LANDKREIS (mr). Die Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK), Kreishandwerkerschaft, Agentur für Arbeit und Jobcenter sind sich in einem Pressegespräch über die aktuelle Lehrstellensituation einig: Bisher ist Schaumburg "relativ glimpflich" im Verhältnis zur gesamtwirtschaftlichen Lage davongekommen.
Cornelia Kurth (v. li.), Jörg Lücking, Teamleiter des Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit, Martin Wrede, Fritz Pape und Michael Stemme erörtern die aktuelle Lehrstellensituation.
Im Vergleich zum Vorjahr sind im Landkreis zwölf Ausbildungsverträge mehr geschlossen worden, zeigt Martin Wrede, IHK-Leiter der Geschäftsstelle Stadthagen, die vorläufigen Zahlen zum 31. Juli 2009 auf. Damit treten 375 junge Menschen zum 1. August oder 1. September in die Berufswelt. Zwar gestaltet sich bei Fritz Pape, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, die Statistik zum jetzigen Zeitpunkt noch ein wenig schwierig. Doch er rechnet mit einem Rückgang von circa zehn Prozent zum Jahresende. Die Anzahl der Ausbildungsverträge in den letzten Jahren bewegte sich zwischen 200 und 220. Das erwartete Minus liege allerdings nicht daran, dass die Betriebe in Schaumburg weniger ausbildeten, verdeutlicht Pape. Vielmehr suchten viele Unternehmen entsprechende Bewerber. "Es fehlt merklich an klassischen Realschülern", ergänzt er. Fort- und Weiterbildung sei wichtig, führt Pape aus. Jedoch hätten junge Menschen auch jede Menge Perspektiven, sich berufsbegleitend weiterzuentwickeln und weiterzubilden. "Es gibt eine Alternative zum Studium", bekräftigt Wrede. Den Schülern müsse dies rechtzeitig bewusst gemacht werden. Das bestätigt auch Cornelia Kurth, Leiterin der Agentur für Arbeit in Stadthagen. Zwar gebe es bereits unterstützende Maßnahmen für Auszubildende und Projekte an den allgemeinbildenden Schulen, um Schülern die Berufswelt näher zu bringen. Das reiche allerdings noch nicht aus. Um langfristig für Fachkräfte zu sorgen müsse die Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen noch verstärkt werden. Vor allem gelte es, frühzeitig das Interesse der jungen Menschen zu wecken, stimmt Michael Stemme, Geschäftsführer des Jobcenters Schaumburg, zu.
Aktuell stehen 801 gemeldete Ausbildungsstellen 949 Bewerbern gegenüber. Noch im Vorjahreszeitraum wollten 1.159 junge Menschen einen der 848 Ausbildungsplätze antreten.
Scheinbar ist umdenken gefragt: Guten Schulabgängern muss der Einstieg in die Ausbildung schmackhaft gemacht werden, schlechtere Schulabgänger sollten von den Betrieben unabhängig der Noten eine persönliche Chance erhalten und natürlich gilt es weiterhin, Ausbildungsplätze zu schaffen.
Daran arbeiten müssen alle. Damit Schaumburg auch hinsichtlich des vielfach diskutierten Fachkräftemangels in Deutschland "relativ glimpflich" davon kommt.
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