1. Schaumburg als Labor der Städtegründung

    Festvortrag stellt Höhepunkt der Historikertagung / Professor Thomas Vogtherr zur mittelalterlichen Entstehung Schaumburgs

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    LANDKREIS (nb). Vieles ist mündlich überliefert, historisch zu belegen jedoch nur Wenig. Gesprochene Geschichte muss sich an historischer Forschung messen lassen. "Nicht viel Neues" gebe es zu berichten.

    Dennoch wagte sich Professor Doktor Thomas Vogtherr, Experte für die Geschichte des Mittelalters an der Universität Osnabrück, an ein Fazit zur Entstehung Schaumburgs und seinen Anfängen und ordnete diese in einen Gesamtkontext ein. In seinem Festvortrag konzentrierte er sich vornehmlich auf die Rolle der Schaumburger Grafen als Städtegründer.

    Anlässlich des 900-jährigen Jubiläums dieser Region hatte sich zuvor eine ganze Riege renommierter Historiker zu einer Tagung in Schloss Bückeburg zusammengefunden, ausgerichtet von der Historischen Arbeitsgemeinschaft und dem Staatsarchiv Bückeburg. Geladene Gäste lauschten dem Vortrag des Fachmannes ebenso gebannt wie zahlreiche Bürger, die die Gelegenheit nutzten, mehr über ihren Wohnort und geschichtliche Zusammenhänge zu erfahren.

    Mangels schriftlicher Aufzeichnungen fehle laut Vogtherr in vielen Fragen oftmals der konkrete historische Nachweis, etwa, ob nun Adolf der Dritte oder Vierte Stadthagen, die erste Stadt Schaumburgs, gegründet habe. Vogtherr orientierte sich in seinen Ausführungen an Analogien, die er anhand mittelalterlicher Städtegründungen im allgemeinen aufgestellt hatte.

    Der Zuhörer erfuhr mehr über die verschiedenen Kategorien von Städten, etwa den ersten "geistigen Zentren", den Gründungsstädten und den Klein- oder "Minderstädten", die zur weiteren Festigung und Versorgung bestehender Lebenszonen geschaffen wurden.

    In der nahezu zeitgleich erfolgten Gründung von Stadthagen, Rinteln und Oldendorf leitet der Professor eine politische Strategie ab, die territorial und militärisch relevanten Abwägungen folgt und dazu dient, das heimische Gebiet zu erschließen. Schaumburg sei im Vergleich zu Holstein mit seinen Handelsmöglichkeiten lediglich ein "Nebenland" für seine Oberhäupter gewesen, dennoch weisen Städte beider Regionen starke Ähnlichkeiten auf. Stadthagen und Kiel glichen sich in Struktur und Aufbau "wie ein Ei dem anderen". Damit kam Vogtherr zum Resümee seiner Forschungen: Schaumburg als Labor der Städtegründung, dessen Städte, nach einem festegelegten Plan, zielgerichtet entstanden sind.

    Der Experte zog dabei den Vergleich zu moderner Infrastruktur und Wirtschaftspolitik, die er bereits im Mittelalter begründet sieht. Landesbischof und Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier brachten in Ansprachen persönliche Gedanken zu Gehör.

    Während erster auf die Bedeutung von historischen Städten einging, leitete Schöttelndreier aus 900 Jahren kulturgeschichtlicher Entwicklungen eine Verpflichtung ab, Schaumburg und seine Identität entsprechend zu würdigen.

    Foto: nb

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