STADTHAGEN (nb). Die frühere Synagoge ist zur Zeit Schauplatz einer besonderen Auseinandersetzung. Künstlerin Britta Eisen quartierte sich Anfang Juli mit der Zielsetzung in das historische Gebäude ein, dort nationalsozialistische Geschichte und Vergangenheit auf ihre ganz eigene Weise aufzuarbeiten. Am Mittwoch, dem 22. Juli und Mittwoch, dem 29. Juli haben Interessierte von 10 bis 12 Uhr die Gelegenheit, die bisherige Entwicklung zu begutachten und Zeuge des Zwischenstandes zu werden. Bisher sind in zwei Wochen konzentrierter Arbeit neun Bilder im Format 50 mal 50 enstanden. Leinwände, die mit Misch- und Collagentechnik Assoziationen und Eingebungen abbilden. Anziehend und abschreckend, intensiv und inhaltsschwer. "Bilder müssen Geschichten erzählen können", so Eisens Leitsatz. "Es ist wie ein Auftrag für mich", so Eisen, "ich hatte von Anfang an das Gefühl, dieser Ort hat was mit mir zu tun". Die Künstlerin versteht sich selbst lediglich als Kanal, durch den das nach außen fließt, was das Thema selbst werden will. Sie arbeitete intuitiv, und unbewusst entstanden dabei abstrakte Abbildungen, voll von biblischer, jüdischer Symbolik und Geschichte. Zu sehen sind blutige Ungerechtigkeit, Trauer, aber auch Hoffnung auf dem Weg ins Licht. Beginn habe sie nur bewahren wollen. Die Struktur der geschichtsträchtigen Synagogenwände als stumme Zeitzeugen in Bildern festhalten und so konservieren. Dann hat sich das Thema verselbstständigt und wie zufällig ergab sich eine emotionale Chronologie von Ereignissen. Notwendige Denkpausen ergaben sich von allein und die nutzte die Malerin, um sich weiter mit der Zeit des NS-Regimes zu beschäftigen. Auch Persönlichkeiten wie die jüdische Autorin Hilde Domin haben Eisen in ihrem aktuellen Schaffen beeinflusst. Domins Gedicht "Bitte" wurde deshalb Teil eines der bis jetzt entstandenen Bilder. Am Ende soll es ins Licht gehen, in das Heute und das Miteinander der Religionen. "Mein Hauptanliegen ist es, das, was uns verbindet, sichtbar zu machen", so Eisen, "eine Versöhnung ist nur möglich, indem man nicht wegschaut". Bis zu 15 Bilder können es am Ende werden. Eine Serie, die vom Dunkel ins Grau und zum Konsens führen möchte. Der "Förderverein ehemalige Synagoge", zu dessen Mitgliedern auch Eisen gehört, möchte die ehemalige Synagoge renovieren und als authentisches Mahnmal, Dokumentations-, und Lernort, für nachkommende Generationen erhalten. "Es ist wichtig, nicht zu verdrängen, sondern zu konfrontieren", sagte Jürgen Lingner, zweiter Vorsitzender des Fördervereins. Einen Anfang macht die künstlerische Aufbereitung Eisens. Besucher des Ateliers gelangen über die Schulstraße und den Kundenparkplatz von Böger Kreativ, Niedernstraße 19, zur Synagoge. Alternativ besteht die Möglichkeit, das Geschäft als Durchgang zum angeschlossenen Innenhof zu nutzen. Foto: nb
Vom Dunkel ins Licht: Nach der Auseinandersetzung mit dem Leid der Vergangenheit befindet sich Britta Eisen nun auf dem Weg, Gemeinsames und Verständigung zu zeigen.