1. Politwitz wird mit Humor und Nachdenklichkeit inhaliert

    Brigitte Wehrhahn erobert die Bühne und das Publikum

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    KREUZRIEHE (Ka). Brigitte Wehrhahn sieht recht brav in ihrem Kittel aus, doch sie hat es faustdick hinter ihren Ohren. Die Kabarettistin aus Bad Münder präsentierte im Gasthaus Hattendorf (dem Ort, wo Humor, Geselligkeit und Unterhaltung täglich ihren Nährboden finden) ihr neues plattdeutsches Programm "Öok dat noch!". Sie setzte auf der Kleinkunst-Bühne mit Verbal-Akrobatik die Politiker auf den Pott und ließ auch die Alltäglichkeiten mit spitzer Zunge nicht außer acht. Zur Freude des Publikums, denn so traurig die politischen Geschichten rund um Wahlversprechen inklusive dem Unwahrheitspaket und der Finanzmisere im Land auch sind, die Wähler gewinnen dem Polit-Chaos zumindest unter Wehrhahns Leitung die humorvollen Seiten ab. Krumm und schief durften sich die Gäste über die Gurkenverordnung lachen und taten es dem neuen alten Gemüse gleich. Endlich kam das Gesetz auf den Markt, wo Gurken ungeniert wachsen dürfen wie sie wollen, um die heimischen Küchen zu bereichern. "Da fasse ich mich doch an den Kopf", unterstrich sie auf plattdeutsch diese vehement wichtige und elementare Salat-Entscheidung von ganz oben. Wie viele Stunden darüber debattiert und diskutiert wurden, um die EU-Beschäftigungseinheiten zu erfüllen, konnte nur erahnt werden. Dabei geht es nicht nur um die Gurke, es geht wie immer um das Geld, unser Geld, das Steuergeld! Um das Finanzloch zu stopfen, könnte so mancher Politiker gleichsam mit dem Schuldenberg zum Auffüllen herhalten, so Wehrhahn. Alte und neue Witze wie auch zahlreiche Kalauer ergossen sich über die Reihen und nagten sichtlich an den Zwergfellen und den Lachmuskeln der Zuhörer. Sie hielten ihr Dauer-Grinsen in dem über zweistündigen Programm und inhalierten die Geschichte der Frau, die den Watte-Fortschritt von der waschbaren Binde über den Tampon bis zur Tena Lady erfolgreich nutzen darf und auch die "Live Erotik- und Dessousshow" trug zum Amüsement bei. Prominente Schwule und Lesben wurden von Guido (Sch)westerwelle bis Patrick Lindner in Szene gesetzt und so mancher Vorteil hervorgehoben. Ob das Outen in Talk-Shows erfolgt oder daheim in den eigenen vier Wänden, mancher ist so warm, dass er seine Bügelfalten mit der Hand in die Hose streicht, ergänzte Wehrhahn. Mit einem Schnäpschen in der Kehle ließ es sich noch besser plaudern und sie erinnerte sich an Kurts Ableben. Seine Frau gab daraufhin telefonisch ein Anzeige mit dem Wortlaut "Kurt tot" bei der Zeitung auf. "Mehr nicht?", fragte die Anzeigen-Annahmestelle, worauf sie ergänzte "Kurt tot - Moped zu verkaufen!" Kurz, knackig, spritzig und witzig wurden die Themen serviert, wobei die Inhalte auch viel Nachdenklichkeit verbreiteten. Die Justiz stand bei Missbrauchdelikten unter Beschuss. Der Wandel von Verurteilungen und Strafen habe sich drastisch geändert, so das eloquente Bühnentalent. Damals wurde der Täter noch öffentlich vor aller Augen aufgeknüpft, später sorgte das Gefängnis für Verschluss und heute erhält der Täter noch während der Untersuchungshaft Entschuldigungsschreiben vom Staat und ihm wird applaudiert, wenn er das Gericht verlässt. Auf seinen Wunsch hin kann die Veranstaltung zudem musikalisch vom Polizeicorps ge-rahmt werden.

    Foto: ka

    Das Publikum genießt den bissig witzigen Humor der Entertainerin.

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