1. Zeit für Trost einrechnen

    Staatssekretär besucht Senioren / Forderungen der Diakonie Niedersachsen

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    OBERNKIRCHEN (mr). Auf Einladung des CDU-Bundestagskandidaten Christopher Wuttke hat der Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Hermann Kues, das Seniorenzentrum "Haus Sonnenhof" besucht. Sein erster Satz zu Geschäftsführer Werner Hobein: "Sie liegen aber schön hier."

    Doch bei dem Geplänkel um die landschaftlich schöne Lage des Seniorenheims blieb es nicht. Freundlich aber bestimmt zählte Hobein die fünf Thesen auf, die sich die Diakonie Niedersachsen unter dem Motto "Machen Sie sich stark für Pflege" auf die Fahne geschrieben hat. Bessere gesetzliche Rahmenbedingungen, bessere Vergütung und Bedingungen für das Pflegepersonal, höhere Pflegekostensätze, Anerkennung der ehrenamtlich Beschäftigten durch Fortbildungsmaßnahmen und Attraktivitätssteigerung der Ausbildung zur Pflegekraft waren die Stichwörter, die Hobein anhand von Beispielen und Zahlen ausschmückte. "Die Pflegesätze in Niedersachsen liegen bundesweit auf der Skala ganz unten", erklärte Hobein. Und Schaumburg liege noch einmal "spürbar" unter dem "schlechten Schnitt" Niedersachsens. Schon jetzt könnten nur ein Bruchteil der Kosten durch die Pflegeversicherung abgedeckt werden. Durch Einsparungen im Personal habe eine Altenpflegekraft im Schnitt 77 Minuten Zeit, sich um ihre Klienten zu kümmern, die 24 Stunden betreut werden müssten. Viele Pflegende würden den Spagat zwischen Machbarem und menschlichem Anspruch nicht mehr aushalten und irgendwann aufgeben.

    Zurzeit gebe es 2,2 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland. In 20 Jahren seien schon 3,36 Millionen Pflegebedürftige prognostiziert, führte Hobein weiter aus.

    "Für mich ist es eine der großen Herausforderungen, die wir zu bewältigen haben, wie wir mit älteren Menschen umzugehen haben – und ein Aspekt dabei ist die Pflege", stimmte Kues seinem Vorredner zu. Die Verhandlung der Pflegesätze beispielsweise sei aber Sache der Pflegekassen und Einrichtungen. Die Politik habe darauf keinen Einfluss. Auch das pessimistische Bild in punkto fehlende Bewerber konnte Klues nicht nachvollziehen: "Es ist ganz wichtig, wenn wir junge Menschen gewinnen wollen, dass wir über den Beruf positiv reden."

    Auf dem Rundgang besuchten Kues, Wuttke und weitere Vertreter der CDU die Station für Demenz Erkrankte, die nach einem speziellen Konzept geführt wird. Ilse Kutschat, Bereichsleiterin, wünschte sich, dass bei der Berechnung der Pflegeeinstufung die Zeit berücksichtig werde, die für Trost und Zuwendung nötig ist. Abschließend ergänzte Hobein Bezug nehmend auf die von Kues geforderte positive Sichtweise: "Wir sind fröhlich, aber es gibt Knackpunkte, die benannt werden müssen." Foto: mr

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