1. Wenn Gärten das Leben von Menschen erzählen

    Ulla Lachauer liest aus ihrem Buch "Der Akazienkavalier"

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    STADTHAGEN (jl). Gärten sind Seelenlandschaften und Schicksalsorte. Und genau dahin kehrte die Bestsellerautorin Ulla Lachauer zurück. Im Rahmen ihrer Lesereise und der bundesweiten Bibliothekswoche "Deutschland liest" war Lachauer in der Stadtbücherei Stadthagen zu Gast. Leiterin Cornelia Reuter freute sich über die positive Resonanz der knapp 30 Zuhörer: "Alle waren sehr angetan von Frau Lachauer und ihren Geschichten".

    Lachauer las aus ihrem aktuellen Buch "Der Akazienkavalier", in dem sie in die Gärten ihrer westfälischen Kindheit zurückfindet. Sie besucht Gärten in ganz Deutschland und entdeckt die unterschiedlichsten Lebensgeschichten von Menschen. Und genau diese Liebe der einzelnen Menschen zu ihren Gärten spiegelt sich schon im Untertitel des Romans wieder: "Von Menschen und Gärten" heißt es dort. Am Ende ihrer Reise sei Lachauer dann bei sich selbst gelandet. Deswegen hebt sich dieses Buch auch von ihren früheren ab. In denen beschreibt die Autorin, freie Journalistin und Filmemacherin nämlich das Zusammenwachsen Osteuropas mit dem Westen. "Der Akazienkavalier" hingegen stellt die Beziehung der Menschen zu ihren Gärten in den Mittelpunkt. Der Roman zeigt unter anderem, dass jeder einen Garten anders betrachtet. Und um genau diesen Aspekt ging es in der ersten Episode, die Lachhauer las. In der Kindheitsgeschichte "Hänschen und das Apfelei" macht die Autorin als achtjähriges Mädchen die Erfahrung, dass Hans den eigenen Garten ganz anders wahrnimmt als sie. Für den Vater hatte der Garten noch eine viel intensivere Bedeutung, sogar eine nahezu existenzielle Bedeutung. Ob Großstädter oder Dorfmensch, Kind oder Erwachsener, Dichter oder Comedy-Star – jeder hat ein ganz persönliches Bild von ein und demselben Garten. Dies ist nur ein Kapitel von insgesamt 17. Die Autorin beschreibt ihre Episoden als "wilde Mischung". Ein Birnbaum steht im Mittelpunkt einer bewegten Familiengeschichte. Auf der Schwäbischen Alb züchtet ein aus Ungarn vertriebener Bauernsohn Paprika. Eine blinde Gärtnerin spricht von den Farben der Pfingstrosen, die sie nur durch Fühlen, Riechen und Hören wahrnimmt. Diejenigen, die in den Lesegenuss einzelner Passagen kommen durften, wissen: Diese Geschichten sind anrührend, authentisch und einfühlsam. "In schweren Zeiten sind Gärten überlebenswichtig", so Lachauer. Sie seien nicht nur für die Ökonomie sehr wichtig, sondern auch für die Seele der Menschen. Gärten bieten die Möglichkeit sich nahe zu kommen, so die Autorin, da in dieser idyllischen Atmosphäre eine schöne Gesprächssituation entstehe. Sie verrät, dass auch sie selbst ein Interview im Garten, also im Freien, bevorzuge. Mit Abschluss ihres Buchs ist Ulla Lachauer nach Stuttgart umgezogen. Dort hat sie zum ersten Mal seit ihrer Kindheit wieder einen Garten. Und zwar einen Hanggarten. Im dritten Stock blickt sie aus der Küche auf das Panoramabild der Stadt und nach hinten heraus erstreckt sich ihr Garten am Hang. Auf die Frage, was denn alles in dem Garten wächst, antwortete Lachauer: "Alte Mirabellenbäume und Rosen so weit das Auge reicht". Foto: jl

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