1. Archäologe gräbt zehn Tage auf der Baustelle

    Joachim Schween präsentiert seine Funde

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    RINTELN (ste). Zehn Tage lang war Archäologe Joachim Schween aus Hameln jetzt auf der Baustelle für das neue Hotel neben dem "Geßnerschen Haus" aktiv und suchte genau dort nach Fundstücken, wo die Bauarbeiter der Firma Wilkening die Streifenfundamente aushoben. Jetzt präsentierte er seine Funde und die lassen Rückschlüsse zu auf die früher hier lebenden Menschen und ihre Lebensweise. Zum Teil waren es außergewöhnliche Funde, weil die verwendeten Materialien bereits vor der offiziellen Besiedlung Rintelns hergestellt wurden.

    Bauherr Richard Hartinger jun. mit seiner Architektin Edda Steding und Museumsleiter Stefan Meyer zeigten sich interessiert an den Exponaten, die ab Mitte September, passend zum Tag des offenen Denkmals, im Rintelner Heimatmuseum in einer Sondervitrine ausgestellt werden.

    Immer, wenn in den durch die barockzeitliche Festung begrenzten Rintelner Innenstadtbereichen gebuddelt wird, ist in der Regel im Rahmen des Genehmigungsverfahrens auch ein Archäologe als städtische Bauauflage mit von der Partie. "Und manchmal sagt bereits eine kleine Fundscherbe etwas Besonderes über den jeweiligen Grabungsort aus", so Joachim Schween, der rund 200 Fundstücke auf der Baustelle bergen konnte. Zwei Stücke haben für ihn dabei besondere Bedeutungen.

    Da ist zuerst eine Scherbe aus grobem Graumaterial, die seiner Einschätzung nach bereits vor dem 12. Jahrhundert produziert wurde und somit älter ist, als die Geschichte der Stadt Rinteln. Zum anderen konnte Schween einen Backstein aus einer in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Mauer bergen, der im sogenannten "Klosterformat" (12. bis 16. Jahrhundert) 30 Zentimeter lang, 14 cm hoch und 8 cm dick gebrannt ist und auf der Läuferseite Fingerabdrücke aufweist, die als Zeichen des Herstellers gewertet werden. Schween nahm dazu direkt Kontakt mit dem Ziegelmuseum in Lage auf. Der Ziegel ist sogenannt "B-Ware" und schlecht gefertigt mit stark gesinterten Bereichen und wurde deshalb im Fundamentbereich eingesetzt.

    Darüber hinaus fand der Archäologe Bruchstücke von Tafelgeschirr sogenannter "Grauware" aus dem 14. Jahrhundert, einen barocken Tonpfeifenkopf aus dem 18. Jahrhundert, Qualitätskeramik der "Weserware" aus heimischen Töpfereien und Ofenkeramik aus dem 16. Jahrhundert. Alle Fundstücke zusammen, darunter auch Flaschen und Fensterglas, zeugten von einem nicht gerade herausgehobenen Milieu der Menschen, die in der Brennerstraße lebten.

    Das wird sich nach dem Bau ändern. Richard Hartinger lässt dort ein Hotel mit fünf Zimmern entstehen und etabliert im ehemaligen "Geßnerschen Haus" eine Kochschule, wie Architektin Edda Steding mitteilte.

    Foto: ste

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