LINDHORST. Mit einem Kommers und 150 geladenen Gästen feierten der Männergesangverein (MGV) und der Gemischte Chor Lindhorst ihren hohen Geburtstag im Saal von Hof Gümmer. Der MGV wurde vor 125 Jahren aus der Taufe gehoben und ist damit Lindhorsts ältester eingetragener Verein. Vor 55 Jahren wurde aus dem männlichen Chor ein Gemischter Chor, als die weiblichen Stimmen dazukamen. Diese dominieren von der Anzahl her den Chor heute, wie die Sangesdarbietungen unter Beweis stellten, die den Redefluss der vielen Gratulanten immer wieder unterbrachen.
Zu Beginn der Veranstaltung erinnerte sich die amtierende Vorsitzende Lina Amelung der Geschichte der beiden Chöre. 16 junge Männer gründeten 1885 den Männergesangverein und wählten sogleich Heinrich Heine zu ihrem ersten Vorsitzenden. Insgesamt standen dem Chor in seiner langen Geschichte nur sechs Vorsitzende vor. Lina Amelung übernahm das Amt vor fünf Jahren. Dangola Franke leitet den Chor musikalisch seit 1995, vor ihr gaben insgesamt neun Dirigenten den Ton an.
Als die Männer nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt in die Schichtarbeit eingebunden waren, ließ der Einsatz für den MGV deutlich nach. Viele konnten jetzt nur noch alle zwei oder drei Wochen zur Chorstunde kommen. Hinter vorgehaltener Hand - so schildert Lina Amelung den Werdegang - wurde darüber nachgedacht, Frauen mit ins Boot zu holen. Der Gemischte Chor wurde 1955 ins Leben gerufen und ein Raunen ging durch den Saal von Hof Gümmer als Lina Amelung die damalige Besetzung des Chores vortrug: 15 Soprane, 12 Altstimmen, 20 Tenöre und 14 Bässe - eine Besetzung, die der Chor nach Amelungs Worten heute als "Vision" betrachtet. Seit 2008 gehört der Chor erneut der Abteilung Chöre und Kapellen im Bundesbahn-Sozialwerk (BSW) an, eine Entscheidung, mit der sich die Vorsitzende sehr zufrieden zeigte.
Landrat Heinz - Gerhardt Schöttelndreier, der die Schirmherrschaft übernommen hatte und einen Teil seiner Rede in plattdeutscher Sprache vortrug, sang ein Hohelied auf den Chorgesang. Den Frauen versicherte er, mit ihrer Zustimmung zur Gründung des Gemischten Chores hätten sie ein Zeichen gesetzt. Sie seien kein bloßer "Lückenfüller". Der Landrat bezeichnete das Singen als "Lebenselixier", es stärke den Menschen, "sonst wäre der Chor nicht 125 Jahre alt geworden." Obendrein seien Freizeitsänger "psychisch stärker belastbar", so Schöttelndreier. Nach seiner Meinung vermag kein anderes Medium Menschen so zu fesseln und zu faszinieren wie der Gesang, der über ein hohes Maß an Emotionalität verfüge. Der Schirmherr hatte in Form von Geldbeträgen gleich zwei Geschenke mitgebracht, eines für den MGV, das andere für den Gemischten Chor.
Auch der Lindhorster Bürgermeister Hans-Otto Blume und Burkhardt Pieper als Vorsitzender des Samtgemeinderates überbrachten Geschenke und würdigten in ihren Grußworten die Verdienste, die sich der Chor in all den Jahren für das gesellschaftliche Leben im Ort erworben hat. Mit der Kraft der Musik hat der Chor nach Meinung Blumes "Tiefen gemeistert und Höhen erklommen". Der Bürgermeister machte auf die beschwerliche Situation von Chören in der heutigen Zeit aufmerksam, in der es immer schwerer falle, junge Menschen zum Mitmachen zu bewegen.
Neben dem Gemischten Chor selbst lieferten weitere musikalische Beiträge das Blasorchester Lindhorst und eine Gruppe aus der Grundschule ab, die dort unter dem Namen "Mini-Musicals" von Britta Süreth an den Chorgesang herangeführt wird und die dem Publikum mit großer Begeisterung und Selbstsicherheit Kostproben ihres musikalischen Könnens präsentierte. Im Anschluss an Reden und musikalische Darbietungen wartete ein opulentes Buffet auf die Kommersbesucher. Foto: privat