RINTELN (ste). Sonntag, 18 Uhr auf dem Rintelner Marktplatz. Bei immer noch herrlichem Spätsommerwetter verweilen viele Besucher auf den Plätzen an Eisdiele und Marktplatzkneipe. Es herrscht keinerlei hektische Betriebsamkeit, um die ersten Wahlergebnisse zu erfahren oder zum nächsten Fernseher zu gelangen und die Hochrechnungen zu verfolgen. Dennoch gibt es schon einige Informierte: "Ich habe über Handy die vorläufigen Ergebnisse abgefragt und alles sieht nach Schwarz-Gelb aus", sagt Dr. Hubert Schmidt, Geschäftsführer der Firma Stüken, und an seinem Tisch weiß man auch schon, dass die "Linken" ihr Allzeithoch erreichen konnten.
Im Rathaus ist zu dieser Zeit Wahl-Arbeitsalltag. Stimmergebnisse werden von Michaela Capkin und Jörg Schmieding aus den Wahllokalen entgegengenommen, während sich Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz und Erster Stadtrat Jörg Schröder über Beamer im für die Bürger geöffneten Rathaussaal die aktuellen Nachrichten mit ersten Hochrechnungen anschauen. Obwohl Buchholz mit einem Stimmenrückgang für die SPD rechnete, fällt das vorläufige Ergebnis dann doch erschreckender aus als vermutet: "Allzeittief" schallt es aus den Lautsprechern und Buchholz schaut mit sorgenvoller Miene auch auf die ersten Ergebnisse für Sebastian Edathy als SPD-Kandidat des hiesigen Wahlkreises. Das erste Rintelner Wahllokal, das seine Ergebnisse um 18.20 Uhr an das Rathaus übermittelt, ist das in Volksen, wo 120 Wahlberechtigte an die Urne gingen, gefolgt von Westendorf und Wennenkamp.
Jörg Schmieding und sein Team arbeiten noch bis spät in den Abend hinein und dabei liefern sie auch Ergebnisse für die offiziellen Hochrechnungen, denn Rinteln ist einer der dafür ausgesuchten Wahlkreise.
Am Ende kann der Name Edathy, der seit dem Wahlsieg 1998 ein SPD-Zugpferd im Schaumburg ist, auch in Rinteln wieder punkten. Doch mit mehr als zehn Prozent weniger im Gesamtergebnis als 2005 muss auch Edathy einen herben Stimmenrückgang verzeichnen. Herausforderer Christopher Wuttke musste sich ihm nur knapp geschlagen geben. Besonders auffällig war jedoch die gewaltige Zahl der Nichtwähler. Waren es 2005 noch rund 76 Prozent der Wahlberechtigten, die zur Wahlurne gingen, so traten jetzt stolze 6455 Wählerinnen und Wähler den Gang erst gar nicht an. Nur 69,1 Prozent Wahlbeteiligung in Rinteln zeugt von der bekennenden Verweigerung großer Bevölkerungsschichten, der Politik ihre Stimme zu geben.
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