LAUENAU (al). Den fruchtbaren Norden und die Wüsten im Süden, biblische Stätten und die heikle politische Situation in den besetzten Gebieten haben sich 30 Teilnehmer einer Reise nach Israel unter der Leitung des Lauenauer Pastors Dieter Meimbresse ganz aus der Nähe angesehen. Zwölf Tage lang fuhren sie mit dem Bus kreuz und quer durch den Nahoststaat und besuchten auch die ägyptische Halbinsel Sinai. Zu den Höhepunkten zählte ein Aufstieg auf den Moseberg, um dort den Sonnenuntergang zu erleben. Tiefe Eindrücke hinterließ unter anderem ein Gottesdienst am Ufer des Sees Genezareth.
Auch das ist Israel: die Lauenauer Reisegruppe in der engen Schlucht von En Abdat.
Leise kräuseln sich die Wellen am Ufer des Sees Genezareth. Fische, die den Namen des ersten "Menschenfischers" Petrus tragen, tummeln sich dort, wo kleine Quellflüsse den Hang hinabspringen und sich in dem großen Wasser ergießen. In das Morgenidyll hinein klingt Gesang: Dort, wo der biblischen Überlieferung nach Jesus das Wunder der Brotvermehrung wirkte und Tausende Menschen mit "fünf Broten und zwei Fischen" sättigte, feiert der Lauenauer Pastor Abendmahl.
Immer wieder nutzt er die Gelegenheit, an authentischen historischen Stätten Gebete zu sprechen und Andachten abzuhalten: Auf Schritt und Tritt begegnen den Teilnehmern die Plätze, die schon in der Bibel beschrieben worden sind. Es ist eine spannende Reise in die Geschichte, die durch die Begleitung von Gabriele Levy mit ihrem profunden historischen und archäologischen Wissen fachkundig ergänzt wird. So wandern die 31 Teilnehmer auf den Spuren Jesu und seiner Jünger, denen des König Herodes und die der Kreuzfahrer des Mittelalters. Sie erleben den Sonnenaufgang am See Genezareth und den Sonnenuntergang am Golf von Akaba. Sie stehen auf dem Ölberg und im Garten Gethsemane, an der Klagemauer und in den winkligen Gassen der Jerusalemer Altstadt. Aber sie erfahren auch den zur stillen Gottesdienststunde am See Genezareth fast erschreckenden Kontrast: In der Geburtskirche in Bethlehem wie auch in der Jerusalemer Grabeskirche drängeln sich die Menschen, lärmen und schubsen sich an den vermuteten Stätten von Jesu Geburt und Tod vorbei. Israel als Land der Gegensätze lässt sich nicht nur am Zusammentreffen der drei großen Weltreligionen ausmachen: Juden, Christen und Mohammedaner sehen auf insgesamt nur wenigen hundert Quadratmetern in der Jerusalemer Altstadt jeweils ihre bedeutendsten Gebetsstätten. Aber auch innerhalb der jeweiligen Konfession gibt es Differenzen: Ultra-orthodoxe Juden, die in einem eigenen Stadtteil leben und nicht einmal die offizielle Landessprache benutzen, stehen geradezu feindlich den liberaleren Glaubensgenossen gegenüber. Unter den Arabern fühlt sich die christlich gläubige Minderheit isoliert gegenüber den Islamisten. Doch es gibt auch ganz andere Kontraste: das moderne Tel Aviv mit Wolkenkratzern aus Glas und Beton in unmittelbarer Nachbarschaft zur alten Hafenstadt Jaffa; die heitere Gelassenheit im Badeort Eilat ganz im Süden und der bedrückende Gang durch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.Während die Geschichtsinteressierten die Ausgrabungen von Jericho, Qumran, Masada oder die Nabatäer-Siedlung Abdat als ihre persönlichen Höhepunkte ansahen, gingen Wasserfreunde buchstäblich in die Tiefe: 411 Meter unter dem Ozeanniveau ließen sie sich auf dem extrem salzhaltigen Wasser des Toten Meeres treiben. Andere zog es auf den 2286 Meter hohen Moseberg. Im Schatten der Dreifaltigkeitskapelle erlebten sie den Sonnenuntergang. Eine dreistündige Wanderung mit fast 800 Treppenstufen auf der letzten Etappe führte zum Gipfel. Den nächtlichen Rückweg ins Tal begleitete ein faszinierender Sternenhimmel. Besonders nachdenklich wurden die Teilnehmer bei der Fahrt in das unter palästinensischer Verwaltung stehende Bethlehem: Hier sahen sie zum ersten Mal die fernsehbekannte hohe Mauer, mit denen der Staat alle Autonomiegebiete allmählich abzuriegeln versucht und die dahinter lebenden Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt. Der Vergleich mit ehemaligen deutschen Verhältnissen drängte sich auf. Foto: al