1. Autobahnabfahrt wird zum Nadelöhr

    Experten beurteilen Auswirkungen der Edeka-Ansiedlung in Lauenau / Elf Hektar Ersatzland für Natur- und Landschaftsschutz

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    APELERN/LAUENAU/POHLE (al). Den Beschlüssen über die für den Bau des Edeka-Regionallagers erforderlichen Bebauungspläne und deren öffentliche Auslegung steht offenbar nichts mehr im Wege. Nach den Beratungen im Rodenberger Samtgemeinderat über den Flächennutzungsplan (SW berichteten) folgten jetzt Informationen der verschiedenen Gutachter für die für Bau und Planung zuständigen Fachausschüsse der Gemeinden Apelern und Lauenau sowie für den Pohler Gemeinderat, die gemeinsam im Lauenauer Bürgerhaus zusammen gekommen waren. Es gab nur wenige Anfragen und keine negative Kritik. Die ursprünglich schon vorgesehene Abstimmung fand jedoch nicht statt: Ratsherr Ralf Wilkening (SPD) hatte im Vorfeld der Sitzung einen solchen Schritt als rechtswidrig gerügt.

    Der Bebauungsplanentwurf zeigt die Dimensionen auf: Die graue Fläche darf Edeka auf dem vorgesehenen Gelände überbauen. Dagegen nehmen sich östlich und nordöstlich davon die vorhandenen Speditionsgebäude von Gefco und CTL geradezu winzig aus.

    "Wir wollen den Vorgang gemeinsam bearbeiten, die formellen Beschlüsse aber auf jeweiligem Grund und Boden fassen", nahm Samtgemeindebürgermeister Uwe Heilmann die Bedenken des Pohlers auf. Dieser hatte die Kommentierung der Niedersächsischen Gemeindeordnung bemüht und festgestellt, dass Entscheidungen grundsätzlich innerhalb des Hoheitsgebiets der Gemeinde erfolgen müssen. Das war mit dem Lauenauer Bürgerhaus für Pohle und Apelern nicht erfüllt. "Es ist richtig, dass wir für die Edeka-Ansiedlung zügig beschließen", hatte Wilkening in der jüngsten Pohler Ratssitzung gerügt; doch es müsse alles formal korrekt zugehen: "Schließlich hängt da eine Menge für die Samtgemeinde dran." Eine rechtswidrige Entscheidung könnte weitere negative Folgen nach sich ziehen. Die zuständigen Gremien werden in Kürze erneut zusammengerufen – zum Beispiel der Pohler Rat voraussichtlich am 1. September. Dann werden nach Auskunft Heilmanns die Gutachter nicht erneut dabei sein – schon aus Kostengründen.

    Georg Seibert vom Planungsbüro Luckwald wiederholte im Wesentlichen seinen Vortrag, den er in der vorangegangenen Woche bereits vor dem Samtgemeinderat gehalten hatte. Er erläuterte die Anteile der drei Gemeinden an dem riesigen Areal von 34 Hektar: Auf Apelern entfallen 61, auf Lauenau 36 und auf Pohle drei Prozent. Die Bebauungspläne sehen insgesamt 27 Hektar überbaubare Fläche vor. Dagegen nehmen sich die in unmittelbarer Nachbarschaft bereits vorhandenen Speditionsgebäude Gefco und CTL trotz ihrer ansehnlichen Dimensionen geradezu winzig aus.

    Seibert betonte, dass die vorgesehenen Gebäude eine Gesamthöhe von 30 Metern bei einem Niveau von 100 Metern über NN nicht überschreiten dürfen. Da es sich um ein Hanggelände handele, werde die Hälfte der Fläche abgeböscht und im tiefergelegenen Bereich aufgeschüttet. Will heißen: Ein Teil des Regionallagers verschwindet in der Erde. Wälle und Eingrünung sollen das Umfeld des großen Baukörpers auflockern und auch Lärmemmissionen mindern: "Aber es gibt generell eine relativ geringe Empfindlichkeit des Natur- und Landschaftsbilds."

    Seibert wies auf weitere Details im Planentwurf hin. So werde weiterhin Einzelhandel generell ausgeschlossen. Werbeanlagen dürfen nur für den Betrieb selbst angebracht werden und nicht über die Höhenbegrenzungen hinausragen. Dagegen könne Edeka an den Fassaden – zum Beispiel in Blickrichtung der nahen Autobahn – in eigener Sache auf sich aufmerksam machen.

    Verhältnismäßig schnell hakte Seibert weitere Prüfkriterien ab. Zu Fragen der Raumordnung habe es nur "positive Signale" des Landkreises gegeben; Belange der Landwirtschaft seien berücksichtigt, wobei in einigen Fällen sogar Tauschland habe angeboten werden können.

    "Keine leichte Aufgabe" sei es indes gewesen, für einen Ausgleich der nun zu überbauenden Fläche zu sorgen. Für das Gelände, in das eigentlich "fünf oder sechs normale Gewerbegebiete reinpassen" würden, sei gemeinsam mit der Samtgemeinde Rodenberg Ersatzland von insgsamt elf Hektar für den Natur- und Landschaftschutz in allen drei betroffenen Gemeinden gefunden worden.

    Georg von Luckwald sah neben den bereits vorhandenen Regenrückhaltebecken im Bereich des Logistikparks drei weitere Sammler auf dem Edekagelände selbst als ausreichend an. Hangwasser wird im Fall von extremen Witterungsereignissen bereits in einem Becken westlich der neuen Ansiedlung aufgefangen. Eine bereits vorhandene Trinkwasserleitung, die bislang quer über das Gelände führt, muss vom Versorger verlegt werden.

    Gutachter Thomas Hoppe gab beim notwendigen Schallschutzes aufgrund wachsenden Verkehrslärms wie auch aus dem Aufkommen an Gewerbelärm generell Entwarnung: "Eine Regelpegelerhöhung dürfte am Pohler Ortsrand höchstens drei Dezibel betragen!" Beim Gewerbelärm sei selbst bei allen nur denkbaren Lärmquellen des gesamten Logistikparks die Belastung immer noch geringer als die des heute schon vorhandenen Verkehrslärms von der Autobahn. Hoppe räumte jedoch ein, dass das "subjektive Empfinden der Menschen jedoch oft ein Anderes" sei.

    Experte Maik Dettmer hatte sich mit der künftigen verkehrlichen Belastung auseinandergesetzt. Es wurden Zählungen an den beiden Autobahnauf- und –abfahrten sowie an der Einmündung zum Logistikpark vorgenommen. Überraschendes Ergebnis: Die im vergangenen Jahr von den Gemeinden Apelern und Lauenau aufgewertete Einfahrt der Hanomagstraße in die B 442 sei eine sinnvolle Maßnahme gewesen. Die in fünf Klassen gegliederte Abstufung werde für diesen Bereich selbst im Jahr 2025 voraussichtlich noch eine "gute Qualität" besitzen. Für die nördliche Rampe zur Autobahn sah Dettmer im gleichen Zeitraum noch eine "ausreichende Qualität" an. Dagegen gerät die südliche Aus- und Auffahrt zum Nadelöhr: "Sie ist schon ohne Edeka im Grenzbereich ihrer Leistungsfähigkeit". Er halte dort bereits jetzt eine Ampelanlage für erforderlich. Mit der Betriebsaufnahme werde sie zwingend notwendig sein. In diesem Zusammenhang teilte Heilmann aufgrund einer Anfrage aus dem Apelerner Fachausschuss mit, dass die Straßenbauverwaltung eine weitere Auffahrt in Richtung Hannover abgelehnt habe. Es werde jedoch daran gedacht, die Abfahrt aus Richtung Dortmund aufzuweiten. Foto: vL

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