OBERNKIRCHEN (jl). Hauchdünne, unzählige Seidenfäden, ein Spezialkleber und ein Skalpell. Damit arbeitet die Berlinerin Manuela Conradt seit mehr als einem Jahrzehnt. Die einzelnen Seidenfäden werden von Hand nebeneinander auf einem säurefesten Karton befestigt. Es entstehen sogenannte Seidenfadenbilder mit Schriftzeichen, Blumenmotiven oder einfachen einfarbigen Licht- und Schattenspielen. Die Kunstwerke faszinieren durch den Glanz, der beim Legen der Fäden entsteht.
Fasziniert ist davon auch die Sparkasse in Obernkirchen. In der Filiale am Marktplatz werden nämlich 18 dieser Werke unter dem Titel "Wechsel" von Manuela Conradt im Rahmen einer Ausstellung gezeigt. Vernissage war am Dienstag, dem 18. August um 15 Uhr. Für die Sparkasse Schaumburg ist dies bereits die 50. Ausstellung. Dass er für dieses besondere Jubiläum eine so wunderbare Künstlerin gewinnen konnte, erfülle den Filialleiter Joachim Gotthardt mit Stolz. Noch bis zum 6. November sorgt die Ausstellung der Seidenfadenbilder für einen besonderen Glanz in der Obernkirchener Sparkasse.
Die Ausstellung lebt vom Licht. Grund genug für den Leiter eigens noch zwei Lampen auswechseln zu lassen, damit die Wirkung der Licht- und Schattenreflexion der Bilder noch besser zur Geltung kommt. Einige Details kommen nämlich erst durch die Reflexion des Lichtes und des Schattens zum Vorschein. Je nach Lichteinfall und Standpunkt ist die Wirkung der Farben und des Bildes wechselhaft. Sie wirken auf den Betrachter lebendig, fließend und erhaben.
Die Seidenfadenbilder erfordern ein mehrfaches, genaues Hinschauen - möchte man die Technik erkennen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe. Denn nicht der kleinste Ansatz einer Lücke ist zwischen den Seidenfäden zu sehen.
Die Künstlerin ist gelernte Damenschneiderin und entdeckte 1993 ihre künstlerische Seite. Das Handwerk setzte sich durch. "Fadenbilder aus Seide lassen mich Gelerntes und meine Ideen zur Kunst verbinden", verrät Manuela Conradt, die mittlerweile Mitglied im Kunstverein Seide e.V. und Bundesverband Kunsthandwerk ist. Vertreten war sie schon auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, unter anderem in Berlin, Dresden, Kassel, Brügge (Belgien), Salzburg (Österreich) und London (England). Da wundert es nicht, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann um die 45.000 Kilometer an 35 Wochenenden im Jahr zurücklegt.
Bundesweit gibt es nur eine Handvoll Künstler, die diesem besonderen Kunsthandwerk nachgehen. Wie entstand die Idee? Für Manuela Conradt ist das ganz klar: "Kinder machen doch nichts anderes, wenn sie im Kindergarten mit Wolle Bilder kleben". Einziger Unterschied, die Seidenfadenbilder erfordern viel Geduld, eine ruhige Hand und Präzision sowie eine genaue Kenntnis von Licht- und Schattenspiel. Und dennoch findet die Künstlerin genau so ihre innere Ruhe. "Bei der Arbeit vergesse ich Raum und Zeit". Foto: jl