BÜCKEBURG (rp). Er war gekommen, um sich ein Bild von den Sorgen und Nöten der Bundeswehrsoldaden in Bückeburg zu machen: der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages Reinhold Robbe. Acht Stunden später konnte er nach zahlreichen Gesprächen mit Vertrauensleuten und Personalräten ein positives Fazit ziehen: "Ich sprach mit vielen Soldaten, die alle einen zufriedenen Eindruck machten”, so Robbe, der im Rahmen seines Besuches auch die neuen Hubschraubersysteme kennenlernte.
Gekommen war der Wehrbeauftragte auf Einladung des hiesigen Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy, der sich ebenfalls am Thema Bundeswehr sehr interessiert zeigte: "Die Heeresfliegerwaffenschule ist ein Aushängeschild Bückeburgs”, betonte Edathy und das solle auch weiterhin so bleiben. "Vor Ort können viele Probleme durch das rasche Eingreifen und das Improvisationstalent der Soldaten abgestellt werden”, sagt Robbe, der nicht nur während seines Besuchs für jede Kritik und jede Anmerkung ein offenes Ohr zeigte. Neben einem Einblick in die Struktur der Herresfliegerwaffenschule bezog Robbe auch Stellung zu brisanten Themen wie der sogenannten Simulatorkrankheit, der Notwendigkeit einer Zukunftssicherung für Soldaten sowie der Überbelastung von Heeresfliegern in Auslandseinsätzen. Die Simulatorkrankheit, so Robbe, stelle derzeit ein großes Problem der Heeresflieger da. Dabei stellten sich physische, aber auch psychische Probleme ein, die den Piloten bei der Ausübung seiner Arbeit behinderten. Auslöser für diese Krankheit könne, laut Robbe, die Unvereinbarkeit der Simulatorgrafik mit den realen Bildern eines Fluges sein. "Das Gehirn eines Piloten kann den Unterschied manchmal nicht verarbeiten, deshalb könnte es zu körperlichen und seelischen Beschwerden kommen”, vermutet der Wehrbeauftragte. In naher Zukunft wolle man dem Problem mithilfe einer eingehenden Untersuchung von 60 Probanden auf den Grund gehen. Bückeburg könnte durch die Forschung der Krankheit eine Vorreiterrolle einnehmen, die sich auch auf andere Bereiche der Bundeswehr positiv auswirkt, denn Simulatoren werden bei allen Bundeswehrgattungen eingesetzt. Brigadegeneral Wolski wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die derzeit verwendete Simulatorsoftware das Gelände relativ grob darstelle. In den kommenden Monaten werde eine neue Software installiert, die eine Landschaftsgrafik in besserer Qualität zeige.
Die Thematik einer besseren Planungssicherheit für die private und berufliche Zukunft des Soldaten wurde ebenfalls diskutiert. So kritisierte Robbe unter anderem, dass sich die Bundeswehr noch immer nicht auf die Bedürfnisse von Soldatinnen eingestellt habe, wodurch die Frage des Mutterschutzes nach wie vor unberücksichtigt bleibe. "Dann kann und darf nicht sein”, so Robbe.
Die Überbelastung der Heeresflieger in Auslandseinsätzen war eines der wichtigsten Themen, zu denen der Wehrbeauftragte Stellung bezog. "Die Flieger gehören zu der an stärksten frequentierten Einsatztruppe”, sagte Robbe und betonte, dass die Zuführung der beiden neuen Hubschraubersysteme NH-90 und Tiger weitere, erhebliche Herausforderung darstellten. Die Verspätungen bei der Auslieferung hatten zuletzt negative Auswirkungen auf das fliegerische Personal gehabt: "Es fehlten die Hubschrauber”, so Robbe, deshalb hätten nicht alle zur Verfügung stehenden Piloten eingesetzt werden können. Dies habe zunahmend zu Unzufriedenheit im dienstlichen Bereich geführt und die Lebensplanung vieler Soldaten beeinflusst.
Auch auf die Belastung zu kurzer Standzeiten nach Auslandseinsätzen wurde eingegangen. Robbe wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es der Bundeswehr an genügend Spezialisten fehle. "Wir müssen prüfen, ob es Nachsteuerungsbedarf gibt und ob die Personalplanungen realistisch sind”, sagte der Wehrbeauftragte. Den derzeit im Ausland tätigen Soldaten sicherte Robbe zu, alles Notwenige zu tun, um einen positiven Verlauf des Einsatzes zu gewährleisten.
Reinhold Robbe, der am 12. Mai 2005 zum Wehrbeauftragte des Bundestages gewählt wurde, nimmt eine besondere Stellung innerhalb des parlamentarischen Systems ein. Er ist kein Beamter und darf während seiner Dienstzeit kein weiteres Amt bekleiden. Der Wehrbeauftragter wird immer dann aktiv, wenn er Hinweise auf die Verletzung von Soldaten-Grundrechten vermutet. Auch in Zukunft wird sich Robbe bis zum Ende seiner Amtszeit durch Besuche in Kasernen ein Bild vom Zustand der Bundeswehr machen und versuchen, Verbesserungen herbeizuführen. Foto: rp