FEGGENDORF (al). Der Mann mit der Flimkamera ist hier zu Lande bekannt wieder sprichtwörtliche "bunte Hund". Ob familiäre Feste oder große lokale Ereignisse: Adolf Dittrich hält die wichtigsten Szenen mit dem großen Objektiv fest und produziert daraus eine kurzweilige Dokumentation. In rund 45 Jahren hat er technischen Veränderungen der laufenden Bilder mitgemacht. Die Liebe zu seinem Hobby aber liegt noch viel weiter zurück: Als Zwölfjähriger bekam er eine "Box" geschenkt.
Wenn er dann seine Filme zum Entwickeln brachte, sorgte er bei der Lauenauer Fotografin Röschy für Aufmerksamkeit. Der Junge habe Talent, befand sie – und schickte ihn später zu Hochzeiten und anderen Terminen, bei denen Erinnerungsfotos gemacht werden sollten. Mit der Geburt von Tochter Diana schaffte sich Dittrich eine "Super 8"-Filmkamera an – die erste in einer langen Reihe von Geräten.
Seitdem ist der gelernte Polsterer und später durch Umschulungen bis zum Schachtmeister aufgestiegene Feggendorfer in seiner Freizeit unterwegs: Anfangs nur an Wochenenden; heute aber hat der rüstige 74-Jährige noch viel mehr Zeit für das kleine Reich unter dem Dach seines Hauses. Hier stapeln sich in Regalen und Schubläden Bildträger aller Art und Größe: Von der platzsparenden DVD über V8- und VHS-Kassetten bis hin zu "Super 8"-Filmen und sogar 16-Millimeter-Spulen. Letztere hat Dittrich nicht selbst gedreht; aber er kopiert die meist stummen Dokumentationen um und vertont sie mit Geräuschen und Kommentaren von Zeitzeugen.
Gerade legt er letzte Hand an einen historischen Bericht über die Lauenauer Casala-Werke von 1947. Eigens dafür ist er nach Auhagen gefahren, um dort die Geräusche des Sägegatters aufzunehmen.
"Den neuen Film kennt noch keiner", freut er sich geradezu spitzbübisch auf neugierige Augen- und Ohrenpaare. Schon oft hat er bei seinem Publikum für Staunen gesorgt; gerade erst vor einigen Wochen, als zum Lauenauer Jubiläum ein in den fünfziger Jahren entstandener Film in aufgearbeiteter Form gleich mehrfach im überfüllten Bürgerhaus gezeigt werden musste. Die Arbeit aber, die Dittrich dafür leisten muss, ist dem Leinwandvergnügen nicht anzusehen: "Eine Stunde Film, 20 Stunden Arbeit", heißt die Faustregel auch für aktuelle Produktionen.
Durch sein Hobby ist Adolf Dittrich schon viel herumgekommen: "Ich kenne in Schaumburg wohl alle Kirchen und Standesämter", vermutet er - und erinnert sich besonders gern an Hochzeitsaufnahmen in der Idenser Sigwardskirche oder in der Kapelle des Bückeburger Schlosses. Wenn er aber einmal keine Lust auf Menschen vor dem Objekt hat, nimmt er schon in den frühen Morgenstunden seine Kamera auf den Weg in den Deister mit. Dann entstehen seine Filme über die Jahreszeiten in der Natur und über das Leben von Marder, Fuchs, Wildschwein und Reh. "Ich kenne alle Stellen, an denen ich sie antreffe", sagt er. Aber verraten will er die Plätze nicht: Diese filmischen Hauptdarsteller brauchen eben absolute Ruhe. Foto: al