BÜCKEBURG (hb/m). Auf Einladung des Wirtschaftsrates der CDU, Landesverband Niedersachsen, hat Martin Kind, Präsident von Hannover 96 und Geschäftsführer der Kind Hörgeräte GmbH & Co. KG, in einem lebendigen Vortrag und einer angeregten anschließenden Diskussion eine Menge Details über den Traditionsverein Hannover 96 erzählt.
Im Mittelpunkt der Diskus-sion stand der Trainerwechsel. Gemeinsam mit Hecking und Schmadtke habe man die Überzeugung gewonnen, dass der Trainer sein Amt zur Verfügung stellt, weil keine Perspektive mehr da war. Die Spieler hätten nicht gegen den Trainer, aber auch nicht für ihn, sondern nur für sich selbst gespielt. Man habe Andreas Bergmann das Vertrauen gegeben. Wichtig sei einfach "ein neues Gesicht" gewesen.
Burkhard Balz (re.) und Heike Volbers vom Wirtschaftsrat der CDU begrüßen vor der "Alten Schlossküche" den Präsidenten von Hannover 96, Martin Kind.
Die letzte Saison habe "96", erinnert Kind, mit einem 11. Platz, die Rückrunde sogar mit Platz 8, abgeschlossen. Die gefühlte Situation in Hannover sei aber gewesen: "Wir sind abgestiegen." In Hannover herrsche entweder Euphorie oder Depression. Im September 1997 ist Kind Vorsitzender von Hannover 96 geworden. Der Verein hat in der 3. Liga ("wirtschaftlicher Selbstmord") gespielt und ist überschuldet gewesen. 1998 erfolgte der Aufstieg in die 2. Bundesliga ("Einleitung zum Selbstmord") und im Mai 2002 der Aufstieg in die 1. Bundesliga ("wirtschaftliche Stabilität kann in dieser Klasse erreicht werden"). Bei zehn Millionen Verbindlichkeiten und dem Ziel 1. Bundesliga hatte es keine Chance zur Tilgung gegeben. Man habe eine Sanierungsgesellschaft gegründet, wenn auch ein Vergleich, so Kind, einfacher gewesen wäre. Die "Marke 96" hätte aber nicht belastet werden sollen. Beim Klinkenputzen hätten dann vier Privatpersonen und ein Unternehmer Risikokapital zur Verfügung gestellt. Die erste Mannschaft, A, B und C-Jugend wurden aus dem Verein ausgegliedert.
"Ich bin stolz, dass wir nun acht Jahre kontinuierlich in der Bundesliga dabei sind, kann aber auch Storys über Geldvernichtung erzählen", berichtete Kind.
Von der Stadt habe man das Stadion übernommen und für 66 Millionen Euro ausgebaut. 21 Millionen haben Stadt, Region und Land als verlorenen Zuschuss gegeben, 45 Millionen Euro sind über Banken finanziert worden. Mehr als 10 Millionen Euro davon habe man inzwischen getilgt. "Wir sind ein guter Steuerzahler", so Kind. Rund 300.000 Euro Gewerbesteuer und Einkommensteueranteile von den hohen Spielergehältern erhalte die Stadt.
Erfolgreich sei man bei Hannover 96 aber erst, wenn bei Siegen und Niederlagen 50.000 Zuschauer kämen. In diesem Jahr habe man mit 35.000 Zuschauern "defensiv kalkuliert". 40 Prozent der Einnahmen stammen aus dem Sponsoring, 40 Prozent aus den TV-Einnahmen und 20 Prozent vom Endverbraucher. Bayern München zahle 140 Millionen Euro an Gehältern. "96" dagegen 28 Millionen Euro "und dann erwarten die Zuschauer, dass wir gegen die gewinnen". Hannover 96 habe nur eine Chance, in die obere Hälfte der Liga zu kommen, wenn die "50 +1"-Klausel fällt und die Eigenkapitalseite verbessert werden kann. "Hannoversche Unternehmen und Privatleute stehen bereit, keiner will sein eigenes Kapital vernichten", glaubt Martin Kind. Foto: hb/m