RODENBERG/BAD NENNDORF (pd). Ein volles Haus konnte die 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Rodenberg, Bad Nenndorf und Umgegend zur Jahreshauptversammlung im "Hotel Stockholm" verzeichnen. So zahlreich, wie Mitglieder und Gäste anwesend waren, so beeindruckend war auch der Rechenschaftsbericht von Jutta Schneider. Ihr Fazit: Die Arbeit lässt die Ehrenamtlichen nahezu an ihre Grenzen stoßen. Auch die Kosten laufen dem Verein davon. Die im rasanten Tempo steigenden Zahlen bei den Abgabe- und Fundtieren lassen den Vorstand mit einigem Pessimismus in die Zukunft blicken.
253 Mitglieder gehören dem Verein an, der seit zwei Jahren die Tier-Auffangstation hinter dem Bad Nenndorfer Klärwerk betreibt. Nach den Worten von Jutta Schneider habe sich diese seit der Eröffnung nicht nur bewährt, sondern sie stellt für die Region auch eine wichtige Einrichtung dar. Hier werden schnell und bei Bedarf an jedem Tag in der Woche Fund- oder Abgabetiere aufgenommen. 450 Tiere waren es laut Bericht der Vorsitzenden in den letzten zwei Jahren. In der Hauptsache sind Katzen und Hunde dabei, aber auch Kleintiere wie Kaninchen oder Meerschweinchen, Echsen oder Schlangen werden in der Statistik geführt. "Wir hatten uns auch plötzlich um eine Ziege zu kümmern, die ihrer Halterin ausgebüxt war. Die fraß in einem fremden Garten die Geranien weg, was die Bewohnerin gar nicht witzig fand", erinnert sich Jutta Schneider. In diesem Fall gab es ein schnelles Happy-End: Die Besitzerin hat ihre Ziege wohlbehalten wieder in ihre Obhut genommen.
So glücklich geht nicht jede Geschichte rund um die aufreibende Arbeit der Tierschützer aus. Gerade in den letzten Monaten häuften sich die Einsätze, bei denen Halter ihre Tiere nach Wohnungsräumungen oder wegen finanzieller Engpässe einfach "vergessen" haben. Schneider zieht ein ernüchterndes Resümee: "Nicht nur bei den Einsätzen, bei der gesamten Tierschutzarbeit überhaupt entstehen verstärkt physische und psychische Belastungen. Hinzu kommt der immense Zeit- und Bearbeitungsaufwand".
Gerade vor diesem Hintergrund hatte die Vorsitzende viele Dankesworte für ihre besonders engagierten Mitstreiter parat. Sie dankte ausdrücklich Regina Engelhardt und Klaus Hesse für den besonderen Einsatz in der Auffangstation. Eine große Lücke habe auch Werner Schulz vom Kraterzoo hinterlassen, erinnerte Schneider an das kürzlich verstorbene Gründungsmitglied des Vereins. Sie bedankte sich auch bei den beteiligten Behörden und Dienststellen für die gute Zusammenarbeit.
Dass der Verein auch finanziell an die Grenzen seiner Belastbarkeit stößt, machte Schatzmeister Jürgen Lempert mit seinem Kassenbericht deutlich. Die Ausgaben haben sich von 33 000 Euro in 2007 bis heute nahezu verdoppelt und liegen bei knapp unter 70 000 Euro. Vor allem die Tierarztkosten seien explodiert. Dazu kämen die 12 000 Euro an Lohnkosten. "Wir mussten jemanden einstellen, weil allein mit Ehrenamtlichen die Arbeit nicht mehr zu schaffen war", rechtfertigte Schneider diese Ausgabe. Alle Tierschutzvereine würden "am Stock gehen", wie die Vorsitzende es ausdrückte. Auch der Blick in die Zukunft würde keine Besserung verheißen. "Wir mussten uns schon im Januar um rund 100 Tiere kümmern, aktuell gehe ich von 350 Fund- und Abgabetieren in diesem Jahr aus", so ihre Prognose. Tierschutzarbeit sei immer mehr auch eine Gewissensfrage vor dem Hintergrund der Kosten "Helfen wir oder helfen wir nicht?" müsse sich der Vorstand immer wieder fragen. Die Tier-Auffangstation sei so gut wie fertig gestellt. Jetzt könne auch endlich daran gedacht werden, diese offiziell ihrer Bestimmung zu übergeben. Um mehr Nachwuchs für den Verein gewinnen zu können, soll in diesem Monat in der Berlin-Schule Bad Nenndorf in Zusammenarbeit mit dem Nabu eine Nistkasten-Bauaktion durchgeführt werden.
Bei den anstehenden Vorstandswahlen wurde Jutta Schneider in ihrem Amt bestätigt. Ihr zur Seite steht jetzt neu Anette Müller-Wallbaum als Stellvertreterin. Schatzmeister bleibt Jürgen Lempert, Schriftführer ist nach wie vor Jürgen Riechers. Zur stellvertretenden Schriftführerin wurde neu Dominique Arndt gewählt. Im Anschluss an den offiziellen Teil bekam Dr. Ulf Güber vom Veterinäramt des Landkreises die Gelegenheit, anhand eindrucksvoller Bilder und Ausführungen über die laufende Tierschutzarbeit in seinem Zuständigkeitsbereich zu referieren. Foto: pd