WÖLPINGHAUSEN (wtz). Auf ins 18. Jahrhundert hieß es am vergangenen Wochenende für fast 50 Darsteller. Sie hatten sich zu einem historischen Feldlager in der Grünen Mitte des Dorfes eingefunden. Drei Tage lang campierten dort Infanteristen, Kanoniere und Feldherren; selbst Friedrich der Große war mit einem standesgemäß prunken Zelt vertreten. Sie alle zogen viele Besucher an, die sich für die historischen Darstellungen interessierten.
"Die Szene der Darsteller des 18. Jahrhundert ist überschaubar", berichtete Uwe Brinkmann vom ausrichtenden Infanterieregiment Graf Wilhelm. Man trifft und besucht sich gegenseitig. "Hier in Wölpinghausen haben wir eher ein kleineres Biwak, aber die großen umfassen auch nicht mehr als 250 Teilnehmer", so der Hobbyinfanterist. Ganz im Gegensatz zu den Freunden des Mittelalters, zu deren Treffen deutlich mehr Darsteller zusammenkommen.
Das Organisationsteam des Wölpinghäuser Regiments mit Joachim Sölter, Uwe Brinkmann sowie Bettina und Jörg Voigt hatte dennoch einiges auf die Beine gestellt. Ihrer Einladung folgten Vertreter aus den Infanterieregimenten der Landesherren von Winterfeld und von Hardenberg. Zwei Darstellergruppen aus Blankenburg und auch das Infanterieregiment Piemont Savoyen aus Köln schlugen in Wölpinghausen ihre Schlafstätten auf.
In den Zelten ging es originalgetreu zu. Die Infanteristen schliefen auf einfachen Betten und waren froh, dass sich die für das Wochenende angekündigten Regenschauer in Grenzen hielten. Moderne Technik suchte man allerdings unter den weißen Zelttüchern vergebens. Nicht mit der Batterietaschenlampe, sondern mit einer befeuerten Handlampe ging es des nachts zur Latrine.
Neben den Gruppen hatten sich auch einzelne Historiendarsteller eingefunden. Magister Manfredus aus Dresden campierte genauso wie kein Geringerer als Friedrich der Große in Wölpinghausen. In Persona von Rolf Zahren aus Krefeld hatte der Preußenkönig mit einer standesgemäßen Zeltausstattung Einzug gehalten. Vollmöbliert mit Tisch und Stuhl nahm der "Alte Fritz" am Feldlager teil.
Sehr erfreut zeigten sich die Veranstalter von der vielfältigen Besucherschar. Alt und jung schlenderten durch das Biwak und durften ihre Blicke in die Zelte werfen. In einem von diesen fanden sie eine umfangreiche Ausstellung über Graf Wilhelm. Inge Bührmann aus Altenhagen hatten diese zur Verfügung gestellt und konnte interessierte Gäste über den begnadeten Militärführer informieren.
Die Ausstellung umfasste eine Ahnentafel, Schlachtpläne und Abbildungen seiner Soldaten. Selbst eine Motorradgruppe nutzte das Biwak für einen Zwischenstopp. Wie alle Gästen fanden sie auf dem nahen Hof Dankwarth alles für ihr leibliches Wohl und griffen gerne zu. Das Programm des Lagerlebens war prall gefüllt. In Person von Joachim Sölter begrüßte Graf Wilhelm hoch zu Ross den "Alten Fritz". Feldwebel und Unteroffiziere ordneten einige Exerzierübungen an, so dass schließlich die Truppe inspiziert und deren Kampffähigkeit festgestellt werden konnte.
An anderer Stelle des Lagers war Karl Sochor emsig beschäftigt. Er hatte sich vorgenommen ein Spanferkel am offenen Feuer zu grillen und brauchte hierfür reichlich Unterstützung. Das von Heiko Bothe gestiftete Borstenvieh musste schließlich sechs bis acht Stunden laufend am Spieß gedreht werden. Erst danach konnte er die ersten Mahlzeiten servieren.
Seinen Anschluss fand das dreitägige Spektakel mit einem historischen Feldgottesdienst einschließlich Taufe. Zudem wurde die neu angeschaffte und nach originalgetreuen Vorlagen gemalte Fahne des Infanterieregiments geweiht. Fotos: wtz