1. Viel Theater auf einer winzigen Bühne

    Soldorfer Laienspielgruppe erfreut seit 30 Jahren ihr Publikum / Neues Stück "Tante Mine - Tante Mine" feiert Premiere

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    SOLDORF (al). Bedrohlich eng geht es in jedem Frühjahr in der ehemaligen Soldorfer Schule zu. Dicht an dicht stehen 60 Stühle für die Zuschauer; die Bühne selbst ist gerade einmal 3,50 mal 5,10 Meter groß und fast aufnahmefähig ins "Buch der Rekorde". Und doch herrscht gleichermaßen Freude bei Publikum und Akteuren, wenn die örtlichen Laienspieler mit einem neuen Stück gefallen. In jetzt genau 30 Jahren ist der Kreis ihrer Fans immer größer geworden.

    Dabei wollten sie ursprünglich nur als "Soldorfer für Soldorfer" Theater machen. Die mimische Kunst hat im kleinen Salzbachort seit jeher Tradition: Schon immer werden in der Jugendfeuerwehr Stücke einstudiert. 1980 aber war es Hartmut Hitzemann, der einen Kreis Gleichgesinnter um sich scharte. Seither ist er Regisseur, Darsteller und "Kopf" der stets rund 15 Personen zählenden Mannschaft geblieben, die vor und hinter den Kulissen agiert. Anfangs hatte Hitzemann nur an zwei Aufführungen einer einmaligen Aktion gedacht. Doch schon im nächsten Jahr folgte das zweite Stück – und erste Nachfragen. Bald war ein dritter Theaterabend fällig. Nach etlichen Anfragen ging das Ensemble sogar auf Tournee: Requisiten und Kulissen wurden auf Kleinlaster oder Treckergespann verstaut. Inzwischen besteht die jährliche Spielzeit auf winziger Bühne aus zehn Terminen. Nur sieben davon werden überhaupt öffentlich bekannt gemacht: Drei weitere sind stets von vornherein ausverkauft, weil zum Beispiel ganze Dorfgemeinschaften alle zur Verfügung stehenden Plätze geordert haben. Seit 1999 gibt es keine auswärtigen Aufführungen mehr. Dafür wurde die eigene Bühne professioneller gestaltet. Dünnes Flanell wich einem dicken Vorhang. Und statt der knarrenden Spanplatten auf Bimssteinen agieren die Mimen auf festem Dielenboden. Nur die Enge ist geblieben: Der Einsatz eines Fahrrads kann schon beim Zuschauen atemberaubend sein.

    Stets ab November kommt im Ensemble Unruhe auf. Der Regisseur trifft eine Vorauswahl möglicher Stücke. Meist sind es deftige Komödien, wie sie schon auf fernsehbekannten Bühnen inszeniert worden sind; manchmal aber auch weniger bekannte Lustspiele. Natürlich gilt das Augenmerk zunächst den Dialogen und Szenen: Das Publikum soll schließlich viel zu lachen haben. Doch dann geht es ans Handwerkliche: Die Zahl der Rollen muss angesichts der kleinen Personaldecke stimmen. Und für den Bühnenbau darf es auch keine großen Anforderungen geben: Der Platz ist nicht da; und ein Kulissenwechsel nur sehr eingeschränkt möglich. Zudem stehen die Spieler buchstäblich mit dem Rücken an der Wand: Wollten sie hinter der Bühne einmal die Seiten wechseln, müssten sie das ehemalige Schulklassenzimmer verlassen und auf der anderen Gebäudeseite wieder durch ein Fenster steigen: "Haben wir alles schon gemacht", grinst Hitzemann in Erinnerung an frühere Aufführungen. Er könnte eine Menge erzählen über die vielen großen und kleinen Ereignisse, die das Ensemble schon erlebt hat. Anfangs geht es noch "locker und lustig" zu; doch mit jeder Woche bis zur Premiere steigt die Aufregung.

    Natürlich wird mitunter über die "harte Arbeit" geklagt, weil die Akteure auch beim Bühnenbau anpacken oder Requisiten suchen müssen. Und das alles neben den familiären und beruflichen Verpflichtungen. Trotzdem wird dem jeweiligen Ende einer Spielzeit stets auch mit "einem weinenden Auge" begegnet. Die Zeit bis zur neuen Saison überbrücken die Laienspieler mit weiteren Gemeinsamkeiten. Da werden andere Theaterbühnen besucht und Urlaubstage gemeinsam verbracht. Festes Ritual bleibt zudem ein gemeinsames "groß Essen gehen". Schließlich ist das die einzige Gage, die sich die Gruppe erlaubt. Wenn sie demnächst mit ihrem neuen Stück "Tante Mine - Tante Tine" Premiere feiern, wollen sie vor dem ersten Vorhang einen kleinen Rückblick auf drei Jahrzehnte lokales Theaterleben halten. Aber nur vor geladenen Gästen: Denn der Auftakt zur neuen Saison ist natürlich schon komplett ausgebucht.

    Aber für die weiteren Aufführungen am Sonntag, 7. März; Freitag bis Sonntag, 12. bis 14. März; am Freitag und Sonntag, 19. und 21. März, sowie am Freitag, 26. März, gibt es noch Karten.

    Interessierte sollten jedoch nicht zögern: So viele Tickets sind nun auch nicht mehr vorhanden.

    Reservierungen nimmt die Familie Hitzemann unter der Rufnummer (05723) 2410 entgegen.

    Foto: al

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