LINDHORST. Morgen, am 2. Advent, wird im Bergbau Museum im Dorfgemeinschaftszentrum Hof Gümmer um 14 Uhr die Sonderausstellung "Das geschah vor 50 Jahren" eröffnet. Sie beschäftigt sich mit einem schweren Grubenunglück, das sich am 2. Dezember 1959 in der Beckedorfer Schachtanlage ereignete, und mit Schäden an der Magister - Nothold - Schule in Lindhorst, die durch den Kohleabbau in 300 Meter Tiefe hervorgerufen wurden. Museumsleiter Gunter Ludewig wird mit einem Vortrag in das Thema einführen.
Im Nachbau eines Stollens im Museum schildert Gunter Ludewig eindrucksvoll und anschaulich das schreckliche Geschehen unter Tage vor 50 Jahren.
Als sich das schwere Unglück am 2. Dezember 1959 zu Beginn der Spätschicht unter Tage ereignet, ist Gunter Ludewig als junger Bergmann im Alter von 21 Jahren selbst davon betroffen, wie er in einem sehr persönlich gehaltenen Bericht beschreibt. Ludewigs Aufgabe war es, im Schacht leere Grubenwagen zu einem Zug zusammenzustellen. Seine Kollegen, die als Kohlehauer tätig waren, hatten ihre Arbeit vor Ort in der Strecke aufgenommen. Plötzlich drang ein dumpfer Knall an Ludewigs Ohr. Rauch, vermischt mit Kohlen- und Gesteinsstaub, drang aus dem Bereich, wo Kohle abgebaut wurde und Ludewig merkte, dass die Luft wärmer wurde. "Nach einer Ewigkeit", so schreibt Ludewig in seinem Bericht, "hörte ich Schritte aus der Strecke und jemanden rufen: ‚Hilfe, Hilfe, mein Gesicht.‘ Und weiter: ‚Sie sind alle tot‘". Ludewig leistete erste Hilfe und rannte los, um Hilfe zu holen, denn das Telefon war ausgefallen. Nach und nach kamen die Helfer nach unten und kümmerten sich um die 16 zum Teil schwer verletzten Kumpel, von denen einer später an den schweren Verbrennungen, die er sich zugezogen hatte, verstirbt. Ursache des schweren Unglücks war eine Schlagwetterverpuffung, die sich in einer Förderstrecke zugetragen hatte. Ludewig selbst erlitt durch die Geschehnisse einen schweren Schock.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung sind durch den Kohleabbau unter Tage ausgelöste Schäden am Gebäude der Lindhorster Schule im Mai 1959. Damals entstehen plötzlich im Mittelteil der Schule Querrisse. In zwei Räumen wölben sich Fensterbänke auf zerbersten mit lautem Knall. Schnell zeigt sich, dass der Südflügel des Hause zu sinken beginnt. Decken und Wände beginnen, die Südwand der Halle einzudrücken und Decke und Treppe massiv zu schädigen. Bald zeigt sich, dass auch der nördliche Gebäudeflügel anfängt nachzugeben. Im Spätsommer des Jahres werden Klassenräume für den Unterricht gesperrt, dazu die Turnhalle und der Lehrertrakt. Nur vier Pavillonklassen sind noch nutzbar. Der Unterricht wird an anderen Orten im Dorf durchgeführt. Erst im November kann die Schule wieder in vollem Umfang genutzt werden. Messungen stellen fest, dass sich das Gebäude um 42 Zentimeter gesenkt hat.
Das Bergbau - Museum in Lindhorst erinnert mit seiner Sonderaustellung an die damaligen Ereignisse. Gezeigt werden Fotos, Kartenmaterial, Dokumente und vieles mehr. Das Museum ist dienstags bis sonntags jeweils von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Führungen können mit Gunter Ludewig unter der Telefonnummer 05725/ 5243 abgesprochen werden. Der Eintritt ist frei.
Foto: privat