1. Von Bergleuten, Heringsfängern und Schützenfesten berichten

    Schaumburger Wochenblatt präsentiert: Fünf DVDs aus acht Jahrzehnten / Film-Edition "Mein Schaumburg" kurz vor Vollendung

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    LANDKREIS (ih). Zwei Monate lang hat das Schaumburger Wochenblatt seine Leser aufgerufen private Filme aus und über Schaumburg einzuschicken. Die Resonanz war überwältigend: Mehr als 200 Filme kamen zusammen. Dutzende Päckchen und Pakete mit Super-8-Filmen, mit Video-Cassetten und DVD`s stapelten sich in der Redaktion. Die Mitarbeiter der Filmproduktionsfirma "Kamera Zwei" haben in den vergangenen Wochen unzählige Filmrollen gesichtet. Das Schaumburger Wochenblatt hat bei der Arbeit zugeschaut und mit Projektleiter Stefan Radüg gesprochen.

    SW: Wie ist der aktuelle Stand der Produktion?

    Stefan Radüg: Inzwischen haben wir alle eingesandten Filme gesichtet, nach Themen und Jahrzehnten geordnet. In einem nächsten Schritt wurde das Filmmaterial dann digitalisiert. Alle bewegten Bilder mussten in den Schnittcomputer einlesen werden.

    SW: Das klingt einfach.

    Stefan Radüg: Schwierig ist es vor allem dann, wenn man sehr unterschiedliches Filmmaterial erhält. Wir haben 16-Millimeter-Filme, Normal-8, Super-8 und Single-8-Filme erhalten. Und auch das sehr seltene Filmformat 9,5-Millimeter war dabei. All diese Filme benötigen spezielle Projektoren, damit man diese Filme überhaupt abspielen und ansehen kann.

    SW: Und dann ist das Filmmaterial ja häufig auch schon Jahrzehnte alt.

    Stefan Radüg: Die ältesten Filme stammten aus den 1920er Jahren. Das sind wahre Schätze, mit denen man besonders sorgsam umgehen muss. Aber es ist erstaunlich, wie gut diese Filme noch erhalten sind. Allein das Digitaliseren der Filme hat Wochen gedauert.

    SW: Das ist ja ein unglaublicher, riesiger Aufwand.

    Stefan Radüg: Aber es ist auch nur der erste Schritt. Denn anschließend müssen alle Bilder im Computer technisch überarbeitet werden. Oft sind Farben verblichen oder Filme falsch belichtet worden und damit zu dunkel. Das kann man heute technisch noch aufbereiten. Dazu muss aber jedes einzelne Bild bearbeitet werden. Wenn man weiß, das jede Sekunde Film aus 25 Bildern besteht, wird deutlich, wie umfangreich diese Arbeit wirklich ist.

    SW: Jetzt werden ja nicht nur die Filme zu sehen sein, sondern auch Interviews.

    Stefan Radüg: Es ist wichtig, auch die Schaumburger zu hören. Menschen, die hier leben und die aus ihrem Leben erzählen. So konnten wir zwei sehr engagierte Hobbyfilmer zum Mitmachen bewegen können. Adolf Dittrich aus Feggendorf und Siegfried Eckert aus Möllenbeck leben seit Jahrzehnten hier und haben natürlich viel gesehen.

    SW: Können Sie ein Beispiel nennen?

    Stefan Radüg: Herr Eckert hat uns erzählt, wie er als Junge Ziegen durch den Ort getrieben hat. Die Kinder in den 40er und 50er Jahren haben täglich auf alle Ziegen des Dorfes aufgepasst und abends musste jede Ziege wieder in den richtigen Stall zurück. Das war wahrlich nicht einfach. Und Herr Dittrich hat uns verraten, warum er es bis heute liebt, auf Schützenfesten zu tanzen – dabei hat er nämlich seine Frau kennen- und liebengelernt.

    SW: Aber auch prominente Schaumburger wurden interviewt.

