AUETAL (tt). Die asiatischen 19-Punkte-Marienkäfer stinken nicht nur bestialisch, sie können geradzu zur Landplage werden. Ursprünglich wurden sie als "Allesfresser" zur Schädlingsbekämpfung in Gewächshäusern eingesezt. Doch inzwischen haben sich die "Plagegeister" befreit und genießen ihre Freiheit in ganz Europa. Dies ist nur ein Beispiel für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die eigentlich in anderen Regionen zuhause sind und durch Aussetzung oder Einfuhr auch in Niedersachsen heimisch wurden. Der Biologe Walter Wimmer konnte noch weitere zahlreiche Arten aufzählen, als er während der Jahreshauptversammlung des Auetaler NABU-Ortsvereins im Gasthaus "Zur Linde" in Rehren einen interessanten Vortrag über Neozonen (Tiere), Neophyten (Pflanzen) und Neomyceten (Pilze) hielt. "Durch weite Reisen und den weltweiten Handel wurden die Arten eingeschleppt", so Wimmer, der gleich zu Beginn darauf aufmerksam macht, dass heute mehr darauf geachtet wird, dass fremde Tiere und Pflanzen nicht wahllos eingeführt werden. Nicht selten hört man immer wieder, dass Tiere, wie die Schnappschildkröte, einfach ausgesetzt werden, wenn man mit ihr zuhause nicht mehr klarkommt. Auf diesem Wege konnten sich auch die Waschbären und Marderhunde in Niedersachsen breitmachen. "Zwei Waschbär-Paare aus Nordamerika wurden 1934 am Edersee in Hessen ausgesetzt und haben sich seit dem zu Tausenden vermehrt. Allein 2008 wurden in Niedersachsen 4000 Waschbären erlegt, denn sie kommen immer näher an Besiedlungen heran, um Nahrung zu finden". Auch unsere Mufflons aus dem Bückeberg und dem Auetal bei Bernsen haben ihren Ursprung nicht in Deutschland. "Sie stammen ursprünglich aus Korsika und Sardinien", wusste Walter Wimmer zu berichten. Sie sind als jagdbares Wild 1911 im Bückeberg ausgesetzt worden. Die schönen Sonnenblumen in den heimischen Gärten stammen aus Südamerika und die Allergien verursachende Ambrosie wurde durch Saatgutverunreinigung aus Osteuropa eingeschleppt. Sie breitet sich seit 1980 zunehmend aus, weil sie auch als Samen in Vogelfuttersorten gefunden wurde. Selbst auf dem Mittelstreifen der Autobahnen haben sich Pflanzen vermehrt, die nicht aus unserer Klimazone kommen. Das gelb blühende schmalblättrige Greisbkraut stammt aus Südafrika und die Schneebeeren kommen eigentlich aus Noramerika. Nach gut eineinhalb Stunden war der Biologe und Leiter des Nationalpark-Hauses in St. Andreasberg mit seinem Vortrag am Ende, hätte aber für die 10 Besucher Informationen für weitere zwei Stunden gehabt. Dafür hielt der Vorsitzende des NABU-Ortsverbandes, Rolf Wittmann, seinen Rückblick in kurzen Worten. Im Mittelpunkt stand der "Schutzacker" in der Gemarkung Hattendorf, der im Rahmen der NABU-Aktion "100 Äcker für die Vielfalt" (wir berichteten) weiter betreut werden soll. Die Vorstandswahlen brachten nur eine Veränderung. Für die scheidende Kassenwartin Rita Lübke wird Stefan Vollmer in Zukunft die Finanzen des Ortsverbandes verwalten. Vorsitzender bleibt Rolf Wittmann, sein Vertreter ist Gerd Meier. Schriftführerin Gisela Wittmann und Jugendwart Marc Jameson wurden in ihren Ämtern bestätigt. Die Arbeitsgruppe trifft sich demnächst nur noch ein Mal pro Monat, immer den ersten Dienstag um 19.30 Uhr. Foto: tt
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Von Waschbär, Marderhund und Schnappschildkröte
Biologe berichtet von "Wanderungen" aus der Tier- und Pflanzenwelt
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