POHLE/LAUENAU (al). Anwohner machen Front gegen die steigende Zahl von Altfahrzeugen am Ortsrand von Lauenau. Ein Unternehmer droht bereits unverhohlen mit der Abwanderung; Passanten klagen über Behinderungen auf dem nach Pohle führenden Radweg. Der Eigentümer der Autoverwertung, Muhammed Muhammad, kann die Proteste nachvollziehen, sieht aber keine Möglichkeit, etwas an der Situation zu ändern. Im Gegenteil: Er ist schon auf der Suche nach einem fünften vorübergehenden Stellplatz für die abgemeldeten Autos.
"Wir kontrollieren ständig": Muhamed Muhammad untersucht Fahrzeuge auf auslaufende Betriebsstoffe.
Nachdem schon seit Jahren immer wieder einmal Kritik an den Gegebenheiten in Lauenau zu hören ist, wurde jetzt am Rande der jüngsten öffentichen Ratssitzung in Pohle der ganze Ärger deutlich. Reinhold Weber drohte unmissverständlich mit der Abwanderung seines auf den Vertrieb von Emailwaren spezialisietes Unternehmens. Vor zwölf Jahren hatte er sich als erster im damals neuen Gewerbegebiet "Masch" angesiedelt und auf weitere Nachbarn gehofft, die gleich ihm eine attraktive Immobilie schaffen würden.
Doch die Hoffnung ging nicht auf: Auf Brachflächen wuchern Disteln; auf anderen reihen sich in endloser Menge Schrottautos. Ein weiteres Grundstück ist zum Abstellraum für Schausteller geworden, deren Wohnwagen regelmäßig für Übernachtungen genutzt werden. Weber hat wiederholt abfällige Bemerkungen seiner Kunden aufschnappen müssen: "Das schadet doch meinem Geschäft." Zudem sieht er den eigenen Lieferverkehr behindert – unter anderem durch einen "nicht angemeldeten" Gabelstapler, der zwischen den Schrottplätzen hin und her fahre. Im Übrigen könne er "belegen", dass aus den abgestellten Autos Betriebsstoffe in den Boden sickern würden.
Bei Muhamed Muhammad, dem Betreiber der gleichnamigen Autoverwertung, stößt Weber durchaus auf Verständnis. "Aber das ist nun mal ein Gewerbegebiet", sagt der seit zehn Jahren hier ansässige Unternehmer, der das Betriebsgelände, auf dem seit jeher Autos gewartet oder dem Recycling zugeführt wurden, inzwischen erworben hat. Jetzt befinde er sich sogar in einer Notsituation, die ihm "die Politik" eingebrockt habe: Durch die Abwrackprämie sei die Zahl der zum Recycling vorgesehenen Autos enorm gestiegen: "Die Autohändler liefern mehr als ich hier aueinandernehmen kann." Andererseits kämen die Schredderbetriebe mit der Abnahme des zu verwertenden Schrotts gar nicht mehr nach. Die Folge: Bei ihm – wie auch bei etlichen Berufskollegen – kommt es zum Stau.
Inzwischen hätten die Behörden reagiert und befristet Abstellflächen auch auf nichtbefestigten Böden zugelassen. Muhammad verweist auf einen Erlass des Bundesumweltministeriums, der bis Ende 2010 solche Ausnahmen erlaube. Er hat bereits vier Areale mit Bauschutt befestigen lassen. Schon wieder wird der Platz eng: Er ist auf der Suche nach einer fünften Möglichkeit. Nach eigenen Angaben komme er auch der Verpflichtung nach, die mittlerweile nach Hunderten zählende Blechlawine auf auslaufende Betriebsstoffe zu kontrollieren.
Muhammad wehrt sich gegen alle weiteren Vorwürfe: Dass Passanten den an seinem Gelände vorbeiführenden Radweg nicht benutzen könnten, störe auch ihn. "Das werfen die mir vor, dabei parken da fremde Fahrzeuge." Vergeblich habe er von der Samtgemeindeverwaltung deshalb das Aufstellen von Halteverbotsschildern verlangt. In Sachen Gabelstapler belehrt er seine Nachbarn: "Der braucht kein Schild, ist aber versichert, hat Scheinwerfer und Blinker."
Reinhold Weber will dennoch nicht lockerlassen. Soeben hat er dem Landkreis Schaumburg einen Brief geschrieben und ist im Rodenberger Rathaus vorstellig geworden. Er zeigt sich besorgt, dass der nächste Schrottplatz auf einer Freifläche in unmittelbarer Nachbarschaft wachsen könnte: "Wenn da auch noch Autos hinkommen, sind wir weg." Aber trotz allem bringt er Verständnis für den Unternehmerkollegen auf: "Der kann vielleicht nicht anders."
Dennoch hätte er sich ein klärendes Gespräch gewünscht, bei dem Gemeinde und Beteiligte an einen Tisch kommen könnten. Das würde auch Kreispressesprecher Klaus Heimann vorschlagen, der Muhammads Angaben auf SW-Anfrage bestätigte und zugleich berichtete, dass aktuelle Kontrollen seiner Behörde zu keinen Beanstandungen Anlass gegeben hätten. "Es ist ja eine Notsituation", räumt auch er ein. Vielleicht ließen sich Kompromisse und eine Lösung finden: Dabei würde sicherlich die Wirtschaftsförderung des Landkreises gern eine vermittelnde Rolle übernehmen.
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