RINTELN (ste). Seit 34 Jahren arbeitet Sigrid Hering als freie Dozentin für Deutsch als Fremdsprache und wie schwer es ist, der deutschen Sprache mächtig zu werden, und wie viele Hürden man nehmen muss, um einen Deutschen Pass zu bekommen, konnte das SW bei einem Besuch ihrer Kurse jetzt hautnah erleben. Im Integrationskurs, der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (kurz Bamf) aus Braunschweig ausgeschrieben und in jeder Stadt angeboten wird, werden die zukünftigen Deutschen Staatsbürger von Sigrid Hering unterrichtet und betreut. "Schwierig ist es am Anfang, wenn die Teilnehmer noch gar keine oder nur ganz wenig Deutschkenntnisse haben", so die Lehrerin. In sechs Monaten mit 25 Wochenstunden wird dann gelernt was das Zeug hält.
Geschickt werden die Anwärter auf die Deutsche Staatsbürgerschaft vom Jobcenter oder vom Ausländeramt, um das Zertifikat "B1 Deutsch als Fremdsprache" zu lernen. Dieses ist nötig, um den deutschen Pass zu erlangen. Aber nicht nur der deutschen Sprache müssen die Teilnehmer mächtig sein, sondern auch geografisch und politisch wird einiges Wissen abverlangt. "Verschiedene Religionen und verschiedene Vorbildungen treffen in der Gruppe aufeinander." Besonders wichtig sei es, so die Dozentin, die Integration von türkischen Frauen voranzutreiben. Ein Balanceakt zwischen Kultur, Religion und unterschiedlichen Leistungsständen treffen hier im Kurs aufeinander. Zur Zeit sind im Integrationssprachkurs in den Räumen von "Arbeit und Leben" in der Engen Straße 14 Teilnehmer im Alter von 18 bis 54 Jahren aus Kulturkreisen wie Afrika, Asien und Europa. Der Schwerpunkt wird auf den mündlichen Erwerb des Sprachgebrauches gelegt. "Angefangen wird bei Null, das heißt, unterschiedlich sprechene Teilnehmer beginnen mit der deutschen Sprache von Beginn an.
Dem folgt die Grammatik mit Verben in den verschiedenen Beugungen und Zeiten: "Vom Infinitiv über Präsens, Präteritum bis zum Perfekt wird alles gelernt und tägliche Situationen werden durchgespielt." Die Deutsche Kultur, Geschichte und Politik wird ebenso erlernt wie die einzelnen Bundesländer und deren Hauptstädte. Da würde so mancher gebürtiger Deutsche das Handtuch werfen müssen. Beachtenswert ist es, wie gut die Teilnehmer in der Gruppe um Sigrid Hering den Lehrstoff aufnehmen und lernen. Auch Hans-Hajo Harm, Regional-
koordinator Integration aus Braunschweig, überzeugte sich von der geleisteten Arbeit und dem Kenntnissstand der Neu-Deutschen, die auch lernen sollen, das Land zu lieben und gegenseitiges Verständnis füreinander aufzubringen für eine bestmögliche Integration. Zum Abschluss des Integrationssprachkurses nehmen die Teilnehmer noch an einem Orientierungskurs teil, bei dem speziell an zehn Tagen Politik unterrichtet wird. Regelmäßige Zwischentests überprüfen dann die Erfolge und der Abschlusstest gilt dann bei bestandener Prüfung als Nachweis ausreichender deutscher Sprachkenntnisse bei Ausländer- und Einbürgerungsbehörden.
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