BAD NENNDORF/APELERN (al). Die im östlichen Teil des Schaumburger Lands getragene "Oesterten-Tracht" wird am kommenden Wochenende in Bad Nenndorf offiziell zur "Tracht des Jahres". Es ist das fünfte Prädikat dieser Art, das der Deutsche Trachtenverband vergibt. Waren es bislang vorwiegend in Süddeutschland bewahrte Traditionen, ist nun zum ersten Mal der Blick auf Niedersachsen gefallen. Deshalb wird der Deutsche Trachtentag auch im Schaumburger Land einberufen.
Neun Vereine pflegen die "Oesterten" oder auch "Lindhorster" genannte Tracht, die in den fünf Kirchspielen Apelern, Bad Nenndorf, Beckedorf, Hohnhorst und Rodenberg der hannoverschen Landeskirche sowie den vier Kirchspielen Lauenhagen, Lindhorst, Probsthagen und Heuerßen der Schaumburg-Lippischen Landeskirche Gewohnheit waren. Heute ist die Kleidung aus dem Alltag weitgehend verschwunden; nur einige wenige hochbetagte Frauen tragen noch den roten Rock. Aber junge Leute pflegen in den Gemeinschaften die textile Kunst und zum Teil auch die überlieferten Volkstänze.
Jetzt waren die Vereine auch in der Pflicht, anlässlich der Prädikat-Vergabe eine Broschüre aufzulegen, die die Trachten und ihre Besonderheiten beschreibt. Neben Dagmar Eynck und Heinz Müller von der Apelerner Tanz- und Trachtengemeinschaft arbeiteten weitere Experten aus anderen Gruppen mit. So ist ein attraktives Heft mit vielen Informationen und farbigen Bildern entstanden. Der Landestrachtenverband hat die Druckkosten für tausend Exemplare übernommen. Diese werden am kommenden Wochenende den Delegierten überreicht. Außerdem ist die Broschüre im Gepäck, wenn Abordnungen in "Oesterten"-Tracht bundesweit die früheren Schaumburger Gewohnheiten präsentieren. Schon gibt es die ersten Termine für die Apelerner. Doch auch einige andere Gemeinschaften dürften sich auf die Reise begeben. "Diese Auszeichnung ist für uns Verpflichtung", betont Müller. Das kleine Heft dürfte ein Übriges tun. In knappen Texten werden die historischen Kleidergewohnheiten im Alltag sowie bei kirchlichen Festen erläutert und entsprechend illustriert.
Ein Kapitel befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung; eine Liste nennt die hiesigen Brauchtumsvereine. Auf dem Titelbild sind die "Häger Ringelschotschen" des Tanzkreises Lüdersfeld dargestellt. Besonders interessant dürfte die Aufnahme einiger der letzten Trachtenfrauen in Nordschaumburg sein. Die Rückseite des Hefts ziert eine Gruppe von Rotrockträgerinnen. Foto: al