STADTHAGEN (ih). Die Frauen in Schaumburg sind stark. Ein besonderes Beispiel dafür stellt die Gästeführerin Christina Bühre am Sonntag, dem 2. Mai vor. Bei einem rund 90 minütigen Rundgang nimmt Bühre die Besucher mit in die Welt des 18. Jahrhunderts. Johanne Sophie Gräfin zu Schaumburg-Lippe hat einen besonderen Lebensweg beschritten, der bis heute beachtlich ist.
Eine starke Frau im 18. Jahrhundert: Johanne Sophie Gräfin zu Schaumburg-Lippe steht am 2. Mai im Mittelpunkt der Gästeführung.
Denn von ihrem Ehemann hat die junge Mutter nur eines zu erwarten: Terror und Gewalt. Aus Angst um sich und das Leben ihrer Kinder flieht sie aus dem Bückeburger Schloss vor dem herrischen Monarchen nach Minden. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern, kein Einkommen und nur wenig Rechte. Doch ihr gelingt es, vor dem Kaiser für sich und ihre Söhne Wohnrecht im Stadthäger Schloss zu erstreiten. Dort startet der Rundgang von Christian Bühre. In gemütlichem Tempo geht es über den Wall in die Schulstraße zu einem Haus, von dem die wenigsten wissen, wie wichtig es bis heute ist. Denn Johanne Sophie ist es zu verdanken, dass an der Schulstraße ein Waisenhaus eingerichtet wurde. Die nächste Station des Stadtspaziergangs ist die St. Martini-Kirche, in der Bühre den Besuchern wieder eine Menge zu erzählen hat. Auch der Schloßgarten mit dem Gesundbrunnen und das Lustschlösschen sind eng mit Johanne Sophie verknüpft.
Zeit ihres Lebens hat die Gräfin ohne Geld aber mit viel Biss für ihre Söhne gekämpft. Vor allem die Ausbildung ihres Sohnes Albrecht Wolfgangs lag ihr am Herzen. Er war der nächste Landesherr in Schaumburg-Lippe. Um ein Auskommen zu haben, verließ Johanne Sophie Stadthagen und ging an den Hof zu Hannover. Als Hofdame von Kurfürstin Sophie folgte sie dem künftigen König Georg I nach England, ließ ihre Söhne zurück.
Das Leben von Johanne Sophie Gräfin zu Schaumburg-Lippe hat Christina Bühre aus den Briefen rekonstruiert. Sie selbst ist fasziniert von der Frau, die in ihrer schwierigen Situation immer wieder ihre Söhne ermutigt und antreibt, zu lernen. Die enge Bindung trotz der räumlichen Distanz sei spürbar, so Bühre. Diese Leben zeichnet die Gästeführerin am Sonntag, dem 2. Mai nach. Start ist um 14 Uhr am Schloss Stadthagen. Den Besuchern wird die Gräfin im Schloss sogar selbst begegnen. Eine Anmeldung unter 05721/926070 sei wünschenswert, so Bühre. Doch auch Kurzentschlossene sind herzlich willkommen. Erwachsene zahlen einen Unkostenbeitrag, in dem die Führung, die Kirche und das Schloss enthalten sind. Kinder gehen kostenlos mit. Mach der Führung besteht die Möglichkeit im ehemaligen Lustschlösschen der Gräfin einzukehren. Dort ist heute das Stadtgartencafe. Foto: ih