RUSBEND (hb/m). Zum Auftakt der dreitägigen Feierlichkeiten anlässlich des 425-jährigen Bestehens des Ortes Rusbend hat Ernst Spannuth im bis auf den letzten Platz besetzten Dorfgemeinschaftshaus Einzelheiten aus "einer kleinen Dorfgeschichte" vorgetragen. Spannuth ist seit Jahren damit beschäftigt, eine Dorfchronik zu erstellen, die voraussichtlich in 2011 erscheinen wird.
Der Ort Rusbend wird nach den Worten von Ernst Spannuth urkundlich erstmalig in einem Forstregister erwähnt, unter "Forstsachen" aus dem Jahre 1584. Dabei handelt es sich um eine Rechnung über elf Himpten Gerste (1 Himpten = etwa 18 Kilogramm), die Henrich Schütte, Herman Wolhes und Churt Meyre dafür enthalten haben, dass sie ihre Schweine zu Zwecken der Mast in den Schaumburger Wald getrieben haben.
Der Ort ist erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden und zählt zu letzten Dorfgründungen im Landkreis Schaumburg. Die Schreibweise des Ortsnamens änderte sich von Rußbent über Rusbandt, Ruschbanden und Ruschbandt in Rusbend (seit 1740). Die erste Silbe "Rus" steht für "Binse", und die zweite Silbe "bend" ist gleichzusetzen mit dem neuhochdeutschem Wort Riedgras oder Schilf.
Es war sehr mühsam, den nassen und tonigen Boden in den niedrig gelegenen Gebieten zu beackern, und der Ertrag war gering. Deshalb entstanden nur sehr kleine Hofstellen, eine zusätzliche Arbeit als Waldarbeiter, Tagelöhner oder Handwerker war für die Einwohner lebensnotwendig.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts, als Graf Albrecht Wolfgang 1738 eine Ziegelei in Rusbend anlegen ließ und den seit 1692 bestehenden Jagd- und Forstbesitz Baum umfangreich erweiterte, nahm die Rusbender Dorfentwicklung eine positive Wende. Schon 1836 hatte das Dorf 36 Hausstellen und rund 300 Einwohner.
Die neu angelegte Ziegelei war zunächst die einzige in ganz Schaumburg-Lippe. Um 1800 arbeiteten etwa 30 Ziegler hier; Mauersteine und Dachziegel wurden im In- und Ausland verkauft.
Rusbend ist seit 1974 ein Ortsteil der sieben Kilometer entfernten Stadt Bückeburg. Heute leben etwa 670 Männer, Frauen und Kinder im Ort. Das Dorfbild wird geprägt von dem 1912 gebauten Mittellandkanal und dem Rusbender Hafen. Ab 1935 wurde der Hafen als Industriehafen ausgebaut und als Warenumschlagplatz genutzt, was heute nur noch die Ausnahme ist. An den Hafen angrenzend, entstand in den 1950er Jahren ein Industriegebiet.
Rusbend ist heute Ziel oder Ausgangspunkt vieler Fahrradtouristen, Wanderer und Jogger, die den Schaumburger Wald und den Mittellandkanal zur Naherholung nutzen. Foto: hb/m