STADTHAGEN (bb). Der Schriftsteller Nevfel Cumart hat den Achtklässlern der Schule am Schlosspark mit einer Lesung eine ungewöhnliche Unterrichtseinheit beschert. Der Lyriker trug aus seinen Gedichten vor, plauderte über seine Biographie und fand dabei mit seinem charmant-selbstironischen Auftritt rasch Zugang zu den Jugendlichen.
"Na gut, für die Jungs wird das jetzt hart", leitete Cumart ein, bevor er die ersten Gedichte vortrug. Immerhin ging es um Liebesgedichte. Normalerweise ernte er zwei Reaktionen, wenn er Liebesgedichte in einer achten Klasse ankündige, so Cumart. Die Mädchen würden leise sagen: "Oh ja, schön". Die Jungen dagegen durchaus derb ihre Abscheu bekunden.
Nun könnte man es ohnehin für ein gewagtes Unternehmen halten, mit zahllosen Fernsehkanälen, Internet und Handy aufgewachsenen Achtklässlern mit Gedichten zu kommen. Die Stadthäger Schüler hörten jedoch zu. Sie hörten zu, wenn Nevfel Cumart von seinem Leben und seiner Arbeit berichtete und sie hörten zu, wenn er seine Gedichte vortrug. Wie er darauf gekommen sei, Gedichte zu schreiben, wollte einer der Schüler wissen. Dies habe sich so entwickelt, berichtete der in Stade aufgewachsene Cumart. Er habe mit 17 angefangen, in der Schule zu schreiben, damals aber noch gar nicht gewusst, dass es Gedichte seien, die er verfasse. Der Schriftsteller traf den richtigen Ton, um Zugang zu seinem Publikum zu finden, entwickelte einen Dialog mit den Schülern. So gewannen auch altbekannte Ratschläge an Unterhaltsamkeit und Glaubwürdigkeit: "Ihr müsst jeden Abschluss machen, den ihr kriegen könnt. Das ist in Deutschland ganz wichtig. In Deutschland braucht ihr für alles eine Lizenz, sogar zum Angeln." Foto: bb