1. Sich selbst und der Gruppe vertrauen

    Projekt "Kinder stark machen" im VfL Bad Nenndorf / Grenzen zwischen Gewalt und Spaß lernen

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    BAD NENNDORF. "Klick" hat es gemacht. Es ging unter die Haut und mitten ins Herz, als sich Canan bei der Übung "Geier Sturzflug" in die Tiefe stürzte. In diesem entscheidenden Moment hat sie erfahren, das sie sich und der tragenden Gruppe vertrauen kann.

    Zusammen mit zwölf andern Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren nimmt Canan am Projekt "Kinder stark machen" teil. Für Geschäftsführerin Silke Engelking ist das Angebot eine Antwort des VfL Bad Nenndorf auf Ereignisse wie in Winnenden oder Ansbach.

    Die Jungen und Mädchen lernen, sich auf andere zu verlassen und sich an Regeln zu halten.

    Hinschauen, sich einmischen und Verbündete suchen, lernen die Kinder unter Anleitung der Deeskalationstrainierin und Mediatorin Elisabeth Meyer-Engelke. Ihr Anliegen ist es, einen gesellschaftlichen "Klimawandel" einzuläuten, indem das seelische Immunsystem von Kindern gestärkt wird, damit sie sozial angemessen Konflikte lösen können und damit für den Ernstfall des Lebens gerüstet sind.

    Das Präventionstraining zielt auf authentische Erfahrungen ab, die die Kinder nachhaltig in ihren Alltag übertragen können. Es lebt von actionreichen Übungen wie "Knack den Schokoriegel", in dem die Kinder beim Verteidigen bzw. der Eroberung eines Schatzes mit Süßigkeiten erleben, das die Grenzen zwischen Gewalt und Spaß manchmal fließend sind. Im so genannten "Detektivbüro" treffen sich alle im Anschluss an jede Trainingseinheit, um den Hintergründen für das eigene Verhalten und dass der anderen auf die Spur zu kommen. In der Reflektionsrunde meldet sich Lukas und findet es echt krass, dass ausgerechnet der Mensch oft unmenschlich ist. Gewalt tut auch im Herzen weh, fällt ihm Svea ins Wort. Genau, ruft Sabrina, was wir alleine nicht schaffen, schaffen wir zusammen. Gesagt, getan, dieser Lerneffekt wird sofort umgesetzt. Aus Geräten wird eine Wippe gebaut und Leonie lässt die kleine Annika oben zappeln. Annika ruft schnell Tabea, Mia, Lishayini, Emily und Jonathan um Hilfe, die auf ihre Seite der Wippe klettern. Schwupps, durch das Suchen von Verbündeten befreit sich Annika aus der Gefahr und hat wieder sicheren Boden unter den Füßen.

    Das emotionale Lernen erfolgt durch die spielerische mal chaotisch-turbulente, mal spaßige Herangehensweise, so dass spürbar wird, dass Regeln Sinn machen und einen schützen. In Kombination mit Theorieanteilen wird die Empathie – das in sich hineinfühlen in andere – geschult. Neben Vertrauen ist Empathie der Schlüssel, um gegen Gewalt und ein unfaires Miteinander etwas auszurichten.

    Verstehen ohne Einverstanden zu sein und spiegeln, dass Menschen, die Probleme machen, auch selber Probleme haben, ist eine der größten Herausforderungen des Trainings. Für Elisabeth Meyer-Engelke ist viel erreicht, wenn die Kinder begreifen, dass jeder das Bedürfnis hat, anerkannt zu sein und sich einer Gruppe zugehörig fühlen möchte. Überzeugt stellen die Mädchen und Jungen fest, dass wer anderen hilft, sie schützt und sich vor sie stellt und sie nicht anzickt, mobbt, klein macht sowie körperlich und seelisch verletzt, ein echter Alttagsheld ist. Foto:privat

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