HEESSEN (hb/m). In einer Zusammenkunft im "Heeßer Krug", eine Mischung aus Bürgerversammlung und Ratssitzung, hat der Gemeinderat Heeßen einstimmig den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 18 "Autohof" gefasst. Über 50 Besucher, viele auch aus Luhden und Buchholz, haben sich mit großer Mehrheit überaus kritisch zu den Plänen geäußert und erhebliche Bedenken vorgetragen. Die Gemeindepolitiker hatten zu Beginn der Sitzung dem Vorwurf widersprochen, eine Entscheidung sei schon gefallen. Sie zeigten Wirkung, versuchten die Pläne aufzuweichen, um dann doch einstimmig den Investoren grünes Licht zu geben.
Planer Matthias Reinold (Mi.) erläutert das Projekt "Autohof".Die Besucher folgten den Ausführungen des Planers.
Dipl.-Ing. Matthias Reinold, Stadtplaner aus Rinteln, stellte zunächst das Planungskonzept vor. Der räumliche Geltungsbereich des B-Planes erstreckt sich auf Flächen nördlich der Autobahnauffahrt der BAB 2 (Hannover-Dortmund). Aufgrund der günstigen verkehrstechnischen Anbindung an die BAB 2 planen die Investoren Jochen und Dagmar Breuer die Realisierung eines Autohofes. Wegen des stark gestiegenen Lkw-Aufkommens soll der Autohof einen Beitrag zur Entlastung der bereits bestehenden und zur Nachtzeit überwiegend überfüllten Rastplätze und Autohöfe leisten.
Um die Grundversorgung der zu erwartenden Verkehrsteilnehmer zu decken, ist auf dem Areal neben einer gehobenen Gastronomie auch die Realisierung eines Fast-Food-Restaurants, Vergnügungsentertainment ("Billard und andere Unterhaltungsmöglichkeiten, keine Events"), eine Tankstelle mit Waschanlage, Stellplätze für etwa 160 Lkw und Pkw-Parkplätze geplant.
Es sei die Aufgabe des B-Plans, so Reinold, Probleme wie Staub, landschaftliche Integration und Verkehrsentwicklung, zu lösen. Fachplaner würden noch Gutachten, auch ein Schallgutachten, erstellen, um zu sehen"ob und wie es funktionieren kann". Auch der landwirtschaftliche Verkehr müsse berücksichtigt werden. "Ausgleichsmaßnahmen müssen vorgenommen werden", weiß der Planer."Eine sehr gute Nachricht für die Gemeinde und ein gutes Geschäft für die beteiligten Grundstückseigentümer, aber Wertverluste ihrer Grundstücke für die Privatleute", meinte ein Bürger, der sich im Vertrauen auf die schöne Landschaft hier niedergelassen hat. "Nur die Errichtung einer Mülldeponie wäre noch schlimmer als ein Autohof gewesen", so ein anderer Zuhörer. Andere Besucher kritisierten, nicht früher beteiligt worden zu sein, nämlich bevor die Entscheidung bei den Ratsmitgliedern gefallen sei. Schließlich habe Bürgermeister Wilhelm Brümmel in einem Zeitungsinterview gesagt, "allenfalls ein Ratsmitglied werde mit Enthaltung stimmen".
Gemeindedirektor Bernd Schönemann machte klar, dass ohne ein positives Votum der Grundstücksverkäufer das Projekt sofort beendet worden wäre. "Ich sehe die Probleme, wir sehen als steuer- und finanzschwache Gemeinde aber auch die erhöhten Steuereinnahmen", so Schönemann pragmatisch. Die Ausgaben für Schulhof und Kindergärten müssten schließlich finanziert werden. "Die Ansprüche der Bürger steigen, und wofür soll ein Stück Land zwischen Autobahn und Bundesstraße mehr Wert haben als für einen Autohof", stellte Ratsmitglied Gerhard Hasse fest. Auf Nachfrage erklärte Investor Jochen Breuer, zur Höhe der Gewerbesteuer nichts sagen zu können ("wird von den angesiedelten Betrieben abgeführt"), es würden aber 50 Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt, so Breuer, handele es sich um eine Gesamtinvestition in Höhe von 10 Millionen Euro.
Nach zweieinhalb Stunden wollte die CDU-Fraktion ("uns lag ein anderer Plan vor") plötzlich die überplanbare Fläche im Westen begrenzen, um einer Reihe Lkw weniger Platz zu bieten. Die Investoren drohten mit Abreise, und Planer Matthias Reinold musste für das Projekt kämpfen. Es wurde in den Beschlussvorschlag der Zusatz aufgenommen, "dass die Entwicklungsgrenze im weiteren Planungsvorgang zu beachten ist und ‚möglichst‘ nicht überschritten werden soll." Foto: hb/m