1. Migrantenkinder bleiben eine Herausforderung

    Diskussion beim WIR-Ausschuss "Integration" / Ehemalige Schüler mit Migrationshintergrund berichten

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    LANDKREIS (em). Ob Migrantenkinder eine Herausforderung für das Deutsche Schulsystem sind, wollte die Wählerinitiative WIR für Schaumburg näher beleuchten. Der Ausschuss "Integration" hatte zu einem Informations- und Diskussionsabend eingeladen und mehr als 30 Bürgerinnen und Bürger, überwiegend mit Migrationshintergrund, kamen in das Gasthaus Bruns, um mehr über Integration zu erfahren und zu diskutieren. Ausschussmitglied Rabia Yasar begrüßte die zahlreichen Besucher und vor allem die Referentin des Abends, Claudia Schanz aus dem Niedersächsischen Kultusministerium. "Der Anteil der Migranten in unseren Schulen beträgt nahezu 25 Prozent, Tendenz steigend", so Schanz, Referentin für Interkulturelle Erziehung und Bildung im Niedersächsischen Kultusministerium. Das Land Niedersachsen investiere sehr viel in die Erziehung und Bildung von Migrantenkindern in den Schulen. So würden allein 34 000 Lehrerstunden für die Sprachförderung aufgebracht, was jährlich etwa 50 Millionen Euro kosten würde. "Eine frühe Sprachförderung ist für den weiteren Bildungsweg unerlässlich", betonte Schanz. "Der Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund hängt aber nicht nur von Sprachkenntnissen ab." Eine bessere Verzahnung im schulischen Bereich sei unbedingt erforderlich. Dazu gehöre auch eine stärkere Einbeziehung der Elternhäuser, die Entwicklung von Erziehungs- und Bildungspartnerschaften mit zugewanderten Eltern. Auch der Ausbau von Ganztagsschulen sei für die Integration überaus sinnvoll. Hier habe Niedersachsen bereits viel investiert. Zur Zeit gibt es 880 Ganztagsschulen in Niedersachsen, davon sind 223 in diesem Jahr eingerichtet worden. "Sorgen bereiten uns aber immer noch die Schulabgänger ohne Abschluss", so Schanz. So verließen etwa 7,5 Prozent der Kinder die Schule ohne einen Abschluss, bei Migrantenkindern betrage diese Quote sogar 17,1 Prozent. In die anschließende Diskussion, die von WIR-Vorstandsmitglied Uwe Toepfer geleitet wurde, brachten sich auch drei Jugendliche ein, die Schulen im Landkreis Schaumburg besucht haben. Ramazan Özkeles aus Lindhorst kam ohne deutsche Sprachkenntnisse in die Grundschule, hatte große Schwierigkeiten und musste viele Hindernisse überwinden. "Oft wurde ich ausgelacht", sagte Ramazan. Er bekam eine Hauptschulempfehlung, ging auch zur Hauptschule und erwarb später dann doch noch den Realschulabschluss und besucht heute eine Fachschule für Informatik. Özlem Belinda Cosan dagegen hatte keine Sprachprobleme, da ihre Eltern die Deutsche Sprache gut beherrschten. "Ich fühle mich insgesamt gut integriert und habe keine Verständigungsprobleme." Özlem Belinda besuchte das Ratsgymnasium in Stadthagen, absolvierte das Abitur und strebt ein Studium an. "Auch ich habe Vorurteile gegenüber ausländischen Schülern kennengelernt", so Özlem Belinda, "eine Deutsche mit kurdischen Wurzeln", wie sie sich selbst bezeichnet. Auch Saadet Balende berichtete, dass ihre schulischen Leistungen nicht besonders gut waren. Sie erhielt ebenfalls eine Hauptschulempfehlung, absolvierte diese dann doch erfolgreich, besuchte ein Fachgymnasium, schaffte das Abitur und besucht nun eine Blindow-Fachschule. "Ich hätte in der Schule eine türkische Lehrkraft als Ansprechpartner gebraucht", erklärte Saadet Balende, "das hätte mir in meinem Schulleben sehr helfen können". Der Einsatz von mehr Lehrkräften mit Migrationshintergrund war dann auch eine zentrale Forderung der Diskussionsteilnehmer. "Bei dem hohen Anteil von Migrantenkindern in den Schulen, müssen unbedingt auch Lehrkräfte mit einem Migrationshintergrund eingestellt werden, damit die schulische Förderung besser funktioniert", so die Meinung Hülya Songuens.

    Berichteten von ihren schulischen Erfahrungen (v.re.) Saadet Balende, Özlem Belinda Cosan und Ramazan Özkeles

    Migranten diskutierten im WIR-Ausschuss "Integration" über schulische Probleme Zugereister.

    Foto: p

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