1. Grabung gibt Einblick in die Vergangenheit des Stiftes

    Archäologe legt Gräber im Innenhof des Gebäudekomplexes frei

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    OBERNKIRCHEN (bb). Teile von zwei menschlichen Skeletten, hunderte weitere Knochenstücke von Mensch und Tier, Keramikscherben und Baumaterial - bei der Grabung im Innenhofes des Stiftes in Obernkirchen haben der Archäologe der Schaumburger Landschaft Jens Berthold und sein Team ein Puzzle verschiedener Fundstücke entdeckt. Die Ergebnisse des Projektes bestätigten Vermutungen über die Geschichte des Stiftes und erlauben die Umgestaltung des ehemaligen Kreuzhofes nach den Plänen des Fördervereins.

    Für Rolf-Bernd de Groot vom Förderkreis des Stiftes (v. li.), Archäologe Jens Berthold, Ralf Wagemann von der VGH, Sigmund Graf Adelmann von der Schaumburger Landschaft und Äbtissin Susanne Wöbbeking bringen die Grabungen zwar keine grundlegenden Überraschungen aber trotzdem interessante Erkenntnisse.

    Jens Berthold erklärte: "Solche gestörten Gräber sind typisch für den Innenhof eines Stiftes oder Klosters. Die in früherer Zeit angelegten Gräber wurden bei späteren Bodenbewegungen etwa im Zuge neuer Bestattungen in Mitleidenschaft gezogen." Berthold informierte gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Schaumburger Landschaft Sigmund Graf Adelmann, Äbtissin Susanne Wöbbeking, dem Geschäftsführer des Förderkreises Stift Obernkirchen Rolf-Bernd de Groot und Ralf Wagemann, Regionaldirektor der VGH, im Pressegespräch über die Ergebnisse der Grabung.

    Die geplante Neugestaltung des Kreuzhofes machte eine archäologische Untersuchung notwendig. Schließlich sollten bei den anstehenden Erdarbeiten keine Kulturdenkmale unter der Erdoberfläche beschädigt werden. Zu diesem Zweck ließ Jens Berthold zwei Grabungseinschnitte von 1 Meter mal 1,5 Meter ausheben, hinzu kamen mehrere kleine Sondierungen mit dem Erdbohrstock. Diese Einschnitte lieferten vielfältige Informationen über die Bodenschichten im Innenhof und damit über die Vergangenheit des Stiftes. "Jede Grabung zerstört auch etwas", hielt Berthold fest. Auch deshalb beschränkte sich der Archäologe bei dieser ersten wissenschaftlichen Untersuchung des Innenhofes auf relativ kleine Eingriffe.

    Bei dem Projekt wurden zwei Gräber mit Teilen von menschlichen Skeletten aus der Zeit des hohen bis späten Mittelalters freigelegt. Zusätzlich wurden zahlreiche verlagerte menschliche Knochenstücke aus anderen Gräbern wurden entdeckt. Damit bestätigte sich eine Vermutung der Historiker. Wie in Klöstern damals üblich, wurden auch in Obernkirchen Kreuzgang und Kreuzhof bis mindestens zur Reformation als Bestattungsplatz verwendet.

    Unter den rund 550 geborgenen Knochenstücken befinden sich aber auch viele von Tieren. Der Innenhof diente nämlich nicht nur als Friedhof, sondern auch der Entsorgung von Haushaltsabfällen und damit Essensresten. Entsprechend kamen rund 220 Keramikscherben von Haushaltsgeschirr, einige Eisenteile und ein Stück bemaltes Glas hinzu. Außerdem enthält der Boden große Mengen Bauschutt. Schichten mit viel Sandsteinbruch geben vermutlich Zeugnis von historisch belegten Umbauarbeiten am Gebäude. Abfälle der Steinbearbeitung und Aushub wurden im Hof aufgeschüttet und einplaniert. Die Grabung gab auch Aufschluss darüber, wie viel Boden im Lauf der Jahrhunderte im Innenhof aufgeschüttet wurde. Seit dem Mittelalter erhöhte sich das Niveau im Kreuzhof um mindestens einen Meter. Berthold fand unberührte, natürliche Bodenschichten in Tiefen von etwa einem Meter bis 2 Metern in den Bohrungen, in den beiden Grabungsausschnitten in Tiefe von etwa 1,2 Metern. Das Team legte einen Teil der Fundamente der Kirchenwand frei. Sie reichen hier bis zu mindestens 1,2 Metern hinab. Dabei kamen auch dicke Sandsteinplatten zum Vorschein, die zum Bodenbelag des größtenteils abgebrochenen Kreuzganges gehört haben dürften.

    Der oberste halbe Meter ist durch die Nutzung des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt und archäologisch uninteressant. "So sind wir relativ frei in der gärtnerischen Neugestaltung des Innenhofes", erklärte Rolf-Bernd de Groot.

    Die VGH-Stiftung hatte das Grabungsprojekt gefördert. Ralf Wagemann erklärte als Vertreter der VGH: "Man sieht, wir habe das Geld gut angelegt." Foto: bb

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an