LAUENAU (al). Wer schon immer einmal den Raumanzug von Commander Spock oder Captain Archer, den Kommandostand von "Raumschiff Enterprise" oder auch nur die Maske eines "Alien"-Mimen sehen wollte, muss nicht nach Hollywood reisen. Die Sammlung zahlloser Requisiten aus "Science Fiction"-Filmen der vergangenen 30 Jahre ist in Lauenau zu finden. Interessierte sollten sich beeilen: Vorerst genießt das originelle Museum, das nach Angaben seines Betreibers das weltgrößte seiner Art sein müsste, nur einen vorübergehenden Status. Ob es sich an seinem jetzigen Standort oder an anderer Stelle auf Dauer etablieren kann, hängt nicht zuletzt von den finanziellen Mitteln ab. Ohne Martin Netter würde es die Schau gar nicht geben. Der 49-Jährige sammelt seit seiner Kindheit. Erst waren es Plakate, Autogrammkarten und Werbefotos von Kinofilmen. Später handelte er mit Antiquitäten und erwarb als begeisterter Fan von "Science Fiction"-Filmen und –Fernsehserien auf immer mehr Unikate. Dafür war ihm kein Weg zu weit: Wiederholt reiste er in die Filmmetropole Los Angeles, verhandelte selbst mit Studios um die Übernahme ausgedienter Requisiten – und lernte auf diese Weise etliche Entscheider und auch Schauspieler kennen. "Ich sehe mich als Beschützer und Bewahrer dieser Film- und Fernsehgeschichte", sagt er selbst über sich. Dafür hat er in seinem Bakeder Haus wie auch im ehemaligen "Cytack"-Fabrikgebäude im Lauenauer Logistikpark Platz geschaffen. Allein in Lauenau reihen sich auf 700 Quadratmetern die ungewöhnlichsten Kulissen von "Raumschiff Enterprise", "Star Trek", "Star Wars" oder "Battlestar Galactica": Kommando- und Gefechtsstände von Raumstationen, die Brücke eines Klingonen-Kreuzers, Anzüge der "Borgs" und sogar der gläserne Originalkasten, in der der Hund von Captain Archer in spannenden Szenen einst behandelt worden ist. Captain Kirk könnte sofort sich in seiner bequemen Couch lümmeln oder sich am Bufetttisch bedienen, über die oft die Kameras in zahllosen Szenen geschwenkt sind. Dass Netters Besitz in der Fachwelt Interesse weckte, blieb nicht aus: Fans und Sammler nehmen auch weite Anreisen in Kauf, um hier in Erinnerungen zu schwelgen. Den aktuellen Kinostart von "Star Trek 11" könnte deshalb Netter in naher Zukunft weiteren Zulauf bescheren. Manchmal hilft er auch bei aktuellen Fernsehproduktionen aus. Gerade erst waren Teile beim NDR in Hamburg. Für die "Kabel 1"-Sendung "Beam me up - Die Star Trek Show" stellte der Experte Teile der Enterprise-Kommandobrücke zur Verfügung. Die Lauenauer "Filmwelt" umfasst jedoch nur etwa zehn Prozent seines tatsächlichen Besitzes. Zu gern Netter das komplette Innere eines Raumschiffs darstellen. Die Teile hat er längst beisammen; nur: Es fehlt der Platz - und auch eine wirtschaftlich sichere Zukunft für sein Museum. Denn vom angegliederten Verkaufsraum allein können Martin und Beate Netter mit ihren drei heranwachsenden Kindern, die allesamt vom "Star Trek"-Virus erfasst sind, nicht leben. "Wir haben nur ein altes Auto mit 340.000 Kilometer auf dem Tacho, aber dafür ein Shuttle im Haus", grinst Netter, der im heimischen Bakede auch Vorsitzender des Schützenvereins ist. "Mir fehlt Platz und Geld", wünscht er sich eine Perspektive - und hat sich auch schon einmal im Lauenauer Gewerbepark umgesehen. Die zentrale Lage zu Autobahn und Flughafen Hannover waren bereits ein wichtiges Argument für die gegenwärtige Standortwahl, um dem überregionalen Interesse für seine Schau Rechnung zu tragen.
Längst liegen ihm auswärtige Angebote vor. Ein Einkaufszentrum in Luxemburg würde ihm glatt eine große Fläche zur Verfügung stellen. Vergnügungsparks zeigten Interesse an Sonderausstellungen. Aber Netter schwebt eher eine ständige Präsentation vor: "Und außerdem wollen wir im Weserbergland bleiben." Deshalb öffnet er weiterhin an jedem Nachmittag um 14 Uhr seine "Filmwelt" in der Hanomagstraße 10 in Lauenau und hofft, dass Besucher, die nur im Rahmen von kostenpflichtigen Führungen das ungewöhnliche Museum betrachten können, im angrenzenden Verkaufsraum Interesse an Fanartikeln, Spielzeug, Kleidung, Abzeichen und anderen Gegenständen finden. Beim Rundgang mit den Gruppen streift sich Netter die Admiralsjacke über und sorgt bei Bedarf auch für Sonderaktionen zum Beispiel bei Kindergeburtstagen oder ganz engagierten Kinofreaks. Allen Besuchern aber zeigt er den Original Schminkstuhl, auf dem alle großen "Science Fiction"-Mimen gesessen haben, denen in den verschiedenen Serien spitze Ohren, faltige Gesichtshaut oder bewegliche Fühler am Kopf anmodelliert worden sind. Für ein wenig Grusel sorgen ein Alien mit Schlitzaugen und schrumpeliger Kopfform oder die täuschend echt aus Plastik und Schaumstoff geformte vermoderte Leiche im Sarg. Foto: al