1. Polizeichef Wilfried Korte: "Rinteln ist eine sehr sichere Stadt!"

    Magere Resonanz zum FDP-Bürgerforum über die Sicherheit / Heiner Schülke gesteht Haushaltsfehler

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    "Die Zahl der Straftaten in der Stadt sinkt", stellt Rintelns Polizeichef Wilfried Korte fest.

    Heiner Schülke von der FDP lädt ein zum ersten Bürgerforum über die "Sicherheit in der Stadt".

    RINTELN (ste). Das Thema war in den letzten Wochen nach zwei nächtlichen Überfällen auf Passanten heiß diskutiert und so manche Bürgerin und mancher Ratspolitiker hatte so seine Meinung zur "Sicherheit in Rinteln" und tat dies auch kund. Die FDP mit Paul-Egon Mense und Heiner Schülke nutzte daraufhin die Gelegenheit und lud ein zum Bürgerforum über Sicherheit. Dazu bat sie um die fachkundige Meinung von Rintelns neuem Polizeichef Wilfried Korte als Referent, der seit dem 1. April diesen Jahres das Rintelner Kommissariat unter seiner Leitung hat. Doch nur sechs Zuhörerinnen und Zuhörer folgten der Einladung in das Gewölbe des Ratskellers. Dabei hatte Korte zusammen mit dem Kontaktbeamten Rolf Potthast interessante Zahlen zusammengestellt, die er gleich zu Beginn interpretierte: "Rinteln ist eine sehr sichere Stadt, in der es sich vortrefflich leben lässt!"

    Korte, der bereits alle Polizeireviere in Schaumburg kennenlernte und zuletzt in Garbsen seinen Dienst versah, hatte sich die Mühe gemacht und die neuesten Zahlen aus 2009 aus dem Computer gezogen. "Hier ist erkennbar, dass nicht nur die Fallzahlen sinken, sondern auch die Aufklärung steigt!" Der Erste Kriminalhauptkommissar führt dies unter anderem zurück auf die gute Präventionsarbeit in der Stadt, zum einen durch den Präventionsrat, zum anderen aber auch durch die intensiven Polizeikontakte über die Schulpaten in die heimischen Schulen.

    Waren es 1993 noch 1.800 Diebstähle, die registriert werden mussten, so wird die Zahl in diesem Jahr vermutlich unter 800 sinken. "Der verstärkte Diebstahlschutz an Pkw und technische Schutzeinrichtungen an Häusern wirken!" Auch sei die Jugendarbeit im Polzeikommissariat intensiviert worden. Bei schweren Diebstählen gab es in der Aufklärungsquote einen mächtigen Sprung nach vorne.

    Heute, so Korte, lauern die Gefahren weniger auf der Straße als im Internet: "Die Betrüger sind auf dem Vormarsch und ich rate besonders bei Internetgeschäften zur Vorsicht!"

    Dagegen ist die Tendenz bei Rohheitsdelikten, die sich insbesondere psychologisch auf die Menschen und deren individuelles Sicherheitsgefühl auswirken, rückläufig. "Hier haben wir eine Aufklärungsquote von traumhaften 92 Prozent", so Korte, der allerdings auch zugeben musste: "Die Qualität der Delikte nimmt zu!" Während man früher einen auf dem Boden liegenden Kontrahenten in Ruhe ließ, wird heute noch einmal nachgetreten. Zahlen zeigt die Statistik auch für die Straßenkriminalität. Hier ist ein deutliches Minus zu erkennen.

    Ein zentrales Thema der Zukunft wird die Bekämpfung von Delikten unter Alkoholeinwirkung sein. Für den Kinder- und Jugendbereich sei man hier durch Präventionsbemühungen bereits auf dem richtigen Weg. Waren es 2004 noch 22 Prozent Jugendliche und sechs Prozent Kinder, die unter Alkoholeinwirkung in der Statistik als Tatverdächtige auftauchten, konnte die Quote in diesem Jahr auf etwa neun Prozent Jugendliche und drei Prozent Kinder reduziert werden: "Jetzt gilt es, die Erwachsenen und deren Alkoholkonsum stärker im Focus zu behalten!" Korte sieht Alkohol und seine Wirkungen als gesamtgesellschaftliches Problem und bei Zeltfesten haben man in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt und den Betreibern der Fest durch Kennzeichnung der Gäste mit Bändern (grün für Erwachsene, orange für Heranwachsende und rot für Kinder) gute Erfolge erzielt: "So ist dem Personal sofort klar, wer welche Alkoholika kaufen darf!"

    Ein dickes Lob für die polizeiliche Arbeit in Rinteln gab es von Heiner Schülke: "Das die Beamten unter derart katastrophalen räumlichen Bedingungen im letzten Jahr arbeiten konnten, bedarf der besonderen Bewunderung", sagte der selbstständige Unternehmensberater, der die Arbeitsbedingungen im Rintelner Kommissariat als "...tägliche Demotivation" erkannte. Doch jetzt werde umgebaut und Gelder seien dafür freigegeben. Gelder, die im niedersächsischen Haushalt bislang eher eingespart wurden: "Wir haben Fehler im Haushalt gemacht, als wir die Polizei als ein Sparschwein missbraucht haben", so Schülke: "Dabei haben wir die Schraube überdreht!"

    Einen liberalen Anstrich verpasste er der Veranstaltung dann auch noch: "Drei Dinge habe ich noch auf dem Herzen", so Schülke. So gelte es im privaten Bereich eigene Vorsorge zur Verhütung von Straftaten zu treffen und vorzusorgen. Außerdem kritisierte er massiv die Justiz: "Wenn ein Täter zum x.ten Mal in U-Haft gekommen und ist und am Ende wieder einmal eine Bewährungsstrafe erhält, sieht das als Quasi-Freispruch an!" Während Legislative und Exekutive ihre Hausaufgaben machten, sei die Justiz davon weit entfernt. Ein Lob sprach Schülke den polizeilichen Bemühungen an den Schulen aus: "Das ist gelebte Prävention!"

    Foto: ste

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