfbereich auszugleichen. Als Kind seiner Zeit seien Hexenverfolgungen normal gewesen. Gleichzeitig habe er Religionsfreiheit gewährt. Bis heute sind auf dem Altonaer Friedhof Grabsteine von Juden oder Menoniten zu finden, die in seiner Grafschaft willkommen waren. Die Jubiläumsveranstaltung feiere aber nicht den Fürst Ernst als Person, so Mahnert. Viel mehr sei eine Figur notwendig, die die Identität aller Schaumburger anspreche. Darum dreht sich das Jubiläum mit dem Titel "Schaumburger Friede". In allen Städten und Samtgemeinden des Schaumburger Landes ist Fürst Ernst mit seinem Gefolge zu Gast. Vom 19. bis 29. August reist der Tross von Steinhude durch die Samtgemeinden und Städte bis nach Hessisch Oldendorf. Er kehrt ein in Kleinenbremen wie in Remeringhausen, macht Halt in Möllenbeck, Düdinghausen und vielen Orten mehr. Ob Hagenhufendörfer, Kurbäder oder die Residenzstadt: Überall bereiten sich die Menschen auf den Besuch vor. Seine Mission ist heikel: Fürst Ernst will Frieden stiften. Hin und her wogen die Debatten zwischen Bürgern und Stadträten, zwischen Straßengemeinschaften und Bauverwaltungen, zwischen Schulträgern und Eltern. Als unbeteiligter Dritter, aber Kenner der Region und der Menschen hört er alle Anliegen.
Rund um die kurze Visite gestalten sie von der Butterkuchen-Party bis zum Lichterfest jede Menge Aktionen. Bereits etablierte Veranstaltungen, wie die Tage der Weserrenaissance in Stadthagen, das Lichterfest in Bad Eilsen oder das Gourmetfest in Bad Nenndorf reihen sich in die zehn Tage "Schaumburger Friede" mit ein. In Rinteln findet ein mittelalterlicher Markt vor der Eulenburg statt. Den Abschluss bildet ein großes Renaissancefest in Bückeburg.
Spannend ist der Tross des Fürsten, für den Organisator Ralf Mahnert noch Komparsen sucht. Zehn Tage lang in Renaissance-Gewändern geht es mit der Kutsche durch das Schaumburger Land.
Urlaub, Lust auf Geschichte müsse man mitbringen, so Mahnert. Dann steht der Entdeckung der eigenen Heimat nichts mehr im Wege. Auch Reiter werden noch gesucht. Sie müssen zusätzlich Erfahrung mitbringen. Denn an jedem Tag werden circa 30 Kilometer auf Asphalt zurückgelegt. Wer Lust hat mitzumachen, findet alle Kontaktdaten und jede Menge Informationen unter www.schaumburger-friede.de im Internet.
Für die Region wird dieses zehn Tage dauernde Fest sicher etwas ganz Besonderes. Foto: Schaumburger Landschaft