LAUENAU (al). Den ganzen vorweihnachtlichen Rummel mit aufwändigem Geschenkekauf, Lichterketten und Trubel in den Straßen können Besucher des Lauenauer Amts- und Fleckenmuseums hinter sich lassen. Bis zum Heiligen Abend ist hier eine Ausstellung zu sehen, die Erinnerungen an alte Zeiten wecken und Kindern die Gelegenheit geben will, heutige Festerwartungen mit früheren weitaus bescheideneren Möglichkeiten zu vergleichen. Unter dem Motto "Weihnachten wie es früher war" sind 14 Zimmer eingerichtet worden, die für jeweils eine Epoche zwischen 1880 und 2009 stehen.
Gleich neben der uralten Feuerspritze findet sich ein kleiner Platz für das Weihnachtszimmer des Jahres 1910.
"Ich erwarte eigentlich bei jedem zweiten Besucher Tränen in den Augen", betonte der Vorsitzende des Lauenauer Heimat- und Museumsvereins, Jürgen Schröder, bei der Eröffnung und erhielt dafür prompte Bestätigung aus dem Publikum. Denn in den Museumsräumen ist nicht nur Platz für den opulenten Gabentisch mit teuren Geschenken gewesen, sondern eben auch für die einst nur kleinen oder praktischen Gaben wie ein geschnitztes Spielzeug aus Holz oder eine Wollstrumpfhose. Geradezu trostlos erscheint die Szenerie einer Kriegsgefangenen-Weihnacht im Jahr 1943 mit armseligem Tannenzweig hinter Blechtassen.
Mehr als ein Jahr haben Schröder und seine Helfer für die Vorbereitungen benötigt. Bereits im Advent 2008 war um Leihgaben gebeten worden. Und tatsächlich fanden sich in vielen Haushalten alter Christbaumschmuck und Spielzeug aus Kindertagen. Eines der Prunkstücke ist eine über hundert Jahre alte Puppenstube mit kompletter Einrichtung. Hinter den Initiatioren liegen jedoch nicht nur jede Menge Arbeit, sondern auch ganz neue persönliche Erkenntnisse: "Wer beschäftigt sich schon gern an heißen Sommertagen mit Weihnachten", grinste Schröder.
Eine weitere Ausstellung im Museum dürfte ebenfalls Aufmerksamkeit wecken. Es handelt sich um Weihnachtsgrußkarten aus rund 90 Jahren. Die meisten stammen aus dem Archiv der ehemaligen Casala-Werke und haben einen eher traurigen Hintergrund: Fabrikant Carl Sasse hatte Mitarbeitern, die an der Front als Soldaten eingesetzt waren, kleine Geschenkpakete schicken lassen. Erhalten blieben zahlreiche Dankschreiben, zum Teil selbst gezeichnet, ausführlich formuliert oder nur mit wenigen Zeilen versehen. Viele persönliche Schicksale sind damit verbunden. Sie könnten zum Beispiel auch bei Heimatvertriebenen Erinnerungen auslösen. Die Sonderausstellung ist dienstags von 14 bis 18 Uhr und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie an den Sonntagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Während des Lauenauer Weihnachtsmarkts können Gäste auch am Sonnabend, 12. Dezember, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 13. Dezember, sogar bis 20 Uhr kommen. Die Heimatfreunde denken auch an junge Familien, die ihren Kindern das Warten auf die Bescherung verkürzen wollen: Sie bieten einen letzten Besuchstermin am Heiligen Abend zwischen 13 und 15 Uhr an. Weitere Öffnungszeiten lassen sich für Gruppen und auch für Schulklassen unter der Rufnummer (05043) 1844 vereinbaren. Der Eintritt ist an allen Tagen frei; um Spenden zur Kostenerstattung wird jedoch gebeten. Foto: al