    Stefan Radüg: Allen voran freuen wir uns, das Fürst Alexander Zeit für ein ausführliches Interview gefunden hat. Auch Landrat Schöttelndreier hat viel über seine Arbeit in Schaumburg erzählt. Bei fast allen Veranstaltungen in den vergangenen Jahrzehnten waren auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Ernst Kastning und der Landtagsabgeordnete a.D., Friedel Pörtner dabei.

    SW: Nun ist es wichtig, die Filmbilder auch historisch einzuordnen. Welche Experten stehen dabei zur Seite.

    Stefan Radüg: Der Leiter des Staatsarchivs in Bückeburg, Dr. Stefan Brüdermann, bringt sein umfassendes Wissen über Schaumburg in einem Interview ein. Und auch die Historikerin, Dr. Lu Seegers, trägt maßgeblich dazu bei, die Jahrzehnte zu durchleuchten. Beide Experten haben ja bereits zahlreiche Schriften und Bücher über Schaumburg veröffentlicht.

    SW: Wie werden die einzelnen DVDs inhaltlich aussehen?

    Stefan Radüg: Wir werden insgesamt fünf DVDs erstellen. Jede DVD behandelt einzelne Jahrzehnte. Das beginnt in den 20er Jahren und endet bei DVD Nummer fünf mit Filmen aus den 80er und 90er Jahren. Alle fünf DVDs werden in einem hübschen Schuber zusammengefasst. Nach derzeitigem Stand wird jede einzelne DVD eine Länge von rund 45 Minuten haben.

    SW: Was macht diese Filmsammlung so besonders?

    Stefan Radüg: Grundsätzlich zeigen wir nur Filme – keine Fotos. Gerade die filmische Reise in eine jüngere Zeit, an die sich viele Bürger leibhaftig erinnern können, macht es spannend. Wenn wir Filme zeigen, als zum Beispiel noch Autos über den Marktplatz in Stadthagen fuhren, oder in Rinteln die Extertalbahn durch die Stadt zuckelte, weckt das ganz persönliche Gefühle: Wir erinnern uns, denn wir waren dabei – hatten es nur kurz vergessen. Außerdem sind wir stolz, das für unsere Sammlung eine stattliche Länge von knapp vier Stunden Film zusammengekommen ist.

    SW: Gibt es in dem umfassenden Filmmaterial auch ganz besondere Höhepunkte?

    Stefan Radüg: Sehr selten sind Filmaufnahmen von Schaumburger Bergleuten. Wir haben sehr schöne Bilder aus den 50er Jahren erhalten, die einen Einblick in die wahrlich harte Arbeit unter Tage geben. Zudem können wir Filme zeigen, die Fürst Alexander als kleinen Jungen zeigen. Der Fürst selbst kannte diese Aufnahmen nicht. Eine absolute Rarität sind Filmaufnahmen der Heringsfänger. Zahlreiche Männer aus Niedernwöhren und Meerbeck zum Beispiel fuhren in den 30er Jahren zur See. Diese Bilder sind wirklich einmalig.

    SW: Es gibt auch musikalische Höhepunkte?

    Stefan Radüg: Ja, wir konnten exklusive Aufnahmen von Schaumburger Heimatliedern `ausgraben`. Diese Lieder sind bisher unveröffentlicht. In der Filmsammlung "Mein Schaumburg" bringen wir sie zu Gehör.

    SW: Wann wird es die Filmsammlung geben?

    Stefan Radüg: Derzeit läuft die Produktion noch auf vollen Touren. Wir gehen jedoch davon aus, dass die DVD-Edition ab 15. November erhältlich sein wird. In diesen Tagen erhalten übrigens auch alle Film-Einsender ihre Filme zurück.

    SW: Was wird die Sammlung kosten und wo gibt es sie?

    Stefan Radüg: Die DVD-Edition wird in guten Buchhandlungen erhältlich sein oder aber auch direkt via Internet. Alle fünf DVDs, also insgesamt über drei Stunden Film, kosten 59,90 Euro. Bei Bestellung per Internet kommen noch Versandkosten hinzu. Wer will kann die DVD-Sammlung ab sofort schon vorbestellen. Ganz einfach unter www.film.kamerazwei.de

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