LAUENAU (al). Nicht nur den Zuschauern haben zwei Abende im Gemeindehaus von St. Lukas sichtlich Freude bereitet: Die Kabarettgruppe der evangelischen Kirchengemeinde wollte nach längerer Pause wieder einmal einen Beitrag zum örtlichen Nachdenken leisten. Das soeben gefeierte Ortsjubiläum bot den rechten Anlass.
"Pastor Fürchtegott” vor dem Radiogottesdienst: Dieter Meimbresse, Petra Garbe-Küther und Matthias Schiefer (von links).
In neuer (Bühnen-)Rolle: Heinz Laufmöller.
Eigens dafür konnte Pastor Dieter Meimbresse, der gut und gern auch als Parodist seinen Lebensunterhalt hätte verdienen können, ehemalige Mitstreiter gewinnen. So gab es neben den Akteuren Christina Ziegler, Horst Hillen, Nadine Kather und Petra Garbe-Küther auch ein Wiedersehen mit dem heute beruflich anderswo verpflichteten Matthias Schiefer und dem in der hiesigen Kommunalpolitik engagierten Heinz Laufmöller, der unter anderem mit rheinischem und bayerischen Dialekt überraschte.
Zweieinhalb Stunden lang begeisterte die Gruppe mit der Neuauflage einiger alter Sketche und mit vielen aktuellen Fingerzeigen auf hiesige Themen. Da bekamen auch die Straßenbauer in der Coppenbrügger Landstraße ihr Fett weg. Noch um ein wenig Geduld hätten sie gebeten; aber bis zur Tausend-Jahr-Feier des Fleckens sei die Baustelle bestimmt erledigt.
Im Zuge der Ortsverschönerung hatte die Gruppe zudem den vor Jahren abgebrannten "Schnäppchenmarkt" zum "schönsten Haus in Lauenau" erklärt. Nur die Suche nach einer neuen Ortshymne gestaltete sich als schwierig: Etliche Vorschläge wurden verworfen, bis schließlich das schon legendäre "Lauenau am Deisterrand" per Zuschauerabfrage zum Siegertitel erklärt wurde. Da kam sogar der Fernsehturm aus Pappmaché ins Schwanken.
Geschwankt hat auch Meimbresse selbst, als er in die Rolle des 87-jährigen und senilen "Pastor Fürchtegott" schlüpfte, um einen Radiogottesdienst zu halten. Herzhaft gelacht wurde zudem über die hiesige Version des fernsehbekannten "90. Geburtstag": Da war der dann 106-jährige Pastor allein mit "Organistin und Küsterin Miss Ziegler" übrig geblieben. Die arme Frau musste unter anderem die Rollen von Kirchenvorsteher, kaugummikauenden letzten Konfirmanden, Seniorenbeauftragter und trauernder Witwe einnehmen, um schließlich den gebrechlichen Herrn in seine Privaträume zu begleiten: "The same procedure as every Sunday!"
Meimbresse riet den Kirchenoberen, mit Müsli-Riegel Kirchgänger zu locken, Finanznöte mit Bandenwerbung an der Empore und Stickern am Talar auszugleichen. Eine Lösung bot sich gar für das Hülseder Pfarrhaus: Da könnten die künftigen Pastoren dort wohnen und die Lauenauer Immobilien zugunsten einer Neugestaltung der Ortsmitte weichen. Über die "Quelle-Telefonhotline" wollte ein Interessent ein "Gen-optimiertes Kind" aus dem Katalog bestellen, gab seine Wunschdaten ("blaue Augen, blond, aber nicht zu blöd und nur eine kurze Pubertätsphase") ein und fragte nach Rückgaberechten und Pflegeaufwand. "Achten Sie darauf, dass der Strichcode am Oberschenkel nicht verblasst", erwiderte die Telefonstimme.
Die insgesamt 150 Zuschauer an zwei Abenden klatschten begeistert in die Hände und dankten mit großzügiger Spendenbereitschaft: Den "Lohn" für die vergnüglichen Kabarettstunden erhält die südafrikanische Kirchenprovinz Kalahari für deren Kinder- und Jugendbetreuung. Foto: al