LAUENAU (al). Einem Autofahrer aus Bad Nenndorf verdankt die evangelische St. Lukas-Gemeinde in Lauenau, dass ihr Gotteshaus am frühen Mittwochabend keinen schweren Schaden genommen hat. Der Mann passierte die Einmündung der Carl-Sasse-Straße in die Coppenbrügger Landstraße, als er hinter den farbigen Glasfenstern der Kirche Feuerschein und aufsteigenden Qualm bemerkte. Die alarmierte Feuerwehr konnte einen ersten Löschtrupp nur unter schwerem Atemschutz in das Gebäude schicken: Dichter Qualm hatte bereits zu völliger Dunkelheit geführt. Ein gleich neben der Kanzel befindlicher Tisch, auf dem Konfirmanden dicke Stumpenkerzen dekoriert hatten, stand in hellen Flammen.
Mit einem Schaumfeuerlöscher war das Feuer zwar schnell gelöscht; den eigentlichen Schaden aber ermittelte die Polizei erst am nächsten Tag. Rauchschwaden hatten weite Bereiche des Deckengewölbes mit einer rußigen schwarzen Schicht versehen. Der Schaden beläuft sich nach ersten vorsichtigen Schätzungen auf mindestens 10.000 Euro.
Für den Nenndorfer Kriminalhauptkommissar Gerhard Böttcher ist inzwischen klar, dass nur Brandstifter am Werk gewesen sein können. Die tagsüber grundsätzlich geöffnete Kirche wird regelmäßig kontrolliert. Besucher dürfen nur Teelichter an einem separaten hölzernen Kerzenständer entzünden. Zwar stand der Tisch in direkter Nachbarschaft; keine der Kerzen aber war heruntergebrannt: Die große Hitze hatte sie jedoch der Länge nach schmelzen und das Wachs auf dem Tisch selbst sowie auf dem Boden tropfen lassen.
Dieses Szenario lässt Böttcher vermuten, dass mit einem Brandbeschleuniger das Feuer vorsätzlich gelegt worden ist: Für kurze Zeit entstand so eine enorme Hitze, dass auch der Fuß eines großen Kerzenständers aus Zinn geschmolzen ist. Böttcher, der mit seinem Kollegen Marc Dehne den Schadensort untersuchte, nimmt an, dass das Feuer gegen 18 Uhr gelegt worden sein könnte. Um 18.20 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert.
Zwei Stunden vorher war das Gotteshaus zuletzt kontrolliert worden. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter hatte nichts Auffälliges bemerkt. Auch Küsterin Maria de Lourdes-Wehlisch, die gegen 15 Uhr in der Kirche war, hegte keinen Verdacht: "Da brannte keine Kerze", gab sie den ermittelnden Beamten zu Protokoll.
Die Küsterin informierte umgehend den im Urlaub befindlichen Pastor Dieter Meimbresse über den Vorfall. Dieser will auch weiterhin am Prinzip der "Offenen Kirche" festhalten, wie de Lourdes-Wehlisch ausdrücklich mitteilte: Die Nachfrage von auswärtigen Besuchern sei sehr groß. Aber sie wolle künftig noch häufiger kontrollieren.
Die Beamten des Nenndorfer Polizeikommissariats nehmen den Vorfall sehr ernst: "Das war kein Dummer-Jungen-Streich", betont Böttcher. Wenn der aufmerksame Autofahrer nicht Alarm geschlagen hätte, wäre das Feuer möglicherweise auf die direkt benachbarte Verstärkeranlage, den hölzernen Kanzelaufgang oder auf nahe Kirchenbänke samt Polsterung übergesprungen. Deshalb sind für die weiteren Untersuchungen dringend Zeugen erwünscht: Wer am späten Mittwochnachmittag gegen 18 Uhr Verdächtiges rund um die Kirche beobachtet hat, sollte sich an das Nenndorfer Kommissariat unter (05723) 94610 oder an eine andere Polizeidienststelle wenden. Foto: al/ffw