LAUENAU (al). Der Flecken Lauenau ist nicht nur größter Eigentümer von Acker- und Grünland in seiner Gemarkung; er vermehrt jetzt auch seinen Immobilienbesitz. Obwohl die Sanierung der ehemaligen Casala-Industriebrache nicht vollständig abgeschlossen ist, hat er soeben drei Häuser in der Ortsmitte gekauft. Das eine ist – wie bereits berichtet – für die künftige Nutzung des Jugend- und Kulturforums bestimmt. Mit den anderen beiden verbindet der Rat die Hoffnung auf eine weitere Belebung der Ortsmitte.
Vorfahrt für Immobilienkäufe: Für den Flecken Lauenau hat Gemeindedirektor Uwe Heilmann soeben die beiden rechten Gebäude in der Marktstraße erworben.
Die Kaufabsichten hatte Gemeindedirektor Uwe Heilmann in Absprache mit den beiden Fraktionen bereits in einer Ratssitzung vor wenigen Wochen angekündigt, ohne jedoch nähere Einzelheiten zu nennen. Jetzt stellte er vor Journalisten die erworbenen Immobilien vor. Es handelt sich dabei um die Häuser Lukat und Richter in der Marktstraße 7 und 9 sowie die beiden direkt angrenzenden Gebäude in der Langen Straße einschließlich der dazugehörigen Hof- und Gartenflächen.
Besonders letztere eröffnen der Gemeinde die Möglichkeit, Parkplätze direkt in der Ortsmitte anzulegen. Ursprünglich hatte Heilmann dafür das Haus Schröder-Benfeldt ins Auge gefasst, dessen Zustand jedoch nach inzwischen eingeholter Expertenmeinung mit einem "vernichtenden Urteil" beschrieben worden sei. Deshalb bleibe der Rat bei seiner Ansicht, das Grundstück nur dann zu kaufen, wenn die Denkmalschutzbehöde einen Abriss bewillige. An dieser Stelle soll eine Grünanlage mit direktem Zugang zur Mühlenaue entstehen. Das ursprüngliche Parkplatz-Vorhaben werde vorerst nicht weiter verfolgt.
Dagegen will die Gemeinde jetzt schnell bei den neu erworbenen Immobilien tätig werden. Momentan werde bereits der innere und äußere Sanierungsaufwend ermittelt. So sollen zum Beispiel am Haus 9 behindertengerechte Eingänge entstehen. Für die gegenwärtigen Mieter hat der Eigentümerwechsel keinen Einfluss. Im Gegenteil: "Jetzt wollen sie bleiben", kommentierte Heilmann offenbar vorherige andere Überlegungen.
Für das Haus 7 drängt sogar schon die Zeit. Kaum war nämlich durch Presseberichte bekannt geworden, dass der Flecken Häuser aufkaufen und Ladenflächen vermieten wolle, habe schlagartig eine Nachfrage von Einzelhändlern und Dienstleistern eingesetzt."Die erkennen: Wir können den Job dank Gewerbepark und Plaza", freute sich der Gemeindedirektor über das Renommee. Im Übrigen bleibe es dabei, dass die Kommune "keine Dollaraugen" zeige: "Wir wollen die Ortsmitte beleben und dies mit marktgerechten Mieten betreiben." Heilmann räumte ein, dass der Einzelhandel zu kämpfen habe: "Also bieten wir Partnerschaften an." Für das ehemalige Lukat- und spätere "Fashion Point"-Geschäft steht bereits eine konkrete Nutzung an: Zwei Unternehmerinnen wollen dort im Frühjahr eine Filiale mit Damen- und Herrenbekleidung eröffnen. Zugleich sprach er von "vier weiteren Interessenten", die sich im Flecken ansiedeln möchten. Der neue Parkraum hinter den Gebäuden soll mit einer fußläufigen Anbindung an die Marktstraße sowie bei entsprechender Einigung mit einem Nachbarn an die Coppenbrügger Landstraße attraktiv gemacht werden.
Die künftigen Stellflächen sind auch deshalb wichtig, weil mit dem geplanten Ausbau der Marktstraße der dort vorhandene Parkstreifen aus verkehrsbehördlichen Gründen wegfallen muss. Dafür ist mehr Platz für Fußgänger – und wohl auch für Stühle und Tische des dort ansässigen Cafés.
Sorgen bereitet der Gemeinde offenbar der Zustand der Mühlenaue. Inzwischen hätten Verhandlungen mit der Unteren Wasserbehörde, dem Wasserunterhaltungsverband und auch dem Mühleneigentümer begonnen. Der träge Wasserlauf sei verlandet und müsse ausgekoffert werden. Im Zuge der Maßnahmen müsste die große Kastanie direkt vor der "Altdeutschen Bierstube" fallen. Zwar war sie vor Jahren saniert worden; doch das Wurzelwerk greife die Ufermauern massiv an. Schon bald dürften Passanten auch wieder entlang der Mühlenaue in Richtung Schloss und künftiger Service-Wohnanlage gelangen. Die bislang privat genutzte Parzelle befindet sich in öffentlichem Eigentum.
Für die Gemeinde ist der Ankauf von Gebäuden mit diesen ersten Maßnahmen offenbar noch nicht zu Ende. "Wir werden da weitermachen", ist sich Heilmann sicher. Finanzielle Widrigkeiten sieht er nicht: "Lauenau wird die einzige Kommune sein, die im kommenden Jahr ihren Haushalt auch ausgleichen kann", hat er in seiner Funktion als Kämmerer der Samtgemeinde Rodenberg nach ersten Schätzungen schon ermittelt, "andere Gemeinden stehen da vor einem bösen Erwachen". Überhaupt sieht er die örtliche Finanzlage nicht zuletzt durch das Erfolskapitel Gewerbepark als gesichert an. Zudem könne sich das kommunale Vermögen sehen lassen: Es sind 73 Hektar landwirtschaftliche Flächen und 25 Millionen Euro Grundvermögen einschließlich aller Gebäude. Foto: al