LAUENAU (al). Nach der Sanierung maroder Casala-Fabrikflächen will der Flecken Lauenau jetzt die Ortsmitte auffrischen. Um dem weiteren Verfall von Gebäuden und auch den Leerständen von Ladenflächen zu begegnen, denkt die Gemeinde an den Ankauf von Immobilien. Allein vier Objekte sind es in der Marktstraße; eines wurde bereits konkret beim Namen genannt. Es ist der Besitz von Erna Schröder-Behnfeldt. Die Eigentümerin selbst hatte sich an den Flecken gewandt, weil sie aus Altersgründen nicht mehr für die Unterhaltung sorgen könne.
Platz für Autos oder schützenswertes Baudenkmal: Das Haus Schröder-Behnfeldt (vorn rechts) rückt unversehens in den Mittelpunkt kommunalen Interesses bei der Diskussion um die Belebung der Ortsmitte.
Ungewöhnlich viele Zuhörer wollten sich die jüngste Ratssitzung nicht entgehen lassen, für die Gemeindedirektor Uwe Heilmann vor Wochenfrist im Bau- und Planungausschuss "einen Knaller" versprochen hatte. Bereits damals formulierte er Absichten des Rates, "im Ortskern eine aktivere Rolle spielen zu wollen". Darin seien sich beide Fraktionen einig. Und er kündigte Gespräche mit den Anliegern an: "Wir wollen nicht über deren Köpfe entscheiden."
Dass Lauenau selbst die Fäden in die Hand nehmen will, hat etwas mit der geänderten Rechtslage zu tun: Vor zwei Jahren ließ das Städtebauförderungsprogramm noch erwarten, dass neben Zuschüssen zur Verbesserung der Verkehrswege auch Investitionen an Gebäuden finanziell unterstützt werden könnten. Inzwischen aber gibt es das Programm "Stadtumbau West", das sich nur noch auf die reine Verkehrsführung beschränkt. "Also müssen wir jetzt selbst eine aktive Rolle übernehmen", verlangte der Gemeindedirektor. Der Umbau der ehemaligen Schlachterei Düvel zum Jugendzentrum sei dafür ein erster Schritt; der zweite könnte der Abriss des Anwesens Schröder-Behnfeldt zugunsten von Parkplätzen "und einem schöneren Entree zur Ortsmitte" sein: Bänke entlang der Mühlenaue böten sich an. Allerdings steht das Haus unter Denkmalschutz: "Wenn uns der Abriss nicht erlaubt wird, kaufen wir es nicht. Dann verfällt es eben."
Heilmann stellte weitere Ziele in Aussicht, um die vorhandenen Ladenflächen zu aktivieren, musste aber einräumen, an diesem Abend nicht noch mehr konkrete Projekte aufzählen zu können: "Wir bereiten die Verträge vor; aber erst muss darunter die Tinte trocken sein." Vorher werde er in der Öffentlichkeit keine Namen nennen. Trotzdem machte er eine Ausnahme: Das "Haus Dann" (ein stark verfallendes Haus in der Marktstraße, d.Red.) werde nicht abgerissen, wandte er sich gegen umlaufende Gerüchte im Ort.
Dem Vernehmen nach gibt es aber zwei weitere Objekte, deren Eigentumswechsel kurz vor dem Abschluss stehen. Für den Kauf von insgesamt vier Immobilien in der Marktstraße sind bereits Mittel im Nachtragshaushalt ausgewiesen. Über die weiteren Etatverhandlungen berichtet das SW an anderer Stelle.
In den Reihen der Zuhörer begrüßte Karsten Dohmeier, der gegenwärtig selbst zwei Fachwerkhäuser in der Ortsmitte saniert, die Ideen für die Ortsmitte, verlangte aber konkrete Informationen. Diese könnten erst vorgelegt werden, erwiderte Heilmann, wenn sich die maßgebenden Flächen im kommunalen Besitz befinden. Margot Berger fand das "nicht demokratisch genug" und erntete damit umgehend Widerspruch: "Bei Grundstücksgeschäften sind wir doch nicht auf dem öffentlichen Flohmarkt."
Heftige Kritik löste Einwohnerin Gisela Schade aus, die sich scharf gegen einen Abriss des Hauses Schröder-Behnfeldt wandte: "Wir dürfen unseren schönen Ortskern nicht zerreißen." Damit erntete sie jedoch Widerspruch einiger anwesender Geschäftsleute: "Wenn wir keine Parkplätze bekommen, bleiben die Läden weiter leer", erklärte Ralf Staaks. Werner Benz begrüßte die Einmütigkeit der beiden Fraktionen im Rat zu diesem Thema: "Wir sollen diese mit unserem Vertrauen stärken."
Dohmeier will nach eigenen Angaben gerade für das Anwesen Schröder-Behnfeldt eine Kompromisslösung finden: "Mir schwebt eine offene Scheune als Parkplatz vor." Damit wäre beiden Seiten gedient.
Schon überlegt der Fachmann, ob er dies mit einer Fotocollage illustrieren könnte. Finde sich aber ein neuer Nutzer für das Haus, "dann sind die Parkplätze an dieser Stelle gestorben".
An anderer Stelle auch: Der jetzt noch vorhandene Parkstreifen vor der Ladenzeile in der Marktstraße würde im Fall eines Fahrbahnumbaus in dieser Form nicht mehr genehmigt, bemerkte Heilmann. Dies hätte allerdings Vorteile: Dann könne das dortige Café auch Tische und Stühle vor die Tür stellen. Um so mehr aber dränge die Lösung nach neuem Parkraum an anderer Stelle. Foto: al