NIEDERNWÖHREN (nb). Wer zu dieser Zeit durch die Gemeinde fährt, kommt an ihm nicht vorbei: Der über 30 Meter hohe Bohrturm des Unternehmens Exxon-Mobil ist weithin gut sichtbar. Tag und Nacht sind die Mitarbeiter auf der Suche nach Erdgasvorkommen im Einsatz um den Zeitplan für die bis zu zwei Millionen Euro teure Kernbohrung weitgehend einzuhalten. Direkt vor Ort konnten sich die Mitglieder des örtlichen Handel- und Gewerbevereins (HGV) in einer Führung über die komplexe Thematik von Erdgassuche, dessen Produktion und Aufbereitung informieren. Mit Schutzhelm und Sicherheitsbrille ausgestattet durften die Gäste den Bohrplatz erkunden und sich selbst ein Bild dieses seltenen Schauspiels machen. Ständiger Begleiter: Die brummenden Bohrgeräusche aus dem Untergrund. Bis auf eine Endtiefe von einem Kilometer soll das schwere Gerät vordringen, 650 davon waren bereits im November errreicht. Viel Neues kam während des Besuches durch die Experten Norbert Stahlhut und Hans-Hermann Nack "auf den Tisch", was ohne Fachkenntnis für Laien sonst nur schwer nachzuvollziehen ist. Denn die Durchführung einer Kernbohrung garantiert keineswegs die spätere Produktion. Da eine "echte" Tiefbohrung nach Gas bis zu 25 Millionen Euro verschlingt, sind die notwendigen Vorbereitungen umso umfangreicher. Seismische Analysen durch Mini-Sprengungen gehen bereits einer Explorationsbohrung voraus, die zweidimensionale Eindrücke der Bodenbeschaffenheit dann mit konkreten Gesteinsproben belegen soll. Durch diese Absicherung versucht der Konzern, das Risiko weitestgehend zu minimieren. Bis zu fünf Jahren könne es laut Stahlhut dauern, bis die Ergebnisse abschließend ausgewertet sind und eine Entscheidung für oder gegen Niedernwöhren fällt. "Sie brauchen einen langen Atem und müssen mit Fehlschlägen zurecht kommen", so Stahlhut. In 80 Gemeinden ist das Unternehmen zur Zeit auf der Suche, 30 davon kamen seit 2008 dazu. Erschließen will Exxon-Mobil das sogenannte "Tight Gas": Dabei handelt es sich um Gasvorkommen aus dichten Gesteinsverbindungen wie Karbon-Formationen. Sogar aus Verbindungen mit Tonmineralien lässt sich der Stoff extrahieren. Lange Zeit war die Erschließung dieser "unkonventionellen" Reserven wirtschaftlich nicht möglich, doch die Kombination parallel entwickelter, neuer Abbaumethoden wie etwa Horizontalbohrung und der Frac-Technologie, soll nun den Bodenschatz "heben". Vor dem Hintergrund stetig steigender Weltbevölkerung und langfristigem Wirtschaftswachstum kann das neue Gewinnungsverfahren maßgeblich zur Deckung des Energiebedarfs beitragen. "Sicher ist die Energie vor der Haustür", so Stahlhut, "Niedersachsen spielt dabei eine wichtige Rolle". Im Export-Bundesland befinden sich nämlich aufgrund seiner geologischen Beschaffenheit ein großer Teil der Erdgaslagerstätten. Sollte es in der kleinen Gemeinde dazu kommen, profitiert vor allem der Haushalt, denn erwirtschaftete Gewinne wandern über Abgaben an das Land und die vor Ort zu zahlende Gewerbesteuer in die Gemeindekasse. In den Augen der HGV-Mitglieder eine wünschenswerte Sache. Noch bis in den Dezember soll die Kernbohrung am Sportplatz andauern, dann wird das Gelände wieder zurückgebaut. Foto: nb
-
Das Risiko ist ein ständiger Begleiter
HGV macht sich bei Exxon-Mobil schlau / Kernbohrung schreitet weiter voran / Erfolg ist auch nach umfassenden Untersuchungen nicht garantiert
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum