1. Die K 80 muss weg

    Naturschützer appellieren an Landkreispolitik, auch weitere Straßen aufzugeben

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    RINTELN (ste). Es ist eine bewusste und gewollte Provokation des Naturschutzbundes, der als Vertreter für den Natur- und Umweltschutz natürlich deren Erhalt als erste Priorität setzt und die Frage der Mobilität dem nachrangig untergeordnet sieht. Und so hat der NABU Rinteln mit seinem Vorsitzenden Nick Büscher auch ordentliche Argumente: "Zurzeit zeigen zahlreiche Baustellen, wie unterhaltungsintensiv der Erhalt von Straßen ist. Was man nicht sieht, das sind die enormen Kosten. Laut DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) kosten Planung, Bau und Erhalt der Straßen in Deutschland jährlich 17 Milliarden Euro, wovon auf Bundesfernstraßen 5,63 Milliarden Euro, auf Landes- und Kreisstraßen 2,06 Milliarden Euro und auf die Kommunalstraßen ganze 8,06 Milliarden Euro entfallen. Bei den Kosten für den Erhalt der Bundesfernstraßen wurden mit 1,47 Milliarden Euro etwa 25 Prozent des Gesamtkostenbedarfs für die Bundesfernstraßen ermittelt - für die Kreis- und Kommunalstraßen liegt der Kostenbedarf allein für den Unterhalt noch höher. Das paradoxe: Auch für den Neubau von Straßen werden jährlich viele Millionen Euro investiert, mit den Folgen, dass auch diese in Zukunft - noch mehr Kosten produzierend - unterhalten werden müssen.

    Straßenneubau und -sanierung kosten Unmengen von Geld. Geld, das der NABU besser im Sozial- und Umweltetat aufgehoben sieht.

    Der Naturschutzbund Rinteln (NABU) fordert daher eine Abkehr von dieser Praxis und rät auch den Politikern im Landkreis Schaumburg, "im Kleinen" damit anzufangen, die Umkehr des Straßenbauwahnsinns einzuleiten. Prognosen zufolge werde die Bevölkerung nicht nur altern, sondern auch erheblich schrumpfen. Rinteln wird in etwa 20 Jahren weniger als 20.000 Einwohner haben (aktuell etwa 28.000), von denen aufgrund der sich verändernden Altersstruktur immer weniger Mitbürger Steuern zahlen werden. Die Naturschützer befürchten, dass die nachfolgenden Generationen somit "fast nur noch für Renten und den Straßenerhalt" arbeiten gehen müssen. "Bei sinkender Bevölkerungszahl werden auch erheblich weniger Straßen gebraucht", so Nick Büscher, 1. Vorsitzender der Rintelner NABU-Gruppe. "Und da es eine Reihe von Straßen gibt, die wenig frequentiert werden und dazu dem Naturschutz besonders abträglich sind, sollte man sich dringend gedanklich mit einem Rückbau beschäftigen." Ein Beispiel wäre nach Ansicht des NABU unabhängig vom anstehenden Sandabbau auch die K 80, die quer durch den Möllenbecker Wald führt und eine bedeutende Störungsquelle darstellt, weil sie jedes Jahr Tausenden von Tieren das Leben kostet. Auch für ruhesuchende Spaziergänger sei die Straße am Wochenende eine Katastrophe. Ein weiterer Straßenabschnitt, der dem NABU ein Dorn im Auge ist, ist die Teilstrecke der K 72 zwischen der Paschenburg und der L439. Diese führt auf dem Kamm des Wesergebirges nur durch Wald. Bei der Schließung könne man die Paschenburg immer noch von zwei Seiten erreichen und gleichzeitig den Bergkamm für Wanderer und Spaziergänger attraktiver gestalten. Davon dürfte auch die dortige Gastronomie profitieren. "So wenig frequentierte Straßen sind nicht nur unnötig teuer bei der Instandsetzung, sondern verursachen außerdem hohe Kosten bei der Winterräumung!", meint auch Thomas Brandt, stellvertretender Vorsitzender des NABU Rinteln.

    Auch wenn die Schließung einzelner Straßen für den ein oder anderen kleinere Umwege bedeutete, sei die Ökobilanz von Straßenschließungen positiv, weil die Unterhaltung als extrem energieaufwändig gelte, so der NABU. Außerdem fordert der NABU den sofortigen Stopp der Asphaltierung von Feldwegen. "Wer soll das noch bezahlen? Schon heute fließt immer wieder der Großteil europäischer Förderprogramme in den Ausbau von Feldwegen, während Sozial- und Umweltetats zurückgeschraubt werden. Dabei ist der Feldwegeausbau nichts anderes als eine versteckte zusätzliche Agrarsubvention", so Büscher.

    Foto: ste

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