Vielen Schaumburgern scheint es egal zu sein, wer in Berlin die Macht hat. Noch nie gab es bei einer Bundestagswahl so viele Nichtwähler. Nur 72,8 Prozent der Wahlberechtigten stimmten ab. Und dennoch gehört der Wahlkreis eigentlich mit zu den Gewinnern. Die heimischen Interessen werden ab sofort von zwei Abgeordneten in Berlin vertreten. Es war ein bitterer Tag für die Sozialdemokraten, obwohl Sebastian Edathy erneut das Direktmandat gewinnen konnte. Dramatisch der Einbruch bei den SPD-Zweitstimmen. Mit 14 Prozent verloren die Sozialdemokraten noch mehr als im Bund. Die SPD schafft es in der einstigen Hochburg scheinbar nicht mehr die Wähler an sich zu binden. Die Kreis-SPD braucht dringend eine ehrliche Analyse des Ergebnisses. Edathy muss sich nach elf Jahren im Bundestag eine neue Rolle lernen: Oppositionsarbeit. In gleicher Funktion wird Katja Keul von den Grünen mitwirken. Die Nienburger Anwältin schaffte den Sprung über die Landesliste. Denkbar knapp am gleichen Schritt scheiterte der FDP-Kandidat Heiner Schülke. Christopher Wuttke und den Schaumburger Christdemokraten blieb nur das Fazit eines guten Wahlkampfes, der den Sozialdemokraten hinsichtlich des Direktmandates immerhin eine Zitterpartie bescherte. In der Bilanz des Wahltages hat Schaumburg das Mitwirken in der Regierungsarbeit und den direkten Draht in die Ministerien verloren.
Jürgen Rother