HÜLSEDE (al). Die Orgel in der Hülseder Ägidienkirche klingt wieder fehlerfrei. Vorbei ist deren "Heiserkeit", wie Spezialistin Katrin Haspelmath-Prause bemerkte. Elf Arbeitstage hatte sie die Empore des Gotteshauses zur Werkstatt umfunktioniert. Für die fällige Überholung kamen rund 3000 Euro durch Spenden zusammen. Die hiesigen Christen hatten "Pfeifenpatenschaften" übernommen.
Orgel ohne Heiserkeit: Katrin Haspelmath-Prause bei ihrer Arbeit am Hülseder Instrument.
Seit dem Einbau des großen Instruments vor 39 Jahren war offenbar keine fachmännische Hand mehr im Innern des großen Prospekts. Dicker Staub lagerte sich ab und veränderte den Klang. Hier und da waren bereits Lederstücke und Metallführungen verschlissen. Vor allem aber der Motor bereitete Sorgen: "Irgendwann streikt die Orgel einmal", hatte die Lauenauer Musikerin Christina Ziegler schon seit Längerem Pastor und Kirchenvorstand gewarnt und sich besorgt über dann möglicherweise noch größere Schäden gezeigt. Ziegler kam auch auf die Idee, mit Spendenaufrufen zur Finanzierung der Maßnahme beizutragen.
So konnte Katrin Haspelmath-Prause beauftragt werden. Die Orgelbauerin aus Walsrode, die in zweiter Generation das einst vom Vater gegründete Unternehmen führt, wirbelte regelrecht Staubwolken auf, als sie ihre Arbeit in Hülsede begann. Der graue Belag hatte sich in allen Winkeln festgesetzt. Deshalb holte sie alle 86 Holzu- und 448 Metallpfeifen hervor, stimmte Töne neu und erneuerte mechanische Führungen. Zuerst aber untersuchte sie den Motor, dessen alte Schaumstoffisolierung bereits in lose Teile zerfallen war. Diese hätten sich tatsächlich in der Maschine selbst oder in anderen Teilen des Instruments verbreiten können. Nun gewährt eine neue Isolierung und Schalldämmung für etliche Jahre neue Sicherheit.
Am Ende ihrer Arbeit konnte Haspelmath-Prause die besorgten Verantwortlichen beruhigen: "Es hat noch alles funktioniert." Aber es sei wirklich höchste Zeit für eine Überholung gewesen. Inzwischen hat die Walsroderin ihr Werkzeug wieder eingepackt. Neue Aufträge warten auf sie, die sie in allen Teilen Niedersachsens unterwegs sein lässt. Auf der Hülseder Orgelbank aber können wieder die Kirchenmusiker Platz nehmen und sich wundern: Schon vor der Instrumentenpflege hatte der Hülseder Tischler Hans-Friedrich Kracke Platz in den bislang beengten Verhältnissen auf der schmalen Empore geschaffen. Vor allem aber gibt es dort jetzt einen Spiegel, der endlich den Blickkontakt von Organist zu den Handlungen am Altar erlaubt. Foto: al