BAD NENNDORF (pd). Wichtiger Besuch war am Dienstag in Bad Nenndorf zu Gast. Über mehrere Stunden nahm eine Expertenkommission die Einrichtungen der Kurstadt mit Kliniken, Therapieangebote, Infrastruktur, Heilmittelqualität und Freizeiteinrichtungen akribisch unter die Lupe. Sinn und Zweck des Ganzen: Nur bis zum 30. April dieses Jahres darf Bad Nenndorf das Prädikat "Kur- und Heilbad" noch tragen. Für einen Fortbestand dieses "Gütesiegels" ist ein aufwändiges Anerkennungsverfahren notwendig, dem sich Stadt und Staatsbad seit Monaten unterziehen. Der mehrere Stunden dauernde Besuch der Prüfkommission hat am Ende zu einer optimistischen Einschätzung geführt.
Nach Auffassung von Stadtdirektor Bernd Reese habe man sich von seiner besten Seite gezeigt und die Stärken klar aufzeigen können. Dazu zählen unter anderem die starken natürlichen Heilmittel Schwefel, Moor und Sole und die zahlreichen geplanten Sanierungsmaßnahmen, die sich in konkreten Planungsstadien befinden oder kurz vor einem Abschluss stehen.
Die 2005 in Kraft getretene Kurort-Verordnung schreibt vor, dass die bisherigen staatlichen Anerkennungen nur noch bis Ende April 2010 fortbestehen. Danach dürfen Artbezeichnungen nur noch geführt werden, wenn sich die prädikatisierten Orte wie Bad Nenndorf erfolgreich einem erneuten Prüfverfahren unterzogen haben. Bereits im Vorfeld des Besuches der Kommission haben Kliniken, Kur- und Tourismusgesellschaft, Staatsbad und Stadt umfangreiche Unterlagen und Gutachten eingereicht. All diese Informationen sollen zusammen mit den Eindrücken beim Ortstermin mit dazu beitragen, dass Bad Nenndorf am Ende den so wichtigen Titek als "Kurort mit Artbezeichnung Mineral-, Thermal- und Moorheilbad" erhält. Voraussetzung dafür ist nicht nur das Vorhandensein der natürlichen Heilmittel, sondern auch eine einem Kurort angemessene Infrastruktur in entsprechender Qualität. Außerdem müssen leistungsfähige Einrichtungen zur Anwendung der Heilmittel oder Therapiekonzepte vor Ort sein und vielfältige Gesundheitsdienstleistungen bestehen.
Durch die Kurort-Verordnung wurde eine landesweit einheitliche Überprüfungspraxis geschaffen. "Damit übt Niedersachen eine Vorreiterrolle aus", ergänzt Stadtdirektor Bernd Reese, der zusammen mit Vertretern der zwei großen Kliniken, der Kur- und Tourismusgesellschaft (KurT), der Bürgermeisterin und Vertretern der Ärzteschaft an dem Treffen teilgenommen hat. Simone Oppermann aus der Verwaltung hat nach Worten Reeses die Kernarbeit für die Präsentation übernommen. Der "ständige Ausschuss zur Prüfung und Überprüfung der Anerkennungsvoraussetzungen nach der Kurort-Verordnung" setzte sich aus unabhängigen Fachleuten wie Klimatologen, Balneologen und Geologen sowie Vertretern des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages, des Wirtschaftsministeriums und der Deutschen Wetterdienstes zusammen. "Die Bäder in Deutschland spielen in der ersten Bundesliga" bringt der Stadtdirektor die Bedeutung der Prädikatisierung auf den Punkt. Um da weiter mitspielen zu können, mussten in der jüngsten Vergangenheit einige "Baustellen" abgearbeitet werden. Dazu gehörte unter anderem die Erweiterung der Klinik Niedersachsen. Es sei zwar bedauerlich, dass die Kommission die Rheuma-Klinik in der großen Umbauphase besucht habe, aber er ist sicher, dass die Experten auch nach Ende der Bauarbeiten einmal einen Blick auf die erweiterte Klinik und die modernisierten und sanierten Therapie- und Wellnessbereiche werfen werden.
Bad Nenndorf sei ein Standort mit einer guten Auswahl an Fachärzten, haben die Experten angemerkt. Aber der Ort könne durchaus noch einen zweiten Augenarzt und einen Urologen gebrauchen. Die Sanierung des Außenbeckens der Therme wurde zur Kenntnis genommen, ebenso die Pläne für die "Moorlounge".
Auch die Stadtsanierung sei bei der Präsentation thematisiert worden. Der Bau weiterer Parkplätze für die Therme, die Bereitstellung weiterer Behindertenparkplätze, die Umgestaltung des zentralen Platzes vor dem Kurhaus sind erörtert worden. "Die Barrierefreiheit ist ein hohes Ziel für uns", erklärte Reese. Die geplante Umgestaltung der Innenstadt mit einer Steigerung der Aufenthaltsqualität konnte anhand von Plänen und Konzepten ausführlich vorgestellt werden.
Überrascht zeigten sich die Experten von der großen Zahl an Gesprächspartnern und Vortragenden bei dem Besuch. Der Stadtdirektor konnte das gut erklären: "In Bad Nenndorf fühlen sich viele Köpfe für den Ort verantwortlich. Alle ziehen an einem Strang", das hätte auch die Prüfkommission gemerkt. Der große Kreis sei notwendig gewesen, um alle Facetten von Bad Nenndorf wirkungsvoll darstellen zu können. "Da fühlen sich mehrere Player verantwortlich", drückte es der Verwaltungschef aus. Am Monatsende ist mit dem Abschlussbericht der Kommission zu rechnen. Am Ende entscheidet das Wirtschaftsministerium über die Prädikatisierung.