1. Vertiefte Allgemeinbildung ohne Monsterbürokratie

    Stadthäger Lehrer beim Philologentag / Ministerpräsident verspricht kleinere Klassen

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    STADTHAGEN (em). Für die Vermittlung einer umfassenden Bildung als Hauptaufgabe des Gymnasiums hat sich der niedersächsische Philologentag in Goslar ausgesprochen, auf dem der ansässige Ortsverband des Philologenverbandes durch die Lehrkräfte Barbara Schneider und Karsten Speck (Ratsgymnasium) vertreten waren. Eine breite und vertiefte Allgemeinbildung sei die beste Vorbereitung auf die Herausforderungen der Zukunft, unterstrichen die Delegierten. Eine solche Bildung müsse mehr umfassen als Alltagstauglichkeit und Funktionieren im ökonomischen Sinne. Sie bedeute vor allem Persönlichkeitsbildung, Wertebewusstsein, Verantwortung gegenüber dem Ganzen und eine feste Verankerung in unserer europäischen Kultur. Diesen Bildungsbegriff sehen sie durch die von den PISA-Leistungsuntersuchungen ausgehende Einengung der schulischen Arbeit bedroht. Diese Tendenzen würden sich auch in den neuen niedersächsischen Lehrplänen für verschiedene Fächer niederschlagen. So sei etwa im Fach Deutsch für die Klassen 5 bis 10 nur noch das Aneignen von 391 abstrakt formulierten Fertigkeiten, sogenannten Kompetenzen vorgeschrieben. Die Inhalte dagegen seien beliebig auswechselbar. Da stünden dann Goethe, Thomas Mann, Rosamunde Pilcher und die Gebrauchsanweisung für Handys als Texte praktisch gleichberechtigt nebeneinander. Schneider und Speck: "Wir wollen ganz gewiss keine weltferne Schule, aber zumindest das Gymnasium, das die künftigen Führungsschichten heranbildet, muss neben Orientierungswissen für den Alltag ein geistig-kulturelles Grundlagenwissen und ein Werte- und Verantwortungsbewusstsein an dafür geeigneten, für alle verbindlichen Inhalten vermitteln." Die Delegierten des Ortsverbandes Stadthagen unterstützen auch die Kritik des Philologentages an den Arbeitsbedingungen in den niedersächsischen Gymnasien. Hierzulande säßen in einer Gymnasialklasse 30 Prozent mehr Schüler als in den Grund-, Haupt- oder Realschulen. Im bundesweiten Vergleich hätten die niedersächsischen Gymnasien zusammen mit Nordrhein-Westfalen mit 30 und mehr Schülern die höchsten Klassenstärken. Individuelle Förderung sei so nicht möglich. Etwa 22 Schüler pro Klasse im Sekundarbereich l und 18 Schüler in den Oberstufenkursen wäre die richtige Größenordnung, forderten Schneider und Speck. Zu diesem Punkt habe allerdings Ministerpräsident Christian Wulff, der vor den Delegierten zu bildungspolitischen Grundsatzfragen Stellung nahm, Abhilfe versprochen. Nach der Verkürzung der Gymnasialschulzeit auf zwölf Jahre ab 2011 würden die Klassenstärken schrittweise gesenkt und die Arbeitsbedingungen verbessert, versprach Wulff. Die Landesregierung wolle bereits im nächsten Jahr entsprechende Vereinbarungen mit dem Philologenverband abschließen. Auch versprach Wulff, dass die Arbeitszeit der Gymnasiallehrer auf keinen Fall erhöht werde, wie dies von verschiedenen Seiten gefordert werde. Schneider und Speck begrüßten diese Zusage, forderten aber auch eine Beseitigung der "Monsterbürokratie", die mit der missglückten Ausgestaltung der Eigenverantwortlichen Schule verbunden sei: "Wir haben immer weniger Zeit für die Vorbereitung von gutem Unterricht, weil wir ständig überflüssige Konzepte ausarbeiten und sogar in jeder Schule einen eigenen Lehrplan entwickeln müssen, um die geforderten Kompetenzen umzusetzen. Dabei ist guter Unterricht doch schließlich die Hauptaufgabe der Schule." Foto: p

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