REINSDORF (al). Der südwestliche Rand von Reinsdorf erhält ein neues Kleid. Hinter der ehemaligen Försterei entsteht eine Streuobstwiese. Die beiden Eigentümer, Anna-Lisa und Max Giehl, machen als Begründung eine ungewöhnliche Gleichung auf: 60 Bäume können dem Erhalt von 5000 Tierarten entsprechen.
In Reih und Glied hinter dem Forsthaus: 60 Bäume bilden künftig eine Streuobstwiese am Reinsdorfer Ortsrand.
Natürlich denkt die Imkermeisterin auch an die spätere Ernte von Äpfeln, Birnen, Zwetschgen und Mirabellen. Doch viel wichtiger ist ihr der Nutzen der Plantage für den Kreislauf der Natur. In den Bäumen und auf der Wiese ringsum könnten Lebewesen neuen Lebensraum finden. Die Zahl von 5000 vom Singvogel bis zum winzigen Insekt sei dabei nicht zu hoch gegriffen. Etliche von ihnen sind schon lange in ihrer Existenz bedroht.
Giehl denkt auch an den praktischen Anschauungsunterricht für Schulklassen oder die immer wieder einmal eintreffenden erwachsenen Gäste. Denn von Obst und Wiesenblumen lasse sich schnell eine Verbindung zu den Bienen und deren Schlüsselfunktion für den Kreislauf der Natur herstellen.
Dankbar nahm sie deshalb die Bereitschaft von Mitgliedern des Naturschutzbunds (Nabu) Rodenberg an. Mit ihnen brachte die ganze Familie Giehl die Bäume in den Boden, pflockte sie ordentlich an und verteilte in die Pflanzlöcher eine Menge Wasser. 20 Bäume hatte der Landkreis Schaumburg für die Aktion gestiftet; weitere 40 wurden in einer hiesigen Baumschule erworben. Für diese erhofft sich Giehl Patenfamilien. Für den Preis von 60 Euro könnte natürlich die Ernte genutzt werden. Aber zweimal jährlich stellt sie sich auch Treffen vor, um zur Blüte oder vor der Reifezeit den Entwicklungsstand zu erläutern.
Der frühere Förster Henning Böger hat sich schon zwei Bäume reservieren lassen, die er kleinen Familienangehörigen widmen möchte. Andere Interessierte können sich unter der Rufnummer (05043) 40 17 76 an die Imkerei wenden.
Richtig spannend wird es im nächsten Frühjahr, wenn einige der neuen Bäume zugunsten alter Arten veredelt werden.
"Es gibt so viele wohlschmeckende und widerstandsfähige Sorten", weiß Anna-Lisa Giehl und zeigt auf einen knorrigen Baum, der wenigstens 50 Jahre auf der schon rissigen Rinde hat. Es ist ein "Westfälischer Gülderling". Auf jungen Wurzeln wird auch dieser dann auf der Steuobstwiese zu finden sein. Foto: al